Dhampir - Götterjagd
und schienen zu wissen, warum er es zu ihnen brachte.
Sabel begann zu zittern, und deutlich war zu sehen, wie ihre Eckzähne länger wurden. Der Mann mit dem lockigen Haar schnüffelte und schien das Blut zu riechen.
»Ihr müsst leise sein, wenn ihr überleben wollt«, warnte Chane.
Der Mann mit dem lockigen Haar kam herbei.
Chane gab dem Seemann einen Stoß, schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
Der Matrose fiel zu Boden, und im gleichen Augenblick waren zwei der Untoten heran. Der Mann versuchte zu schreien, brachte aber nur ein gurgelndes Geräusch hervor. Er schlug nach einem der Untoten und wollte dann sein großes Messer ziehen, doch der ehemalige Mönch mit dem lockigen Haar knallte ihm seine Eisenkeule an den Kopf.
Der Matrose erschlaffte, und die Untoten fielen über ihn her, bohrten ihm die Zähne in den Leib und leckten vergossenes Blut wie Hunde auf. Sabel gesellte sich ihren Artgenossen als Letzte hinzu.
SiebissindenOberschenkeldesMannesundzerrissdenStoffderHose,umansFleischzugelangen.MiteinemQuiekenhobsiedenKopf,unddergrauhaarigeMannschlugihrmitderflachenHandinsGesicht,stießsiezurück,nahmsichdanndievonihrgeschaffeneWundevor.Chanehättefasteingegriffen,aberSabelknurrtedenälterenUntotenanundkratzteihmmitdenFingernägelndurchsGesicht.
Ihr Angriff führte zu einem wilden Durcheinander, und alle kämpften gegeneinander, während sie gleichzeitig den Seemann zerfetzten.
Chanes Besorgnis nahm immer mehr zu.
Vom Deck des Schiffes kam ein Geräusch, das nach zerreißendem Stoff klang.
Chane hörte die Rufe von Männern, gefolgt von eiligen Schritten. Was auch immer oben geschehen war, es schien keine unmittelbare Gefahr zu drohen, und er war für alles dankbar, das die Geräusche des gierigen Fressens im Frachtraum übertönte.
Er wandte sich ab, hielt das Ohr an die Tür, lauschte und hoffte, dass der Blutrausch nicht zu lange dauerte. Doch in seinem Innern zerrte das Tier an seiner Kette, heulte und wollte sich ebenfalls ins blutige Gewühl stürzen.
Der Matrose gab inzwischen keinen Ton mehr von sic h – nur das Knurren, Zischen und Fauchen der Untoten war zu hören. Als diese Geräusche schließlich verklangen, keuchte Chan e – das Tier in ihm hatte erneut auf eine leckere Mahlzeit verzichten müssen.
Er sah zurück und starrte auf das, was übrig geblieben war.
Ein Arm und ein Bein waren abgerissen. Nur noch die Wirbelsäule verband den Kopf mit dem Rest des Körpers. Ein jüngerer Mann nagte noch immer an der Hälfte einer abgebissenen Hand. Der Mann mit dem lockigen Haar leckte Blut vom Boden.
Was eben noch ein Mensch gewesen war, lag in Fetzen. Chane konnte kaum glauben, was sich seinen Blicken darbot.
Sabel hob ihr blutverschmiertes Gesicht vom Oberschenkel des abgerissenen Beins. Das Lächeln unter ihren farblosen Augen wuchs in die Breite und zeigte rote Zähne.
»Dank e … «, sagte sie undeutlich. »Danke!«
Chane presste die Lippen zusammen, als sich erneut Gier in ihm regte. Ihm ging es nicht um Dank, sondern darum, dass die neuen Untoten überlebten, bis Welstiel sie brauchte.
Was Sabel einst gewesen war, existierte nicht mehr. Er musste sich damit abfinden und versuchen, nur an die Gegenwart zu denken.
»Macht hier sauber!«, forderte er Sabel und die anderen auf und deutete auf den zerfetzten Körper.
Chane ging um die Reste des Festmahls herum und suchte nach Leinen oder Drillich, um den Boden abzuwischen. Dabei entdeckte er eine Luke hoch oben in der Wand. Er stieg auf eine Kiste, zog den Eisenriegel beiseite und drückte die Luke auf. Meereswind blies ihm ins Gesicht und trug den Blutgeruch fort. Als er zurücksah, war nur Sabel aufgestanden und beobachtete ihn; die anderen nagten weiterhin an den Resten des Matrosen.
Mit kühler Distanziertheit machte er sich ans Werk, trennte den Kopf und die Gliedmaßen ganz ab und zerschnitt den Körper mit seinem Schwert in Stücke, die durch die Öffnung in der Wand passten. Sabel reichte sie ihm, nachdem er zur Luke zurückgekehrt war. Als er erneut die Hand nach ihr ausstreckte, um das nächste Stück entgegenzunehmen, senkte sie den Kopf, als hätte er wie Welstiel einen Befehl erteilt, den sie nicht befolgen konnte. Chane sah an ihr vorbei zu den anderen.
Die übrigen Untoten waren noch immer mit den erbeuteten Fleisch- und Knochenteilen beschäftigt und verhielten sich wie Bettler vor der Hintertür eines Adligen, wenn die Reste einer Mahlzeit hinausgeworfen wurden. Im Gesicht des älteren Mannes
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