Dhampir - Halbblut
heiraten?«
EinhübschesMädchenvonetwafünfJahrenstandauf.DasHaarwarsehrzerzaust,aberdiecremefarbeneHautunddaszarteGesichtversprachenzukünftigeSchönheit.SelbstdiekleinenHändezeichnetensichschondurchanmutigeEleganzaus.
»Ich bin Rose.«
Teesha lächelte. »Leesil hat mich zu dir geschickt, Rose. Komm, Schatz.«
Die kleine Rose trat sofort unter die Falltür und hob die Arme. Teesha zog sie mühelos hoch, und als sie das Mädchen aus dem Stall trug, fühlte sie das weiche Musselinkleid und die Wärme des Körpers unter dem Stoff. Niemand auf dem Dach sah sie.
So weit von der Stadtmitte entfernt waren die Straßen fast schwarz. Teesha huschte durch die tieferen Schatten der Gebäude und näherte sich dem an der Küste gelegenen Teil von Miiska. Gelegentlich empfing sie die von Furcht geprägten Gedanken von Personen, die sich irgendwo in der Nähe versteckten. Zwar konnte Teesha sie nicht sehen, aber wie bei den Wächtern auf dem Dach des Stalls fiel es ihr leicht, die Aufmerksamkeit der Sterblichen zu beeinflussen und von ihr abzulenken. Rasch brachte sie die letzte offene Stelle hinter sich und erreichte die Rückseite des »Seelöwen«.
Teesha setzte sich Rose auf die Hüfte und schlang ihr den Arm um die Taille.
»Halt dich an meinem Hals fest, Schatz«, murmelte sie. »Wir klettern nach oben und durch dein Fenster.«
»Ich mag dein Kleid«, sagte Rose. »Ich habe mir immer ein rotes Kleid gewünscht.«
»Dann solltest du eins bekommen, ganz rot. Halt dich jetzt an meinem Hals fest.«
Es fiel Teesha nicht weiter schwer, an der Wand emporzuklettern. Sie hielt Rose vorsichtig, als sie im Obergeschoss durch ein zerbrochenes Fenster schlüpfte.
»DiesistnichtmeinZimmer«,stellteRosefest.»EsistMagieres.«
»Tatsächlich?«, erwiderte Teesha. »Wie schön.«
Sie wusste nicht, wann Rashed erwachen und seinen Angriff beginnen würde. Seine einzige Schwäche war sein unregelmäßiger Schlaf. Teesha konzentrierte sich auf ihre Absicht, trug Rose zur gegenüberliegenden Seite des Raums und setzte sie dort auf den Boden, vor der offenen Tür. Dann kniete sie.
»Sieh mich an«, sagte Teesha.
Sofort richtete das Kind den Blick auf ihr Gesich t – das sich plötzlich in eine Fratze verwandelte. Lange Eckzähne glänzten, und Gier glühte in den weit aufgerissenen Augen.
»Schrei«, sagte Teesha.
Rose schrie.
Mit dem Schwert in der Hand kauerte Magiere hinter der Theke und spähte durch ein kleines Loch, das sie hineingebohrt hatte. Rashed wollte sie vermutlich im Obergeschoss in die Enge treibe n – dort hatte sie weniger Platz für die Hiebe mit dem Falchion, und er konnte seinen körperlichen Vorteil besser nutzen. Wahrscheinlich durchsuchte er dort oben alle Zimmer, bevor er nach unten kam, und von ihrer gegenwärtigen Position aus konnte sie ihn auf der Treppe sehen. Wenn er sich ihrem Versteck näherte, gelang es Magiere vielleicht, ihm in einem Moment der Überraschung den Kopf abzuschlagen. Chap saß neben ihr und drückte ihr gelegentlich die Schnauze an den Arm, blieb aber still. Inzwischen wunderte sie sich nicht mehr über das Verhalten des Hunds. Seine Ruhe deutete darauf hin, dass ihr noch Zeit blieb.
Plötzlich sprang Chap auf, knurrte leise und sah nach oben.
»Pscht, verrate uns nicht«, flüsterte Magiere.
Sie wusste, dass er sie nicht verraten würde, aber sie warnte ihn trotzdem. Jetzt mussten sie nur noch warten, bis Rashed seine Suche im Obergeschoss beendete und herunterkam. Die Bretter unter Magieres Füßen gehörten zu ihrem Zuhause, und sie war entschlossen, ihr neues Leben zu verteidigen. Sie beugte sich näher zum Loch in der Theke und blickte zur Treppe.
Mattes Licht kam von unten, und als Magiere den Kopf senkte, stellte sie fest, dass der Topas glühte. Chap jaulte fast mitleiderregend, und sie wollte ihn erneut auffordern, leise zu sein, als oben ein Schrei erklang. Es war der schrille, entsetzte Schrei eines Kinds.
Magiere kannte die Stimme: Rose.
Chap stürmte zur Treppe, bevor sie reagieren konnte. Es blieb ihr gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
»Warte!«, flüsterte sie laut.
Er blieb stehen, knurrte leise und bebte am ganzen Leib.
Magiere hatte gehofft, in einem offenen Kampf gegen Rashed anzutreten. Sie hatte seine Gedanken in der Höhle unter dem Lagerhaus gespürt. Ob Ungeheuer oder nicht: In ihm steckte die Ehre eines Kriegers, und die verlangte von ihm, allein anzugreifen. Würde Rashed ein Kind als Köder benutzen? So etwas schien überhaupt
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