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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht brauche ich dies«, sagte er schlicht.
    Er nahm die dunkelblaue Handtasche der Toten, steckte den Kopf hinein und band sich die Tasche an den Gürtel. Dann holte er einen Feuerstein hervor, schlug ihn gegen seine Klinge und entzündete die mitgebrachten Fackeln. Eine reichte er Magiere.
    »Such Chane und hol Wynn zurück«, sagte Leesil. »Chap hat seine Spur gefunden und ist ihm zum ersten Abflussgitter in der Straße gefolgt. Ich weiß, wohin Rattenjunge verschwunden ist.«
    Magiere bekam gar keine Gelegenheit, eine Frage an ihn zu richten. Leesil richtete sich auf, verließ den Salon und betrat das Foyer. Magiere folgte ihm zur Öffnung in der Wand. Dahinter führten schmale steinerne Stufen nach oben und unten.
    »Chap hat es bereits bestätigt«, sagte Leesil und sah über die nach unten führenden Stufen. »Rattenjunge gehört mir.«
    »Nimm Chap mit«, erwiderte Magiere. »Und dies.«
    Sie nahm die Kette mit dem Topas-Amulett ab und machte Anstalten, sie Leesil um den Hals zu legen. Er wollte sie daran hindern, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, ich brauche sie nicht mehr«, erklärte sie mit einem Blick zurück in den Salon. »Ich fühle jetzt die Präsenz von Untoten, wenn sie nahe sind. Falls wir uns aus den Augen verlieren, treffen wir uns bei den Weisen.«
    Leesil nickte und winkte Chap in den Geheimgang. Als Magiere zur Eingangstür gehen wollte, hielt er sie am Arm fest.
    Sie sah ihn an und beobachtete, wie sein Gesicht so ernst wurde wie nie zuvor. Dies war ein Leesil, den sie nicht kannte.
    »Bleib am Leben«, sagte er.
    Magiere spürte plötzlich Kälte tief in ihrem Innern.
    Leesil jagte nicht mehr. Dies war Rache. Oder der Wunsch eines Narren, etwas in Ordnung zu bringen, was er für einen Fehler aus der Vergangenheit hielt. Vielleicht hatte Magiere immer davon gewusst, in irgendeinem Winkel ihres Selbst, und sie begriff: Sie konnte ihn nicht aufhalten.
    »Du auch«, sagte sie.
    Magiere eilte nach draußen, die Stufen der Veranda hinunter und auf die Straße. Ihr Ziel war das erste Abflussgitter.
    Aus den Schatten zwischen zwei Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtete Sgäile die Ereignisse mit wachsender Verwirrung. Er war dem Renegaten und dem Majay-hì den ganzen Tag gefolgt, als sie sich in einem der reicheren Stadtviertel Häuser angesehen hatten. Den Grund dafür kannte er nicht.
    Er hatte den Wunsch des Aoishenis-Ahâre, des Ältesten Vaters, bereits missachtet, konnte die Angelegenheit aber nicht ruhen lassen. Er hatte nicht die ganze Wahrheit erfahren und fast das Blut eines Artgenossen vergossen, auch wenn es nur ein Halbelf war. Und der Majay-hì würde keinem Verräter Gesellschaft leisten. Das war ausgeschlossen.
    Als der Abend dämmerte, betraten das Renegatenhalbblut und seine Begleiter das Haus auf der anderen Straßenseite. Sgäile suchte sich einen geeigneten Beobachtungsposten und wartete. Eine ganze Zeit lang geschah gar nichts. Dann lief ein hochgewachsener Mann aus dem Haus, mit einer in einen grauen Umhang gehüllten Frau über der Schulter; er hob ein Gitter in der Straße und kletterte durch den Abwasserschacht in die Kanalisation. Kurze Zeit später erschienen der Renegat, die menschliche Frau und der kleine Junge. Letzterer lief über die Straße fort, und jetzt eilte die Frau zu dem Abwassergitter, das zuvor der hochgewachsene Mann angehoben hatte. Sie kletterte ebenfalls in die Tiefe.
    Sgäile wartete noch etwas länger, aber das Halbblut kam nicht aus dem Haus. Der Majay-hì blieb ebenfalls drinnen. Schließlich schlich der Elf aus dem Versteck und näherte sich dem Gebäude, dessen vordere Eingangstür halb offen stand.
    Eine kurze Bewegung brachte ein Stilett in seine rechte Hand. Auf leisen Sohlen betrat er das Haus und ging lautlos durch den Flur, vorbei an den Treppen, sah sich dabei immer wieder um. Als er einen Torbogen auf der rechten Seite passierte, bemerkte er einen kopflosen Leichnam auf dem Boden. In dem Raum herrschte ein heilloses Durcheinander.
    Sgäile blieb abrupt stehen und horchte in die Finsternis, vernahm aber keine Geräusche im Haus. Als er sich wieder der Eingangstür zuwandte, glitt sein Blick über die Wand am Ende der Treppe.
    Sie wies einen Riss auf.
    Der dünne Spalt verriet eine getarnte Tür, die nicht ganz geschlossen war.
    Sgäile zog sie auf, schob sich durch die Öffnung und ging die schmalen steinernen Stufen hinunter.

19
    Chane platschte durch den dunklen

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