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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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abwandte und seine Aufmerksamkeit auf sie richtete.
    Chane trat zwischen die junge Weise und die schwarze Gestalt. Er sah nur eine Möglichkeit.
    Es würde wehtun. Die Schmerzen würden weitaus größer sein als die der Verbrennungen an seinen Händen.
    Schatten näherte sich wieder und schnappte nach dem dunklen Fremden, wollte ihn offenbar in die Wand zurücktreiben.
    »Hinaus, Chane!«, rief Wynn.
    Die Kapuze der schwarzen Gestalt wandte sich abrupt dem Hund zu, und Chane sprang vor.
    Er stieß die leere Hand nach vorn. Beim Skriptorium war es zwischen ihm und dem Wrait zu einem kurzen Kontakt gekommen, der ihnen beiden nicht gefallen hatte. Chane hörte Wynn flüstern, als seine Hand durch den Arm der schwarzen Gestalt strich.
    Jähe Kälte erfasste die Hand, so intensiv, dass sie wie Feuer brannte. Der lodernde Frost breitete sich im Arm aus, und als er die Schulter erreichte, konnte Chane einen Schrei nicht zurückhalten. Er versuchte, Zorn in sich aufsteigen zu lassen und sich dadurch vor dem Schmerz zu schützen, aber es gelang ihm nur teilweise.
    Chane riss die Hand zurück und drückte sie sich an die Brust, während das zischende Flüstern im Zimmer zu einem Kreischen wurde. Der Arm des Wrait zuckte fort, und er glitt rasch durchs Bett zur Wand.
    Der Kristall am Ende von Wynns Stab erschien in Chanes Blickfeld.
    »Auf den Boden!«, stieß Wynn hervor. »Deck dich zu!«
    Chane zögerte kurz. Dann legte er sich hin, zog die Kapuze über den Kopf und drückte das Gesicht auf den steinernen Boden. Im gleichen Augenblick sprang die Tür auf und knallte an die Wand.
    »Hör auf damit, Wynn!«, befahl eine tiefe Stimme, und die Tür fiel ins Schloss.
    Sie achtete nicht darauf, erkannte il’Sänkes Stimme kaum und versuchte, sich trotz der Übelkeit auf ihre mantische Sicht zu konzentrieren.
    Der Wrait war hier, in der Gilde, im Wohnheim. Es befanden sich zu viele Lehrlinge und Initiaten in der Nähe. Wynn bewahrte das Beschwörungsmuster für den Kristall vor dem inneren Auge und hielt den Blick gleichzeitig auf die schwarze Gestalt gerichtet, die vor dem Fenster zitterte und zögerte.
    Für einen Moment sah sie das Geschöpf in dem dicken Mantel und dem Umhang.
    Der blauweiße Dunst im Zimmer bewegte sich, trieb langsam auf die dunkle Gestalt zu und verschwand in ihr. Umrisse entstanden dort, wo der Wrait den Dunst aufnahm, und dadurch konnte Wynn Einzelheiten unter dem schwarzen Stoff erkennen.
    Ein Schädel erschien unter der Kapuze.
    Verschwindender Dunst hob die Konturen hervor und glänzte wie Feuchtigkeit auf Knochen, schwarz wie Kohle. Dann kam ein anderes Bild und überlagerte das erste.
    Wynn sah ein Gesicht.
    Es ähnelte nicht dem von Chane und den anderen Untoten, die sie gesehen hatte und die ihr Erscheinungsbild im Augenblick des Todes beibehielten. Es war ein altes Gesicht, ausgemergelt und abgezehrt – diese Erscheinung schien im hohen Alter gestorben und dann aus dem Jenseits zurückgekehrt zu sein.
    Die frühere Hautfarbe ließ sich nicht bestimmen, aber die deutlichen Wangenknochen, Nase und Kinn deuteten auf einen Sumaner wie il’Sänke hin. Die Augenbrauen waren lang und buschig, und an der Kieferpartie hingen die Reste eines Barts.
    Seine Augen blieben verborgen – in den wie leeren Augenhöhlen schien sich die Dunkelheit zu verdichten. Wynn spürte ihren Blick und fühlte sich plötzlich klein, wie ein unbedeutendes Hindernis im Weg der schwarzen Gestalt.
    Eine Hand legte sich ihr auf die Augen und nahm ihr die Sicht.
    Das Schwindelgefühl verschwand, und es blieb nur eine leichte Übelkeit in der Magengrube. Das Beschwörungsmuster vor Wynns innerem Auge löste sich auf, als ihr Kopf an die Brust von jemandem gedrückt wurde.
    Der Stab bewegte sich in ihrer Hand; jemand anders hatte ihn ergriffen.
    »Nein, noch nicht!«, rief sie, und dann hörte sie il’Sänke an ihrem Ohr murmeln.
    Chane befand sich noch immer in ihrem Zimmer. Was war mit ihm?
    Ein letztes Heulen kam von Schatten. Dann fiel grelles Licht durch il’Sänkes Hand und bekam durch das Blut darin einen rötlichen Ton.
    »Nein!«, schrie Wynn.
    Il’Sänkes Stimme verklang, und Dunkelheit sammelte sich hinter Wynns geschlossenen Augen. Als sich die Hand des Domins von ihrem Gesicht löste, befreite sie sich mit einem Ruck aus seinem Griff und sah nach Chane. Der Wrait war fort, und es zog kein blauweißer Dunst mehr durchs Zimmer. Il’Sänke hatte ihr erneut die mantische Sicht genommen. Chane lag auf dem Boden, die

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