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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Jägerin. Allein das sollte ihre gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten ausgleichen, selbst in Lanjows Welt. Davon war er ausgegangen.
    Hinzu kam: Der armselige Rattenjung e – beziehungsweise Tore t – war nicht die Herausforderung, die sich Welstiel erhofft hatte. Magiere brauchte Übung und Erfahrung. Sie musste lernen, mit mehreren Gegnern fertig zu werden und zu erwarten, dass ältere Kontrahenten über zusätzliche Fähigkeiten verfügten, die über das allgemeine Geschick der Edlen Toten hinausgingen. Rattenjunges Diener, Chane, war ein Beschwörer, und vielleicht noch mehr, doch er wurstelte herum wie ein Idiot.
    Welstiel lehnte sich erschöpft zurück. Er hatte von seinen eigenen Methoden Gebrauch gemacht, um den Träumen für einige Tage zu entkomme n – um die Herrin der Träume von sich fernzuhalten. Aber er musste ausruhen, zumindest ein wenig, bevor er sich anderen Dingen zuwenden konnte. Er stand auf, vergewisserte sich, dass die Tür abgeschlossen war, und sank aufs Bett.
    Dem Raum schenkte er kaum Beachtung. Es war ein typisches Gasthofzimmer, angemessen für jemanden, der das »Haus des Ritters« besuchte, aber Welstiel hatte zu viele Gasthöfe von innen gesehen. Seit einiger Zeit schienen sie alle gleich zu sein. Er griff in sein Gepäck unterm Bett, holte ein Zinnfläschchen hervor, trank den Inhalt und murmelte einen Singsang. Mit der Absicht, nicht in Träume zu sinken und einfach nur eine Zeit lang zu liegen, schloss er die Augen.
    Aber es war lange her, seit er zum letzten Mal geruht hatte.
    Die Welt um ihn herum veränderte sich. Hohe Dünen bildeten sich, und die zahllosen Sandkörner drohten, ihn unter sich zu begraben. Aber es gab gar keinen Sand. Die Dünen waren schwarz. Bewegungen gewannen an Klarheit, und die vermeintlichen Sandkörner stellten sich als schwarze Schlangenschuppen heraus. Die Dünen wurden zum Leib einer riesigen Schlange, der ihn auf allen Seiten umgab. Langsam krümmte und wand sich dieser Leib, ohne Anfang oder Ende, ohne Zwischenräume.
    »Wo?«, fragte Welstiel. »Wo befindet es sich? Es ist so viele Jahre her. Bin ich ihm näher gekommen?«
    Es waren die gleichen Fragen, die er immer stellte.
    Hoc h … in Kälte und Eis, lautete die geflüsterte Antwort, die Welstiels Gedanken erreichte. Gehütet von den alte n … den Ältesten der Vorgänger.
    »Wie kann ich es finden?«
    Wie immer versuchte er, hinter den schwarzen Leib zu blicken, um zu sehen, was er suchte, aber er wusste noch immer nicht, wie es aussah. Er wusste nur, was ihm die riesige Schlange versprach.
    Ein Kristall oder Edelstei n – etwas Einzigartiges, das die Welt lange vergessen hatte. Ausgestattet mit einer göttlichen Essenz, die ihn aus seiner derzeitigen Existenz befreien konnte.
    Die Alte n …
    Ihm fehlte Gewissheit, aber er vermutete zumindest, was ihm die Schlange zu sagen versuchte. Für den Kampf gegen jene Wächter brauchte er Magiere, und er musste sie darauf vorbereiten. Sie würde das wichtigste Werkzeug dafür sein.
    Die ständigen wogenden Bewegungen der Traumherrin erschöpften ihn. Worte huschten durch sein Bewusstsein. Er wusste nicht, ob sie von seinen eigenen Gedanken kamen oder von der gesichtslosen Schlange.
    Die Schwester der Toten wird dich führen.

15
    Sgäile näherte sich dem Wehrwall von Belas drittem Kreis, streifte den Mantel ab und drehte ihn. Das innere Futter, das sich jetzt außen befand, war blau und ebenso dunkel wie der Rest seiner graugrünen Kleidung, beendete aber die verdächtige Einförmigkeit. Sein Gesicht war auffällig genug. Er nahm den kurzen Bogen auseinander und steckte die Einzelteile im Rücken hinter den Gürtel.
    Viele Menschen waren auf der Straße unterwegs, aber mit der über den Kopf gezogenen Kapuze schenkte ihm kaum jemand Beachtung. Er ging langsamer, als er sich dem Wachhaus am Wehrwall näherte.
    Unter dem hochgezogenen Fallgatter standen vier in weiße Waffenröcke gekleidete Stadtwächter und beobachteten die Passanten. Mehrere Bewaffnete in Zivil leisteten ihnen Gesellschaft. Oben schritten weitere Wächter in beiden Richtungen über den Wehrgang. Es waren mehr als erwartet, und Sgäile fragte sich, was zu einer solchen Verstärkung der Wache geführt hatte.
    Ein Wächter senkte seine Pike und versperrte ihm damit den Weg. »Was führt dich hierher, Waldbewohner?«
    Der Mann war groß für einen Menschen, fast so groß wie Sgäile, hatte einen kurzen Bart, der am Kinn eine Spitze bildete, und kleine Augen unter dem Rand seines

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