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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Fallgatter hinwegzuducken und loszulaufen. Sie trat erst vor, als das Gatter ganz oben war.
    »Was ist das?«, fragte einer der Wächter überrascht.
    Wynn war nur drei Schritte weit gekommen, als sie stehen bleiben und sich umdrehen musste. Beide Wächter hatten ihre Lanzen gesenkt, und die Spitzen zeigten auf Schatten.
    »Ein Wolf?«, brachte einer von ihnen hervor.
    »Oh, ihr habt also Augen im Kopf«, erwiderte Wynn spöttisch. »Das ist sehr nützlich, wenn man Wache hält.«
    »Hüte deine kleine Zunge!«, warnte der zweite Wächter. »Was macht ein Wolf bei der Gilde?«
    »Domin Parisean hat gesagt, dass er mich begleiten soll, da ich sonst keinen Schutz habe«, antwortete Wynn.
    »Er hat gesagt, dass dich ein Wolf begleiten soll? Für was hältst du mich?«
    »Was glaubst du wohl?«, hielt ihm Wynn entgegen. »All der Unsinn dort drinnen … Ihr würdet es kaum glauben! Ich glaube es kaum. Aber ich hielt es für besser, nicht zu widersprechen.«
    Damit wandte sie sich ab und ging weiter, während Schatten vorauslief.
    Jeden Augenblick rechnete sie damit, von hinten ergriffen zu werden. Sie zitterte noch immer, als sie das Tor erreichte und auf die Alte Mauerstraße trat.
    Niemand folgte ihr.
    Wynn strich mit der Hand über Schattens seidenweiche Ohren und machte sich auf den Weg zum Grauland-Reich. Wie sie zusammen mit der Majay-hì in die Gilde zurückkehren konnte … Daran wollte sie jetzt noch nicht denken.
    Chane krümmte sich im Bett zusammen und verfluchte seine Schwäche. Erneut fühlte er sich von Beklemmung und Angst gepackt.
    Der Schmerz hatte ihn geschwächt, und er konnte nichts dagegen tun. Schließlich war es so schlimm geworden, dass er Wynn eine Mitteilung geschickt hatte.
    Zusammen mit zwei Silbergroschen hatte er den gefalteten Zettel unter der Tür des Wirts hindurchgeschoben und war dann schnell in sein Zimmer zurückgekehrt, bevor ihn jemand sah. Schon kurze Zeit später begriff er, was er getan hatte, und daraufhin wurde die Furcht zur Begleiterin des Schmerzes.
    Wie konnte er es wagen, Wynn dazu aufzufordern, allein durch die Nacht zu laufen? Oder würde sie einfach nur eine Antwort schicken? Nein, Chane war sicher, dass sie sich auf den Weg machte.
    »Du Feigling!«, verfluchte er sich selbst.
    Wenn er eine zweite Nachricht schickte und sie aufforderte, nicht zu kommen … Vielleicht erreichte sie die junge Weise nicht rechtzeitig. Und er musste wissen, ob sie sich von ihrem Zusammenbruch erholt hatte. Außerdem gab es Fragen in Hinsicht auf den Sumaner, der aus dem Nichts erschienen war und sie fortgebracht hatte.
    Chane setzte sich auf, stöhnte und zündete mit einem Streichholz die eine Kerze neben seinem Bett an.
    In der vergangenen Nacht hatte er das Blut eines Schmieds getrunken, der noch spät bei der Arbeit gewesen war, aber jenes frische Leben hatte nicht genügt, ihn zu heilen. Die Verbrennungen an den Händen waren noch immer schlimm, obwohl er die verbrannten Hautfetzen vorsichtig entfernt hatte. Die in seinem Gesicht fühlten sich noch schlimmer an. Ohne die Kapuze hätte ihm das Licht auch das Haar verbrannt.
    Die Ärmel des Hemds und eine Seite des Mantels waren von seinem eigenen Körper in Brand gesetzt worden. Das Entfernen des verkohlten Stoffs von den Armen war äußerst schmerzhaft gewesen. Chane hatte noch ein Hemd, trug es aber nicht, denn es hätte seine Wunden berührt und ihm zusätzliche Pein beschert. Einen zweiten Mantel besaß er nicht. Ohne konnte er nicht richtig jagen, denn das Opfer wäre bei seinem Anblick erschrocken und geflohen, bevor er nahe genug herankam.
    In einer solchen Lage hatte sich Chane nie zuvor befunden. Er brauchte Hilfe, und die einzige Person, der er vertrauen konnte, war Wynn.
    Jemand klopfte leise an die Tür.
    Chane fühlte einen Mischung aus Scham, Erleichterung und Sorge.
    »Wynn?«, flüsterte er.
    »Ja. Der Wirt hat mich hochgeschickt.«
    Scham und Sorge nahmen zu – weil er Wynn zu sich gerufen hatte, und weil sie ihn gleich sehen würde. Aber wenigstens brauchte er nicht mehr allein zu leiden.
    Er eilte zur Tür und wimmerte, als seine verbrannte Hand die Klinke berührte. Als er die Tür einen Spaltbreit öffnete, sah er die dunkelgraue Majay-hì.
    Wynn schob sich an ihm vorbei, gefolgt von dem Wolfshund. Rasch schloss Chane die Tür wieder, wich an die Wand zurück und senkte den Kopf. Die Kerze stand auf der anderen Seite des Bettes, und ihr Licht reichte nicht sehr weit. Dennoch versuchte Chane, noch weiter

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