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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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musste er feststellen, dass der Hund zu weit entfernt lag. Er drehte Magiere herum, hielt das Ohr dicht an ihren Mund und hörte, dass sie atmet e – sie lebte. Chap jaulte noch immer, und Leesil wandte sich ihm zu.
    Plötzlich legte sich ihm eine Hand auf die Schulter und riss ihn herum.
    »Ich kümmere mich um ihn!«, rief Sgäile. »Bring Magiere und ihre Geschenke fort!«
    »Was ist mit Chap?«, flüsterte Magiere.
    Leesildrehtesichumundsah,dassihreAugenhalbgeöffnetwaren.
    In diesem Moment störte er sich nicht daran, dass ihm Sgäile Anweisungen erteilte. An den Geschenken des kleinen schwarzen Wesens war er nicht interessier t – ihm ging es nur darum, Magiere und Chap fortzubringen. Aber er nahm die beiden Objekte trotzdem, den goldenen Reif und den Dolch.
    »Sgäile kümmert sich um Chap«, ächzte er, hakte sich den Reif an die Schulter und klemmte sich den Dolch zusammen mit seinen beiden neuen Waffen unter den Arm. Dann zog er Magiere hoch, legte sich ihren einen Arm um die Schultern und hielt sie mit der freien Hand an der Taille. Keiner von ihnen blickte zurück, als sie in den Tunnel wankten, zurück zur Treppe.
    Sgäile sank neben dem jaulenden Chap auf die Knie, schob beide Arme unter den Hund und murmelte immer wieder: »Bitte, ihr Ahnen, schützt ih n … ich flehe euch an!«
    Chap zappelte und war schwerer als erwartet. Erst beim zweiten Versuch gelang es Sgäile, ihn hochzuheben, und als er ihn übers Plateau trug, lastete außerdem das Gewicht der Schuld auf ihm.
    Er hatte Außenstehende zu den Chein’âs gebracht. Er hatte ein bleiches Ungeheuer zu diesem Ort geführt und beobachtet, wie es ebenfalls Geschenke bekam. Und jetzt litt Chap, der vom alten Geist berührt war.
    Und das alles, weil er Brot’ans Anliegen nicht zurückgewiesen hatte.
    Jeder Tag brachte mehr Verwirrung, und er geriet in eine immer schwierigere Situation, bis ihm kaum mehr etwas anderes übrig blieb, als sich blind an seinem Glauben festzuklammern. Aber er hätte es nicht ertragen können, wenn dieser uralte Geist in seinen Armen starb.
    »Bitte, lass dich von mir tragen«, flüsterte Sgäile Chap ins Ohr, hob ihn hoch und eilte zum Tunnel.
    Chaps Knochen schienen sich in glühende Kohlen zu verwandeln, die seinen Körper von innen verbrannten. Überall um ihn herum glühten Steine, und er konnte kaum mehr atmen. Von der Erinnerung, die er dem kleinen schwarzen Wesen gestohlen hatte, ging ein Schmerz aus, der in Herz und Seele stach.
    Er sah andere seiner Art: Sie krochen und sprangen umher, ganz nahe bei einer Ansammlung rauchender Steine, die einen Lavafluss umgaben. Manche von ihnen schwammen in der orangefarbenen Flüssigkeit, die so hell strahlte, dass sie blendete.
    Verloren in dieser Erinnerung betrachtete Chap seine eigenen dunklen, ledrigen Hände und die dünnen, in Krallen endenden Finger. Sie waren um die Kante des Felsvorsprungs gewölbt, auf dem er saß.
    Bitte, lass dich von mir tragen!
    Die Worte flüsterten irgendwo in Chaps Innern, und der Schmerz ließ nach, bis er nur noch angenehme Hitze unter den schwarzen Händen und Füßen fühlte.
    Dann war plötzlich das Kreischen der Wesen von Furcht erfüllt.
    Kleine dunkle Hände huschten am Rand des Risses entlang wie Nagetiere, die versuchten, sich irgendwo zu verstecken. Die qualmenden, halb verbrannt wirkenden Wände des Risses, der die Ausmaße einer Schlucht gewann, zitterten und verschwammen, wurden zu wogendem Schwarz, in dem hier und dort Lichter schwebten. Chap verlor sie aus den Augen, als etwas Neues in sein Blickfeld geriet.
    Er schwebte in der heißen Luft über dem Lavafluss. Und er war dort nicht allein.
    Eine Gestalt flog ihm entgegen, gehüllt in einen langen Kapuzenmantel. Die Symbole darauf schienen das rote Licht des Flusses einzufangen und ihrerseits zu glühen. Die obere Hälfte des Gesichts unter der Kapuze verbarg sich hinter einer alten Ledermaske. Darunter waren verschrumpelt wirkende Lippen und ein faltiges Kinn. Die Maske wies keine Augenschlitze auf, aber die Gestalt drehte den Kopf und schien die kleinen schwarzen Wesen zu sehen, die entsetzt flohen.
    Chaps eigene Erinnerungen überlagerten die gestohlenen, und er schmeckte Fleisch und Blut zwischen seinen Zähnen.
    Ubâd, der verrückte Nekromant, der Magieres Geburt geplant hatt e … Er schwebte in der Luft, getragen von einem Gefährt aus versklavten Geistern. Teile dieser dünnen grauweißen Kugel wurden zu langen Streifen, die den Fliehenden folgten, und einer von

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