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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Schulter, die Lippen missbilligend zusammengepresst. Wynn gab vor, ihn nicht zu bemerken.
    Chaps Tochter war nicht gereist wie ihr Vater. Vermutlich verstand sie keine gesprochenen Worte, von der menschlichen Sprache ganz zu schweigen. Aber vielleicht hatte sie etwas vom Dialekt der An’Cróan gehört, genug, um ein paar einfache Worte zu verstehen – wenn sie wollte.
    Wynn zeigte auf den Boden neben ihrem Stuhl. » A’Shiuvalh, so-Äiche! Beweg dich … komm hierher!«
    Die Hündin drehte den Kopf und nieste. Dann schnaubte sie, um ihre Nase vom Staub zu befreien, lief durchs Zimmer und legte sich neben den Stuhl.
    Wynn wandte sich den Unterlagen vor ihr zu und fühlte plötzlich so etwas wie Unsicherheit. Sie hatte lange auf diesen Moment gewartet, und jetzt fragte sie sich, wo sie anfangen sollte.
    Manche Blattsammlungen steckten zwischen Tuchdeckeln, und Wynn vermutete, dass es sich dabei um vollständig übersetzte Abschnitte handelte, vielleicht Kapitel, die zusammengebunden wurden, weil sie ein gemeinsames Thema betrafen. Andere waren Loseblattsammlungen, in denen es offenbar um verschiedene Dinge ging.
    Wynn schloss die Augen und sammelte ihre Gedanken.
    Seit einem halben Jahr wurde übersetzt. Es hatte den Anschein, dass inzwischen ein großer Teil der Arbeit geleistet war, aber Wynn wusste es besser. Von ihren Reisen in den Fernländern hatte sie zwei große Bündel und ein Buch aus in Eisen gebundenen Lederblättern mitgebracht. Hier bestand der mit Tinte geschriebene Text aus kompakten Begaine-Symbolen, und zwischen den Zeilen gab es zusätzlichen Platz für Anmerkungen und Korrekturen. Wynn vermutete, dass sich die Übersetzer bisher nicht mehr als ein Fünftel von den mitgebrachten Texten vorgenommen hatten. Die Morde und Diebstähle hatten erst vor kurzer Zeit begonnen, was bedeutete, dass den früher übersetzten Texten in diesem Zusammenhang keine Bedeutung zukam.
    Worum ging es dem Mörder und Dieb?
    Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, musste Wynn feststellen, welche Seiten in den Kodex Eingang gefunden hatten, aber nicht auf dem Tisch präsent waren – jene Seiten hatte der Mörder gestohlen. Mit ihrem Inhalt musste sie sich beschäftigen, und auf Hilfe von ihren Oberen durfte sie dabei nicht hoffen.
    Wynn öffnete den Kodex, blätterte zu den letzten Seiten und seufzte erleichtert, als sie eine Übersicht der bisher geleisteten Übersetzungsarbeit sah. Daraus konnte sie schließen, welche Teile des Textes zuletzt übersetzt worden waren. Sie nahm sich einen Moment und las die Namen der beteiligten Personen.
    Die Katalogie war der kleinste der Orden, neben der Metaologie. Natürlich erschien Hochturms Name an mehreren Stellen, wie auch zwei andere. Aber es wurden auch die Domins und Meister der anderen Orden genannt. Hinweise auf Ghassan il’Sänke erschienen an einigen Stellen. Offenbar hatte selbst er als Außenseiter gelegentlich an dem Projekt mitgewirkt.
    Wynn nahm ein dünnes Buch und sah sich die erste Seite an: Band sieben, Abschnitt zwei. Aber worauf bezog sich das? Die meisten von ihr ausgewählten Texte hatten keine Beschriftungen auf dem Buchrücken oder dem Einband gehabt.
    Sie wusste nicht, wie ihre Oberen die Texte geordnet hatten, und deshalb zog sie den Kodex und seine Übersicht in Bezug auf die geleistete Arbeit zu Rate. Dieser dünne Band war am vierten Billiagyth entstanden, im letzten Drittel des Herbstes, nach dem Elfenkalender, der überall in der Region verwendet wurde. Damit war der gegenwärtige Mond gemeint.
    Wynn nahm lose Blätter und wollte lesen, hielt aber inne, als sie zwei Textspalten auf jeder Seite sah.
    Beide enthielten Zeichen des Begaine-Syllabars, aber die linke Spalte repräsentierte den ursprünglichen Text und die rechte seine Übersetzung ins Numanische. Wynn halbierte ihre Schätzung vom Umfang der bisher geleisteten Arbeit.
    Viele Passagen ergaben keinen Sinn, denn nur einzelne Stellen waren fertiggestellt. Immer wieder stieß sie auf Punkte zwischen silbischen Symbolen, und ihre Anzahl deutete auf die Wörter hin, die nicht zu entziffern oder unübersetzbar gewesen waren. Striche standen für Stellen im Originaltext, die so verblasst waren, dass man die dortigen Worte nicht einmal hatte zählen können. Anmerkungen am Rand begleiteten Stellen, deren Übersetzung fraglich blieb.
    Der Text, den Wynn las, enthielt eindeutig Informationen, die einen Krieg betrafen, beziehungsweise Kämpfe an Orten, von denen sie nie etwas gehört hatte. Sie

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