Dhampir - Halbblut
zerstören? Sumanisches Opiat war gefährlich. Es verzehrte jene, die davon abhängig waren. Bald würde der Konstabler alles tun, um mehr kaufen zu können.
»Wach auf!«, befahl Rashed.
Ellinwoods Lider zitterten mehrmals, bevor sie sich ganz hoben. Zuerst war er benommen und fand nicht in die Wirklichkeit zurück. Dann erkannte er Rashed, und Entsetzen ersetzte die Verwirrung in seinem Gesicht.
»Rash…?«, brachte er hervor.
Er versuchte, sich aufzusetzen, aber die schlaffen Muskeln seines fetten Leibs gehorchten ihm nicht. Sein braunes Haar klebte feucht am Kopf.
»Ja, ich bin hier«, sagte Rashed ruhig. »Du träumst nicht. Ich brauche Geld.«
Ellinwood gewann mehr Kontrolle über seinen Körper und saß gerade.
»Du bist wegen Geld hier? Wie bist du aus dem brennenden Lagerhaus entkommen? Der Partner der Jägerin hat es niedergebrannt.«
»Wir haben alles verloren«, sagte Rashed, ohne auf die Frage einzugehen. »Ich muss Teesha von hier fortbringen. Wenn man bedenkt, wie viel wir dir bezahlt habe n … Bestimmt kannst du etwas Geld entbehren.«
Er glaubte fast, die Gedanken hinter Ellinwoods schweißfeuchter Stirn zu sehen. Furcht und Sorge erschienen in dem verquollenen Gesicht, dann Schläue. Schließlich lächelte der Konstabler.
»Du glaubst doch nicht, dass ich mein Geld hier aufbewahre?« Sein Blick glitt kurz zum Kleiderschrank und kehrte dann zu Rashed zurück. »Ein diebisches Dienstmädchen könnte es mir stehlen.«
Rashed hatte keine Zeit für Spielchen, und der Abscheu diesem habgierigen Mann gegenüber verwandelte sich in Hass. Er änderte die Taktik und begann wieder mit geistiger Projektion.
»Du bist in Gefahr«, sagte er. »Ich bin gekommen, um dich in Sicherheit zu bringen. Hol dein Geld. Nimm, was du brauchst, und folge mir.«
Ellinwoods geschwächtes Bewusstsein, noch dazu getrübt von Opiat und Whisky, war leicht zu beeinflussen. Er glaubte sich plötzlich in Gefahr und hielt Rashed für seinen Retter.
»Ja, ja«, schnaufte er und versuchte in plötzlicher Panik, auf die Beine zu kommen. »Ich bin gleich so weit.«
»Wir gehen zum Hafen«, sagte Rashed. »Dort bist du sicher.«
»Sicher«, wiederholte Ellinwood.
Er eilte zum Kleiderschrank, schloss die oberste Schublade auf und entnahm ihr mehrere schwere Beutel, die in seinen Händen klimperten.
»Gib mir das Geld«, sagte Rashed. »Ich bewahre es für dich auf.«
Der Konstabler reichte ihm die Beutel. Rashed band sie an seinen Gürtel und zog sich wieder die Kapuze des Umhangs über den Kopf.
Sie gingen die Treppe hinunter, und diesmal verbarg sich Rashed einfach unter der Kapuze, als sie an Loni vorbeikamen. Ellinwood wohnte hier. Niemand würde ihn fragen, warum er den Gasthof mit einem Begleiter verließ. Leise und schnell schritten sie durch die stille Stadt zum Hafen, und dort trat Rashed ans Ende einer langen Anlegestelle.
»Hier«, sagte er. »Hier bist du sicher.«
»Sicher«, wiederholte Ellinwood erneut und lächelte.
Rashed konnte kaum glauben, wie leicht es war, die Gedanken dieses Mannes zu kontrollieren. Es kostete ihn kaum Mühe, obwohl es ihm normalerweise schwerfiel, die Wahrnehmungen einer anderen Person zu beeinflussen und bestimmte Vorstellungen in ihr zu wecken. Er streckte beide Hände aus, packte den Kopf des Konstablers und drehte ihn mit einem Ruck nach links. Es knackte, als das Genick brach. Ellinwood fühlte keinen Schmerz.ErwareinfachvoneinemAugenblickzumanderentot.
Rashed versuchte nicht, die schwere Leiche aufrecht zu halten. Er ließ sie nach hinten fallen, von der Anlegestelle ins Wasser. Niemand würde das Platschen hören. Die Strömung trug sie vielleicht aufs Meer hinaus oder spülte sie irgendwo ans Ufer. Wenn jemand den Toten fand, so sah er blutunterlaufene Augen, und später würde man das Opiat in seinem Zimmer entdecken. Wie auch immer: Wenn Ellinwood gefunden wurde, wollte Rashed Miiska längst verlassen haben.
Der Gedanke an Teesha allein im Schiff beunruhigte ihn. Rasch verließ er den Hafen, tastete nach den Geldbeuteln an seinem Gürtel und sah nicht einmal zu dem Ort zurück, an dem der Konstabler gestorben war.
18
Magiere kniete auf dem Boden und bandagierte Leesils Rippen so gut sie konnte, während der Halbelf benommen auf der Bettkante saß. Von Caleb wusste Magiere, dass es in Miiska bis zum vergangenen Winter einen guten Heiler gegeben hatte. Dessen Frau litt an einer Lungenkrankheit, und deshalb hatte er sie in den Süden gebracht, in ein trockeneres
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