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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Substanz.
    Leesil sah sich einem geköpften Mann gegenüber, der dicht genug vor ihm stand, um ihn zu berühren. Der halb abgetrennte Kopf lag auf der Schulter, neben dem blutigen Halsstumpf. Der Oberkörper drehte sich, brachte den Kopf näher zu Leesil, und ein Zischen kam aus dem Mund.
    Leesil zuckte vor dem schrecklichen Anblick zurück, erinnerte sich dabei an den Stolperdraht.
    Der erste Schritt war hoch genug und brachte ihn über den Draht hinweg, aber als der Stiefel wieder auf den Boden kam, geriet er ins Rutschen, und dadurch verlor Leesil das Gleichgewicht. Mit der Hacke des anderen Stiefels stieß er gegen den Draht, und instinktiv hob er die Arme über den Kopf.
    Oben lösten sich zwei Bretter, und eins von ihnen traf ihn mit der flachen Seite, als es fiel. Die Decke des Tunnels schien regelrecht zu explodiere n – Erde und Gestein stürzten herab. Er versuchte zu sehen, ob Magiere weit genug entfernt war, um nicht verschüttet zu werden, doch ihm blieb nicht genug Zeit. Die auf ihn herabfallenden Massen wurden plötzlich zu einem schweren Gewicht und schmetterten ihn zu Boden.
    Magiere beobachtete, wie sich Leesil in ihre Richtung wandte und dann mit Entsetzen im Gesicht zurücktaumelte, als hätte er etwas Schreckliches gesehen. Fast im gleichen Augenblick stürzte eine Lawine aus Holz, sandiger Erde und Steinen auf ihn herab.
    »Leesil!«, entfuhr es ihr. Sie wollte nach vorn springen und seine Hand ergreifen, doch Brenden schlang ihr von hinten den Arm um die Taille und zog sie zurück.
    »Nein!«, rief er. »Dafür ist es zu spät!«
    Eine dichte Staubwolke umgab sie, und für einige Sekunden konnte Magiere überhaupt nichts mehr sehen.
    EinenMomentspäterherrschtewiederStille.NochimmerwogteStaubdurchdenTunnel,aberMagieresahChapsSchwanzundhörteihnjaulen.MitdemHandrückenwischtesiesichSchmutzausdenAugenundstelltefest,dassChapbereitszugrabenbegonnenhatte.
    »Halt den Hund zurück und nimm meine Fackel«, sagte Brenden.
    Der Tunnel war so schmal, dass nicht zwei Personen gleichzeitig graben konnten, und Brenden war stärker als Magiere. Sie packte Chap am Hals.
    »Zurück, Chap, zurück!«
    DerHundknurrte,weilerweiternachLeesilscharrenwollte.MagierehieltihnfestundnahmdieFackelentgegen.Brendenschobsichanihrvorbei,warfdieBretterbeiseiteundbegannzugraben.
    Magiere konnte nur noch warten und zusehen.
    Sie hasste es, keine Kontrolle zu haben. Manchmal hatte sie die Verantwortung verflucht, die sie so oft auf sich nahm. Aber als sie jetzt in dem Tunnel stand und beobachtete, wie Brenden nach Leesil grub, begriff sie, dass hilflose Beobachter schlimmer dran waren als handelnde Personen. Zuschauer hatten Zeit zum Nachdenken.
    Und wenn Leesil tot war? Welchen Sinn hatte es, für ein Zuhause und ein normales Leben zu kämpfen, wenn es niemanden gab, mit dem sie ihre Pläne und die täglichen Ereignisse teilen konnte? Leesil war die einzige Person, mit der Magiere viel Zeit verbracht hatte. Was sagte das über sie? Wenn er tot wa r …
    SiekämpftegegendieVersuchungan,dieFackelfallenzulassen,Brendenbeiseitezustoßenundselbstzugraben.MiteinerHandhieltsieChap,mitderanderendieFackelzurSeite,damitBrendengenugLichtbekamundsieselbstsehenkonnte,wasgeschah.
    Der Tunnel war nicht vollständig blockier t – die herabgestürzten Erdmassen füllten ihn nur etwa zur Hälfte. Ein Problem bestand darin, dass Brenden nicht genug Platz hatte, den Schutt beiseitezuschaffen. Schweiß glänzte in seinem geröteten Gesicht, aber er wurde nicht langsamer.
    »Siehst du ihn?«, fragte Magiere.
    »Nein, noch nich t … Warte, hier ist ein Fuß!«
    »Zieh ihn heraus!«
    Magiere wich rasch zurück und zerrte Chap mit sich. Brenden zog mit ganzer Kraft und stieß fast gegen sie. Wieder stieg eine Staubwolke auf, und darin erschien der Halbelf wie aus dem Nichts.
    Jetzt war Magiere an der Reihe. Sie schob sich an Brenden vorbei, gab ihm die Fackel und kniete neben Leesil, hielt ihr Ohr erst an seine Brust und dann an den Mund.
    »Er atmet nicht.«
    Alserdortlag,wirkteLeesildünneralsjemalszuvor.SeineHautwarsehrbleich,bisaufdieStellen,woBlutausSchnittwundenimGesichtundindenHändendrang.Magiereerinnertesichdaran,dassTanteBiejaeinmaleinKindgerettethatte,dasineinenBrunnengefallenwa r – siehatteihmLuftindenMundgeblasen.
    Magiere drehte den Kopf, um keinen Staub einzuatmen, und holte tief Luft. Mit zwei Fingern drückte sie Leesils Nase zu, presste ihren Mund auf den seinen und atmete aus. Seine Brust hob und senkte sich einmal, lag dann

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