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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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gehen wir vor?«
    Die junge Weise zögerte. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit für mich.«
    Chane versteifte sich. »Für dich?«
    »Weißt du noch, wie du mich in der Schmiede von Pudúrlatsat gefunden hast? Du hast mich vor Vordana beschützt, und ich … Mir ging es nicht gut.«
    Ja, es war ihr schlecht gegangen, und seltsamerweise hatte sie kaum etwas sehen können.
    »Kurz zuvor hatte ich mithilfe eines thaumaturgischen Rituals versucht, mir mantische Sicht zu verleihen, die Fähigkeit, das Element des Geistes in allen Dingen zu erkennen.«
    Davon hatte Chane noch nie gehört. » Das war dumm!«
    »Magiere musste Vordana schnell finden«, erwiderte Wynn. »Er war ein gefährlicher Untoter, wie du sehr wohl weißt.«
    Chane schwieg.
    »Aber mein Versuch schlug fehl«, flüsterte Wynn.
    »Du hast keine mantische Sicht erlangt?«
    »Doch, ich erhielt sie.« Die junge Weise atmete tief durch. »Aber nachher wurde ich sie nicht wieder los. Chap musste mich davon befreien, und das gelang ihm nur vorübergehend.«
    Chane schüttelte den Kopf. »Wie solltest du mit dem Sehen des Elements Geist den Inhalt der Schriftrolle lesen können?«
    Wynn musterte ihn. »Mit der mantischen Sicht sehe ich auch das Fehlen des Geistes in einem Edlen Toten. Damit meine ich das Element, nicht den Aspekt.«
    Neues Unbehagen regte sich in Chane. Er erinnerte sich an unliebsame Zwischenfälle in seiner Jugend, als er es ohne Lehrer mit Beschwörungen versucht hatte. Ein solcher Zwischenfall hatte dafür gesorgt, dass er mehrere Tage das Bett hüten musste. Der von seiner Mutter gerufene Arzt hatte nicht gewusst, was ihm fehlte und was die Ursache für das brennende Fieber war, das seinen Körper auszutrocknen schien und ihm einen unstillbaren Durst bescherte.
    »Ich sehe nicht nur, wo der Geist stark oder schwach ist«, erklärte Wynn. »Ich erkenne auch, wo er fehlt oder wo etwas anderes als Leben ihn ansaugt. Die Schriftrolle und die schwarze Schicht, die den Text bedeckt … Beides könnte einen Rest von elementarem Geist enthalten, aber … «
    »Bei den mit dem Blut eines Untoten geschriebenen Schriftzeichen ist das bestimmt nicht der Fall«, sagte Chane.
    »Seit jenem Fehler bekomme ich es immer wieder mit Nebenwirkungen der mantischen Sicht zu tun«, fuhr Wynn fort. »Aber manchmal gelingt es mir, das spezielle Sehen in mir zu wecken, und vielleicht könnte ich so lesen, was sich unter der schwarzen Schicht befindet.«
    »Nein!«, zischte Chane und stand auf.
    Der Wolfshund – Schatten – erhob sich ebenfalls und knurrte.
    »Chap ist nicht hier«, sagte er. »Wenn du die mantische Sicht nicht allein beenden kannst, müssen wir einen anderen Weg finden.«
    »Dafür haben wir keine Zeit«, entgegnete Wynn. »Seit meiner Rückkehr habe ich gelegentlich experimentiert. Domin il’Sänke hat mir dabei geholfen.«
    »Vertraust du ihm?«, krächzte Chane. »Vertraust du ihm so sehr, dass du bereit bist, ihm die Schriftrolle zu zeigen?«
    Wynn schürzte unschlüssig die Lippen. »Ich vertraue ihm mehr als meinen Oberen. Obwohl ich manchmal den Eindruck habe, dass er eigene Pläne verfolgt.«
    »Dann gib ihm gegenüber nicht mehr preis.«
    Einige Sekunden lang war es still im Zimmer, abgesehen vom leisen Grollen des Wolfshunds.
    »Ich muss es versuchen«, sagte Wynn leise. »Andere Möglichkeiten stehen uns derzeit nicht offen.«
    Chane spielte mit dem Gedanken, sie in seinem Zimmer festzuhalten, bis sie ihm versprach, auf keinen Fall ihre mantische Sicht einzusetzen. Nicht einmal dann, wenn es dadurch möglich gewesen wäre, das Geheimnis der Schriftrolle zu ergründen und herauszufinden, warum sie in seine Hände geraten war.
    »Hast du sie dabei?«, fragte er.
    »Nein, sie ist in meinem Zimmer versteckt. Ich habe befürchtet, der Wrait könnte versuchen, sie mir abzunehmen, wenn ich sie bei mir trage.«
    Chane zog sein zweites Hemd an und schnitt dabei eine Grimasse. Dann griff er nach dem Mantel, den Wynn ihm mitgebracht hatte. »Du kannst nicht allein zurückkehren, und du wirst dies nicht allein versuchen. Ich begleite dich.«
    »Aufs Gelände der Gilde?«, entfuhr es Wynn laut. »Auf keinen Fall!«
    »Wir wissen nicht, was in der Schriftrolle steht! Und was mit dir passieren könnte, wenn es dir nicht gelingt, die mantische Sicht zu beenden.«
    Chane hatte sie schon genug in Gefahr gebracht, und ihre Sturheit konnte zu noch Schlimmerem führen. Er streifte den Mantel über und zog die Kapuze so weit wie möglich in die

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