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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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ihrem Gebaren rüttelte ihn aus seiner Passivität, und er ergriff ihre Hand. Es überraschte sie, wie fest er zudrückte. Es tat fast weh.
    »Ich bin kein Feigling«, sagte er. »Das weißt du, nicht wahr?«
    »Natürlich«, erwiderte sie. »Sei nicht dumm.«
    »EsverlassenimmerwiederSchiffedenHafen.Niemandwürdeetwasbemerken,wennwirmitChapvonhierverschwänden.IneinigenTagenkönntenwirschonweitwegseinundwoandersneuanfangen.«
    DieMöglichkeitderFluchtwarMagierebishernichtindenSinngekommen,undsiedachtekurzdarübernach.DieVorstellung,fortzusegelnunddieGefahrweithinterihnenzulassen,warplötzlichsehrverlockend.AlleinderGedankedaranbrachtetiefeErleichterung.SiehattengenugGeld,einneuesLebenzubeginnenunddiesenSchreckendenBürgernvonMiiskazuüberlassen.
    Aber dann tauchten in ihrem Gedächtnis Namen und Gesichter auf. Beth-rae. Brenden. Eliza.
    Und all die anderen, von denen sie gehört hatten. Das wichtigste Lagerhaus der Stadt existierte nicht meh r – so viele Leben waren betroffen.
    »Nein«, sagte Magiere. »Wir können die Stadt nicht einfach verlassen. Dann wäre alles, was wir hier getan haben, umsonst gewesen. Dann wären alle, die ihr Leben verloren haben, für nichts gestorben. Wir müssen diese Sache zu Ende bringen.«
    Leesil wandte den Blick ab.
    »Und dies ist jetzt unser Zuhause«, fuhr Magiere fort. Es war ihr wichtig, dass Leesil verstand. »Ich hatte nie ein Zuhause. Und du?«
    Resignation vertrieb einen Teil des Kummers aus Leesils Gesicht. Er ließ ihre Hand los und entspannte sich.
    »Auch ich hatte keins, jedenfalls kein richtiges. Du, der Hund und diese heruntergekommene Tavern e – ich hatte nie etwas Besseres.«
    Magiere ging zur Tür. »Ich koche jetzt Suppe. Schlaf.«
    Bevor sie in den Flur trat, sagte Leesil: »Ich möchte Brenden beerdigen.«
    Sie gab keine Antwort.
    Später am Morgen bereitete Magiere mehrere Kannen Tee vor und stach ein Fass mit gutem Bier an, während Caleb unterwegs war und die Bürger von Miiska zu einer Stadtversammlung rief. Er versprach, möglichst vielen Leuten Bescheid zu geben. Als er gegen Mittag zurückkehrte, kam er mit wichtigen Neuigkeiten.
    Die Leichen der beiden Seeleute waren am Strand gefunden worden. Bei dem einen war die Kehle regelrecht aufgerissen. Der andere Tote hatte näher bei Miiska gelegen, mit Löchern im Hals und Handgelenk. Niemand sprach darüber, aber Caleb meinte, beide Leichen wären so bleich gewesen, dass man über die Todesursache kaum spekulieren konnte.
    AußerdemwarKonstablerEllinwoodverschwunden.EinerseinerWächterwarzuihmgegangen,umdieNachrichtvondenbeidentotenSeeleutenzuüberbringen.SeinBürowarleer,ebensodasZimmerinder»Samtrose«.Gerüchtenzufolg e – CalebhörtesievonFreundenunterdenWächter n – schienanbeidenOrtennichtszufehlen,undeswarauchnichtsgepacktworden.ManfandeineUrnemitgelbemPulver,eineFlascheWhiskyundeinbenutztesGlas,dochoffenbarwussteniemand,wasesmitdemseltsamenPulveraufsichhatte.Loniberichtete,dassEllinwoodspätinderNachtbeziehungsweisefrühamMorgenmiteinemFremdenfortgegangenundnichtzurückgekehrtwar.
    Magiere dachte darüber nach. Wohin waren sie gegangen? Zwar hatte Ellinwood alle seine persönlichen Dinge zurückgelassen, aber das schloss ihrer Meinung nach eine Flucht nicht aus.
    »Suchen die Wächter noch nach ihm?«, fragte Magiere. »Vielleicht hat er die Nacht bei einem Mädchen verbracht.«
    Caleb nickte. »Die Wächter haben ganz Miiska durchkämmt. Niemand hat den Konstabler seit gestern Nacht gesehen.«
    Vermutlich würde sich früher oder später etwas ergeben, und Magiere hatte andere Sorgen. So rätselhaft Ellinwoods Verschwinden auch sein mochte, es konnte ihnen durchaus von Nutzen sein. Wenn der Mann fehlte, der in Miiska angeblich für Ordnung gesorgt hatte, ließen sich die Bürger vielleicht eher davon überzeugen, dass sie sich selbst um ihre Verteidigung kümmern mussten.
    Die letzte Neuigkeit beunruhigte Magiere aus mehreren Gründen. Caleb hatte einige Ladeninhaber gebeten, Brendens Leiche in die Küche des »Seelöwen« zu tragen, damit man ihm dort die letzte Ehre erweisen konnte.
    »Er hat keine Angehörigen«, sagte der Alte. »Ich habe das für angemessen gehalten.«
    Das war es auc h – dem widersprach Magiere nicht. Aber war es auch klug? Leesil befand sich derzeit in einer sehr prekären geistigen Verfassung, auch ohne den in der Küche aufgebahrten Brenden. Sie trauerte ebenfalls um ihn. Der Schmied war ein tapferer Mann gewesen und würde noch leben, wenn sie anders gehandelt

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