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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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    DerBriefgingweiter,erzähltevonJosiahstäglicherRoutine,seinerFamilie,vonFreundenundanderenpersönlichenDingen.ErerwähntesogareinenjungenHalbelfenundbezeichneteihnalsvielversprechendenneuenSchüler.DemRestdesBriefesschenkteLeesilkeineBeachtung.DerersteAbsatzwieszwarnichtdirektaufLordDarmouthhin,würdeihmabergenügen,JosiahdesVerratszubezichtigen.LeesilstecktedasDokumentein,holteChapundmachtesichnochindergleichenNachtaufdenWegzuDarmouthsSchloss.
    Drei Tage später wimmelte es auf Josiahs Landgut plötzlich von Soldaten. Sie verhafteten ihn und vertrieben die Flüchtlinge, wobei einige von ihnen ums Leben kamen. Nach einem kurzen Verfahren vor Darmouths Ra t – bestehend aus ihrem Lord absolut treu ergebenen Ministern, die nun über einen der ihren urteilte n – wurde Josiah wegen Verrats im Schlosshof gehängt. Der Brief an die Schwester bewies seine Schuld.
    Leesil bekam gutes Geld für seine Dienste und lag am Abend zitternd im Bett. Er versuchte, sich auf die Loyalität seinen Eltern gegenüber zu konzentrieren und nicht an Meister Josiahs Vorträge über Ethik und Moral zu denken. Ethik blieb jenen vorbehalten, die sich den Luxus leisten konnten, sich mit Philosophie zu befassen. Und Moral sollte sich auf Geistliche und ihre Lehren beschränken. Doch immer wieder musste sich Leesil der Erkenntnis stellen: Durch ihn war ein Mann getötet worden, den er bewundert hatte, ein Mann, der einen ihm fremden Halbelfen bei sich aufgenommen und ihm seine Freundschaft angeboten hatte. Und der Befehl, ihn zu töten, war von jenem Mann gekommen, den er mehr als alle anderen verachtete.
    Nein, das stimmte nicht. Leesil verachtete sich selbst noch mehr als Darmouth.
    Das Zittern hörte nicht auf.
    In jener Nacht ließ er den größten Teil des verdienten Blutgelds für seine Eltern zurüc k – sie würden es brauchen, wenn man sein Verschwinden bemerkte. Er nahm einige Silbermünzen, seine Stilette und den Werkzeugkasten, machte sich dann mit Chap auf den Weg nach Süden, nach Strawinien.
    Trotz der Ausbildung und seiner Fertigkeiten fiel ihm das Leben auf der Straße schwerer als erwartet. Zusammen mit Chap jagte er tagsüber Wild, und nachts schliefen sie im Freien. Wenn er die Augen schloss, quälten ihn Träume, und oft schreckte er vor Morgengrauen schweißgebadet aus dem Schlaf.
    Als sie die erste größere Stadt erreichten und Leesil dort einen gut gefüllten Geldbeutel sah, der am Gürtel eines Adeligen baumelte, kam ihm eine neue Möglichkeit in den Sinn.
    Das Stehlen würde ihm ganz leicht fallen. Ruck, zuck war der Geldbeutel abgeschnitten und Leesil in der Menge verschwunden. Halb verhungert suchte er sofort eine Taverne auf und bestellte etwas zu essen. Als der Wirt sein Geld sah, lächelte er.
    »Bestimmt möchtest du etwas, um das hinunterzuspülen«, sagte er.
    »Tee wäre nicht schlecht«, erwiderte Leesil.
    Der Wirt lachte und brachte ihm einen großen Becher Rotwein. Leesils Eltern hatten keinen Alkohol getrunken, denn für ihre Arbeit brauchten sie immer einen klaren Kopf. Leesil war bisher nie mit Wein in Berührung gekommen, aber er schmeckte gut, und deshalb trank er ihn. Er ließ sich einen zweiten Becher bringen, dann noch einen.
    Der Rausch schenkte ihm Vergessen und die erste ruhige Nacht seit langer Zeit, ohne die gefürchteten Albträume. Übelkeit und Kopfschmerzen am nächsten Morgen waren ein geringer Preis für die ungestörte Nachtruhe, und er bezahlte ihn immer wieder.
    EinneuesLebenbegannfürLeesil,denDieb,derjedenAbendtrank,umSchlafzufinden.DerBesuchvonTavernenundGasthöfenbrachteihninKontaktmitKartenundGlücksspielen,underlernte,auchdamitGeldzuverdienen.Natürlichwaresriskant,erstrechtdann,wennerfalschspielteundgleichzeitigtrank.Zweimalwurdeererwischtundverhaftet,aberkeineZellehieltihnlangegefangen,selbstohnedieWerkzeuge,dieerimmerversteckte,bevorerabendsaufbrach.Jahrevergingen.
    Er hatte keinen festen Wohnsitz und nur Chap als Freund. Als ihm dieses Leben ebenso sinnlos zu erscheinen begann wie das vorherige, bemerkte er eine hochgewachsene junge Frau mit schwarzem Haar, das im Licht der Straßenlaternen manchmal rot leuchtete. Plötzlich entstand der Wunsch in ihm, auch sie zu bestehlen.
    Er wusste, dass es keine gute Idee war, aber trotzdem zögerte er, anstatt wegzugehen. Junge Frauen, die Lederrüstungen trugen und mit Schwertern bewaffnet waren, hatten vermutlich nicht viel Geld bei sich. Sie mussten geschickt sein, um zu überleben, und wenn bei dem Versuch, sie zu bestehlen,

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