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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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sie klirrten, wenn man den Beutel bewegte.
    »Was machst du da?«, fragte Chane.
    »Wart’s ab.«
    Sie gingen an den Felsen vorbei, bis sie einen Weg nach unten fanden. Währenddessen dachte Welstiel darüber nach, wie er sich an die Seefahrer wenden sollte.
    Zwar verstand er einige ylladonische Worte, aber er beherrschte die Sprache nicht. Vielleicht hatte es hier einmal eine einheitliche Sprache gegeben, oder mehrere, gesprochen von den Nachkommen der Menschen, die einst zu diesen abgelegenen Küsten gekommen waren. Aber im Lauf der Zeit war in den verschiedenen Stadtstaaten ein Durcheinander aus einzelnen Dialekten entstanden. In manchen Gegenden sprach man sogar Altdröwinkanisch.
    Zu seinen Lebzeiten, als junger Mann, hatte Welstiel kurzen Kontakt mit den Ylladonern gehabt, als sein Vater bestrebt gewesen war, auf diesem Kontinent sein Glück zu machen. Sie hatten sich damals in einem Stadtstaat niedergelassen, aber Welstiels Vater war schnell klar geworden, dass ihm die starre Hierarchie kaum Anhaltspunkte bot. Hinzu kam: Die Ylladoner griffen nicht nur Fremde an, sondern fielen auch übereinander her, wenn sich ihnen Gelegenheit bot.
    Sie waren Parasiten: Sklavenhändler, Piraten und Diebe. Gesetze kannten sie nicht, aber es wäre falsch gewesen, sie deshalb als unintelligent zu bezeichnen. Welstiel fiel nur ein möglicher Grund dafür ein, warum sich diese Seefahrer so weit nach Norden gewagt hatten: Überfälle auf die südlichsten Siedlungen der Elfen. Das machte die Männer in seinen Augen tollkühn.
    »Lass dein Schwert in der Scheide, bis ich dich auffordere, es zu ziehen«, sagte er.
    Chane folgte ihm stumm, als sie den Strand erreichten und bis zur kleinen Bucht gingen. Vor ihnen zeigte sich der Schein des Lagerfeuers in der Nacht, und Welstiel rief den Fremden einen Gruß auf Altdröwinkanisch zu.
    Männer eilten hinter den Ruderbooten hervor, blieben stehen und warteten, als Welstiel in den Schein des Feuers trat. Fünf von ihnen zogen ihre Entermesser und Dolche, und der sechste hob eine Armbrust. Die meisten von ihnen hatten leichte Westen oder Jacken aus Leder an, und ihre Hosen waren aus Tierhäuten zusammengenäht oder bestanden aus grobem Leinen. Die Hälfte von ihnen trug mit Nieten oder Eisenbändern ausgestattete Armschienen.
    Die Seefahrer waren recht kräftig; niemand von ihnen wirkte unterernährt oder betrunken. Wie auf ein geheimes Kommando hin gingen sie in Kampfpositio n – zwei der Männer schnitten Welstiel und Chane den Weg landeinwärts ab.
    »Bleibt ruhig!«, rief Welstiel ihnen zu.
    Der mit kleinen Steinen gefüllte Geldbeutel baumelte an der Schnur, die er sich um den Finger gewickelt hatte, doch die Ylladoner ließen ihre Waffen nicht sinken. Ein zwischen den Ruderbooten stehender Seemann sah zum Lagerfeuer, als hinter den Flammen ein weiterer Mann vortrat.
    Er war Ende zwanzig, eher klein und hatte einen kurzen Bart. Mit scharfer Stimme rief er den anderen Männern Befehle zu, ohne den Blick von Welstiel abzuwenden. Dieser Mann hatte keine Waffe gezogen. Die Scheide an seiner Hüfte war zu schmal für ein Entermesser und vielleicht für einen Säbel bestimmt. Unter der gesteppten Lederweste trug er ein himmelblaues Hemd, das sich in einem besseren Zustand befand als die Kleidung der anderen Seefahrer.
    »Bleib stehen da!«, sagte er auf Altdröwinkanisch und mit einem seltsamen Akzent.
    Welstiel verharrte, und Chane ebenfalls.
    »Bist du der Kapitän?«, fragte Welstiel. Er bewegte den Geldbeutel und ließ seinen Inhalt klirren. »Wir möchten dich bitten, uns an Bord deines Schiffes mitzunehmen.«
    »Mitzunehmen?«, wiederholte der Mann.
    Er musterte Welstiel von Kopf bis Fuß, schnaubte und deutete dann auf einen der beiden Männer, die den Weg über den Strand blockierten.
    »Er Kapitän«, sagte der junge Mann in gebrochenem Altdröwinkanisch. »Aber er nicht sprechen deine Worte. Ich Steuer.«
    »Du bist der Steuermann?«, vergewisserte sich Welstiel.
    Der kleine Steuermann antwortete nicht, und der Kapitän kam einige Schritte näher.
    Er war der größte und kräftigste Mann, und seine dicke Lederkleidung wies stählerne Beschläge in Form von Rauten auf.
    Haar und Gesicht verbargen sich unter einem Helm aus gehärtetem Leder, der oben mit drei Eisenbänden versehen war. Solche Verstärkungen gab es auch beim breiten Nasenschutz und den Erweiterungen für die Wangen. Die Maske hatte nur vier Öffnungen: zwei für die Augen, eine am Mund und eine am Kinn. Den

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