Dhampir - Halbblut
schob ihre Hand beiseite und schüttelte den Kopf. »Wir wissen, dass der schmutzige Bettlerjunge dieses Messer ganz sicher angefasst hat, und dem Konstabler fehlt jemand wie Chap.«
»Du hättest mir davon erzählen sollen«, sagte Magiere. Sie folgte Leesil und ging ebenfalls neben dem Hund in die Hocke.
»Ich hab’s darauf ankommen lassen«, entgegnete Leesil. »Und für etwas, von dem du nichts weißt, kannst du auch nicht zur Verantwortung gezogen werden.«
Er hielt Chap den Dolch hin, und der beschnüffelte jeden Quadratzentimeter des Griffs.
»Glaubst du, er kann die Spur für uns finden?«, fragte Magiere.
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, schon«, antwortete Leesil.
Magiere atmete tief durch. »Bereiten wir uns vor. Es bleibt nicht viel Zeit.«
Leesil sah sie verwundert an.
»Die Sonne geht bald unter«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage.
Keiner von ihnen sprach das Wort »Vampir« aus. Magiere ging los, um ihr Schwert zu holen, und Leesil zerbrach seinen Schlafzimmerstuhl mit der Absicht, Pflöcke aus den Beinen zu machen. Zusammen mit seinem Kasten verstaute er sie im Beutel, eilte dann nach unten und sammelte weitere notwendige Dinge für den Kampf.
Nachdem Magiere gegangen war, blieb Welstiel eine ganze Weile still auf seinem Stuhl sitzen und versuchte, eine ungebetene Präsenz geistig zu lokalisieren. Er ließ einen sehr aufmerksamen Blick durchs Zimmer schweifen, sah aber nur Bücher, Regale und den Tisch.
»Ich weiß, dass du da bist«, murmelte er mehr zu sich selbst.
Er fühlte die Präsenz. Warum war sie da, und was wollte sie? Die drei Lichter in der Glaskugel erhellten das Zimme r – vielleicht schufen sie mehr Helligkeit, als unter den gegenwärtigen Umständen wünschenswert war.
»Dunkelheit«, sagte Welstiel, und sofort erloschen die Lichter.
In der Finsternis bemerkte er sofort ein gelbliches Glühen in einer Ecke des Raums, aber nur für einen Moment. Es verschwand und hinterließ ein schwaches emotionales Echo aus Furcht und Zorn.
Unbehagen regte sich in Welstiel, als er an die verschiedenen Möglichkeiten dachte, die von einem Geist bis hin zu einem astralen Bewusstsein reichten. Aber warum? Er schloss die Augen und versuchte, in den Resten der seltsamen Präsenz eine Spur zu finden, irgendetwas, das ihm einen Hinweis gab. Der vage Eindruck von Furcht und Zorn verschwand ebenfalls. Die Präsenz war ganz fort, und es gab keine Spuren, denen man folgen konnte.
Welstiel runzelte die Stirn.
12
Magiere ging vor dem großen Lagerhaus im Hafen in die Hocke; Leesil und Brenden standen an ihrer Seite. Das Gebäude wirkte fast neu und bestand aus teuren, massiven Kiefernbrettern.
»Warumbrennenwiresnichteinfachnieder?«,flüsterteLeesil.
»Ich habe es bereits erklärt«, erwiderte Brenden. »Hunderte von Bürgern der Stadt verdienen hier auf die eine oder andere Weise ihren Lebensunterhalt.«
»Ja, aber geraten sie nicht auch dann in Schwierigkeiten, wenn wir den Eigentümer des Lagerhauses töten?« Leesil verlagerte das Gewicht, um den unruhigen Hund besser festhalten zu können. »Gib endlich Ruhe, Chap!«
Es fiel ihm nicht leicht, mit Brenden zu reden, denn er war vor allem damit beschäftigt, den heftig zappelnden Chap festzuhalten.
»Vielleich t … « Brenden zögerte. »Vielleicht auch nicht. Wenn jemand den Platz des Eigentümers einnimmt und den Betrieb aufrechterhält, haben die Arbeiter weiterhin ihr Auskommen.«
Sie waren dem immer wieder am Boden schnüffelnden Chap durch die Stadt gefolgt. An einer kleinen Kreuzung sprang er zurück, nieste und schien etwas gerochen zu haben, das ihn erregte. Er lief los, erst langsam und dann schneller. Sie mussten hinter ihm herrennen, was natürlich alles sehr auffällig machte. Magiere verfluchte sich dafür, dem Hund keinen Strick um den Hals gebunden zu haben.
Chap lief geradewegs zum Lagerhaus, beschnüffelte die Bretter und knurrte. Welstiel hatte Magiere aufgefordert, auf die Hilfe des Hundes zurückzugreife n – vielleicht war dies der richtige Ort. Schwer bewaffnet hockten sie nun hinter einigen Kisten und verbargen sich vor den Hafenarbeitern, während sie zu entscheiden versuchten, wie sie weiter vorgehen sollten.
Magiere hörte still zu und wünschte, Leesil und Brenden würden endlich still sein und sie nachdenken lassen. Das Lagerhaus schien der geeignete Ort für den Beginn der Suche zu sein, denn Brenden hatte noch einmal darauf hingewiesen, dass Magieres Beschreibung des Angreifers
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