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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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längliche Körper, in dem das gläserne Auge steckte, kroch aus dem Boden, mit drei kleinen Löchern dort, wo er Geräusche aufnehmen und behalten sollte. Auf vier dünnen Steinbeinen erhob sich der Körper, jedes Bein mit drei Gelenken und spitzem Ende. Wo diese Spitzen den Boden berührten, kräuselte er sich wie die Wasseroberfläche eines Teichs unter den nervösen Bewegungen eines Insekts.
    Dann huschte die Erscheinung zur Tunnelwand.
    Nein … keine Rückkehr für dich … bis ich es dir erlaube!
    Die Steinspinne blieb stehen und zitterte. Dann drehte sie sich, und das gläserne Auge öffnete sich weit, starrte Sau’ilahk an. Das von dem Wesen ausgehende Glühen veränderte sich und gewann einen rötlichen Ton.
    Der Diener huschte näher.
    Sau’ilahk krümmte die Finger, bis die Fingernägel in den Handballen stachen.
    Gehorche!
    Die Steinspinne verharrte und zitterte stärker. Zorn brannte in ihrem einen Auge.
    Sau’ilahk ließ sein Bewusstsein hineingleiten.
    Alles im Tunnel färbte sich rot. Hinzu kam eine schwarze Gestalt in einem Kapuzenmantel – Sau’ilahk sah sich selbst, mit dem einen Auge des Dieners.
    Sehr gut … Folge der grau gekleideten Gestalt über das Ende des Tunnels hinaus, aber lass dich nicht von ihr entdecken. Du wirst erst zurückkehren, wenn ich dich rufe. Geh!
    Sau’ilahk öffnete die Hand, und der Diener sauste über die Wand.
    Er lief nach oben, zur Decke. Vage Kräuselungen im Stein – wie von einer Spinne, die über Wasser lief – wiesen darauf hin, welchen Weg er nahm.
    Der Rückweg durch den Kalkstein-Hauptweg schien länger zu sein als in Wynns Erinnerung. Als sie am Begrüßungshaus vorbeikam, rief sie jemand vom Ende des Hauptwegs.
    »Wynn!«
    Chanes krächzende Stimme beruhigte die junge Weise ein wenig. Sie ging schneller, und Chane kam ihr im Laufschritt entgegen. Er mochte ein Edler Toter sein, aber er war immer für sie da.
    »Ist Erz-Locken gekommen?«, fragte er. »Wie ging es in der Schmiede zu?«
    »Nicht sehr gut«, antwortete Wynn. »Vielleicht habe ich ihn noch mehr verärgert als Splitter.«
    Chane schüttelte den Kopf. »Wie?«
    Wynn schilderte die Ereignisse. »Und du?«, fragte sie dann.
    »Die Herzogin ist zurückgekehrt, wie du vermutet hast«, sagte er. »Sie wohnt in einem Gasthof beim Bruch-Hauptweg, in der Nähe des Marktes.«
    Wynn atmete tief durch, obgleich die Erleichterung nicht besonders groß war. Wenigstens eines hatte an diesem Abend geklappt. Sie konnten der Herzogin folgen und herausfinden, warum sie hier war. Vielleicht ergaben sich daraus Hinweise, die sie weiterbrachten.
    »Komm«, sagte Chane. »Ich zeige dir, wo sie wohnt, bevor wir zu unserem Quartier zurückkehren.«
    Sie gingen durch den gewölbten Tunnel des Kalkstein-Hauptwegs nach oben.
    Wynn war müde, als sie sich dem Bruch-Hauptweg näherten, und kurz vor dem Ende des großen Tunnels blieb Chane plötzlich stehen. Er drehte sich abrupt um und schaute an ihr vorbei zu der gewölbten Wand. Wynn folgte seinem Blick.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Chane runzelte die Stirn, sah sich um und schien nicht genau zu wissen, wonach es Ausschau zu halten galt.
    »Ich dachte, ich hätte etwas gehört«, flüsterte er. »Ein leises Klacken auf dem Stein.«
    Er ging ein Stück weiter nach vorn, halb um die nächste Kurve.
    »Schatten hätte es bestimmt auch gehört«, sagte Wynn. »Wahrscheinlich war es nur ein Echo ihrer Krallen auf dem Boden.«
    Chane sah über die Schulter und kehrte zu ihr zurück. Seite an Seite betraten sie den Bruch-Hauptweg.
    Diese Ebene wies große Ähnlichkeit mit der weiter oben auf, wo sich die Tram-Station befand. Das war zumindest der Fall, bis sie in einen Bereich gelangten, in dem die Decke zu fehlen schien. Offenbar gab es hier ein gewaltiges Loch im Leib des Berges, das Wynn bisher nicht bemerkt hatte.
    Als sie auf der linken Seite eine Abzweigung erreichten, trat Chane nahe an die Wand heran, spähte in den Seitentunnel und zog Wynn zu sich.
    »Die dritte Fassade auf der linken Seite«, flüsterte er und deutete in den Tunnel.
    Wynn wollte vortreten, um einen besseren Blick zu haben, sah plötzlich kastanienbraunes Haar und erstarrte.
    Die Herzogin kam aus einem Laden etwas weiter vorn im Tunnel. In ihren Armen hielt sie etwas, das nach einer Daunendecke aussah, und zusammen mit einem ihrer Leibwächter ging sie in Richtung Tunnelöffnung. Da es recht still war, trug ihre Stimme weiter als sonst, und Wynn verstand jedes Wort.
    »Dies sollte dem alten

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