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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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er wusste noch immer nicht, wie Welstiel den heiß werdenden Reif gehalten hatte, ohne sich zu verbrennen.
    Rot glühende Punkte erschienen in den Zeichen und breiteten sich bei den Linien und Symbolen aus, bis der Reif schließlich so hell leuchtete, dass er Chane zu blenden begann. Er sah zur Seite, ohne den Kopf zu drehen.
    Hinter einem fernen Baum, in einem kleinen Gehölz aus Tannen und Fichten, reflektierten zwei Augen den Schein des Reifs. Aber sie waren gelb, nicht rot.
    Zuerst war kaum mehr von dem Geschöpf zu sehen, nur die Augen, die hinter dem Baum hervorspähten, aber ihre Höhe deutete darauf hin, dass es einem Menschen etwa bis zur Brust reichte. Schließlich beugte es sich etwas weiter hinter dem Baum hervor.
    Gefleckter Pelz bedeckte einen plumpen Körper, der zum Kopf hin dünner wurde. Das Haar wirkte borstenartig, und das Gesicht ähnelte einer Hundeschnauze. Das Wesen schnaubte und brummte, zeigte dabei lange Zähne.
    Schließlich drehte Chane den Kopf und richtete einen direkten Blick auf die Kreatur.
    Das Geschöpf sprang hinter dem Baum hervor und starrte Chane aus gelben Augen an.
    In einem Buch aus der Bibliothek seines Vaters hatte er von Affen gelesen. In den südlichen Regionen des Sumanischen Reichs gab es viele Arten davon. Dieses Wesen entsprach den Beschreibungen in groben Zügen, sah jedoch eher wie ein kleiner, auf groteske Weise muskulöser und pelzbedeckter Mensch aus. Kopf und Gesicht schienen von einem wilden Hund zu stammen, der sich mit einem Mandrill gepaart hatte.
    Das Ergebnis war groß und monströs. Anstelle von Fingernägeln hatte das Wesen lange Klauen an den Enden der dicken Finger. Doch noch erstaunlicher war der Umstand, dass es ein altes, rostiges Kettenhemd trug und eine knorrige Baumwurzel wie eine Keule in der Hand hielt.
    Das Geschöpf knurrte und hob seine primitive Waffe.
    Chane ließ die rechte Hand auf den Knauf seines Langschwerts sinken. Die Vorstellung, Nahrung mit mehr Lebenskraft zu bekommen, als sie ihm ein gewöhnliches Tier bieten konnte, veranlasste das Ungeheuer in ihm, an seinen Ketten zu zerren.
    Das Geschöpf kreischte und schlug mit seiner Keule auf den Boden. Dann schnüffelte und schnaubte es, wich anschließend mit einem neuerlichen Brummen zurück.
    Chane stand auf, und sofort wirbelte das Wesen herum und floh in den Wald. Es lief auf drei Gliedmaßen, hielt seine Keule mit dem freien Arm über der Schulter. Chane nahm die Verfolgung auf.
    Er war gerade erst an einigen Bäumen vorbei, als er nichts mehr von der Kreatur hörte. Nach einigen weiteren Metern ging er in die Hocke, suchte nach Spuren und fand welche. Sie zeichneten sich deutlich neben anderen, älteren im Waldboden ab und wiesen mit nichts Ähnlichkeit auf, das Chane bisher gesehen hatte. Krallen hatten das Erdreich aufgerissen – die Spuren waren eine sonderbare Mischung aus den Abdrücken eines Tiers und denen eines Menschen mit besonders großen Füßen.
    Chane bückte sich tiefer und roch. Kein Männchen, wie er bisher angenommen hatte, sondern ein Weibchen, und läufig. Doch abgesehen davon war der Geruch unvertraut.
    Kurz darauf bemerkte er noch mehr Spuren.
    Mindestens sechs weitere Fährten führten neben der des Wesens, das er verfolgte, in den dunklen Wald. Alle Abdrücke im Boden ähnelten denen des ersten Wesens, und hinzu kamen kleinere Mulden, die offenbar von Fingerknöcheln stammten.
    Chane horchte in die Dunkelheit, hörte aber nichts. Ihm lag nichts daran, es in dieser Wildnis mit einem halben Dutzend der unbekannten Geschöpfe zu tun zu bekommen. Für den Umstand, dass sie die Flucht vor ihm ergriffen hatten, glaubte er eine Erklärung zu haben. Seit Langinied verzichtete er darauf, Welstiels »Ring des Nichts« zu tragen. Vielleicht hatte die »Späherin« seine wahre Natur gewittert und die anderen gewarnt. Manche Tiere wurden nervös, wenn ein Untoter in der Nähe war.
    Er kehrte zum Lagerplatz zurück, nahm seine Sachen und setzte den langen Weg nach Westen fort. Bis er eines Abends weites Ackerland erreichte, und darin verstreut einige kleine Orte. Er wich militärischen Stützpunkten aus, folgte aber dem Verlauf der Hauptstraßen. Weitere Nächte vergingen, und schließlich sah er in der Ferne die Lichter von Calm Seatt.
    Dort befand sich der ursprüngliche Sitz der Gilde, Wynns Heimat.
    Wie sehr er sich nach Regalen voller Bücher sehnte.
    Als er jetzt in seiner Dachkammer saß, dachte er an den besonderen Schmerz, die Mauern des Paradieses nur von

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