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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Stirn.
    »Was ist mit Hauptmann Rodian?«, fragte Wynn. »Was geschieht, wenn wir ihm begegnen? Er und auch einige Männer von ihm haben dich gesehen. Bei den Toren der Gilde sind Wächter postiert.«
    Chane schnitt eine finstere Miene. »Wegen der Wächter mache ich mir keine Sorgen.«
    »Du kannst kaum die Hand schließen«, sagte Wynn. »Und du wärst bereit, Blut zu vergießen?«
    Diese Worte trafen ihn, und er bedauerte seine Gedankenlosigkeit. Wynn war noch immer in vielerlei Hinsicht unschuldig, ungeachtet ihrer Erlebnisse während der vergangenen zwei Jahre. Und er spürte deutlich, dass die Distanz zwischen ihnen seit damals gewachsen war.
    »Wird der Hauptmann heute Abend erwartet?«, fragte Chane.
    »Nein, aber er erscheint ohne Voranmeldung. Er kommt, wann er will.«
    »Dann werden wir vorsichtig sein. Aber ich gehe mit dir.«
    Wynn richtete einen verärgerten Blick auf ihn und schien von diesem Gespräch genug zu haben. Chane hoffte, dass sie nicht einfach aufgab.
    »Ich bin aus einem Fenster der neuen Bibliothek geklettert und über die innere Mauer gelaufen«, sagte sie, »anschließend über die alte Treppe bei der südlichen Ecke hinunter. Aber ich musste durchs Tor vor dem Wachhaus, und die Wand ist so hoch, dass du sie von außen nicht erklettern kannst.«
    »Die Mauer ist zu hoch für einen Lebenden«, erwiderte Chane.
    Wynn kniff die Augen zusammen.
    Es war ein gefährliches Unterfangen, aber Chane spürte, wie ihn Aufregung erfasste.
    Bis jetzt war es ein hoffnungsloser Traum gewesen. Er hatte es sich zweifellos anders vorgestellt, aber an diesem Abend würde er die Gilde und Wynns Welt betreten.

16
    Wynn brachte die letzte Ecke hinter sich und ging zur Alten Mauerstraße. Sie wusste, dass es falsch war, Chane mitzunehmen.
    Er war ein Mörder, auch wenn er nichts mit dem Tod der Weisen zu tun hatte, denen die Folianten gestohlen worden waren. Es wäre vernünftig gewesen, ihn Hauptmann Rodian zu übergeben, aber das brachte sie einfach nicht über sich. Rodian würde es nie gelingen, die Morde aufzuklären und herauszufinden, was hinter den Diebstählen steckte. Chane mochte ein Ungeheuer sein, aber er hatte wenigstens versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, und er wollte ihr dabei helfen festzustellen, was dieser »Wrait« wollte, und warum.
    Ihre Welt sah jetzt ganz anderes aus als noch vor zwei Tagen: Sie hatte zwei Gefährten, und beide beobachteten die dunkle Straße. Wynn fühlte sich fast wie damals in der Gesellschaft von Magiere, Leesil und Chap – fast.
    Als sie zur Mauer schlich, sah sie nach rechts und links und hielt nach Wächtern Ausschau. Die Straße erstreckte sich leer auf beiden Seiten, und so huschte sie nach links weiter, in Richtung Tor, blieb dabei zwischen Chane und Schatten.
    Dass sie mit einem Trick das Gildengelände verlassen hatte, konnte sich jetzt als Vorteil erweisen: Die Wächter am Fallgatter wussten nicht, wer ein echter Weiser war und wer nicht. Ein erfundener Domin namens Parisean hatte angeblich einen Wolf geschickt, um eine Schreiberin nach Hause zu begleiten, was bedeutete, dass Schatten vielleicht allein zur Gilde zurückkehren konnte. Wenn sie den Wächtern genug zusetzte, hoben sie möglicherweise das Fallgatter und ließen sie durch. Wenn sich Wynn auf der anderen Seite der Mauer befand – wenn es Chane irgendwie gelang, sie aufs Gildengelände zurückzubringen – , konnte sie Schatten vom Hof holen.
    Die junge Majay-hì kam näher und strich an ihren Beinen entlang. Eine Erinnerung erschien in Wynns Gedanken.
    Aus Schattens Blickwinkel sah sie einen großen Raum mit Fässern und Bündeln. Nein, es war kein Raum in dem Sinne, sondern das Innere eines Schiffes. Chane befand sich auf der anderen Seite, öffnete eine alte Truhe, warf einen Blick hinein und sah sich dann so um, als fehlte etwas darin.
    Eine weitere Erinnerung von Schatten zeigte Chane, wie dieser des Nachts an Bord unterwegs war.
    »Ihr seid beide auf demselben Schiff gewesen?«, flüsterte Wynn.
    Chane sah zu ihr zurück.
    »Schatten sagt, dass ihr beide an Bord desselben Schiffes gewesen seid.«
    »Wie … ?« Er richtete einen wachsamen Blick auf die Majay-hì. »Später erkläre ich dir alles. Erst müssen wir die Mauer hinter uns bringen und außer Sicht sein.«
    Die von Schatten empfangenen Erinnerungsbilder machten Wynn nachdenklich.
    »Warum merkt Schatten nicht, wer du bist?«, flüsterte sie. »Sie ist wie Chap, eine Jägerin der Untoten.«
    Chane schwieg zunächst.

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