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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Übersetzungen gelesen hatte, aber was bedeuteten »sechsundzwanzig Stufen«, »verstecken« und »fünf Ecken«? Wynn erinnerte sich daran, dass der Geliebte – Il’Samar, die Nachtstimme – nach der »Trennung« der Kinder Zuflucht gesucht hatte. Die Bedeutung von »Berg« unter einem Stuhl blieb ihr völlig unklar.
    Häs’saun war ein sumanischer Name, und vielleicht hatte er als einer von Li’käns Gefährten diesen rätselhaften Text geschrieben. Aber warum ihn unter der schwarzen Schicht verbergen? Oder stammte die von jemand anders? Und warum hatte der Unbekannte die Schriftrolle nicht einfach zerstört, anstatt den Text zu schwärzen?
    Die Übelkeit wurde stärker, und Wynn würgte. Chane ergriff ihren Arm.
    »Genug«, sagte er. »Was auch immer du herausgefunden hast, es reicht!«
    Nein, es reichte nicht. Sie musste alles verstehen, wenn sie herausfinden wollte, worum es bei diesem Text ging.
    »Wende den Blick ab, Wynn!«, krächzte Chane. »Hörst du mich?«
    Sie hob den Kopf.
    Er sah genauso aus wie vor dem Beginn ihrer mantischen Sicht. Weder weißer Dunst noch schwarze Leere berührten ihn, und ihre Übelkeit ließ nach.
    »Zwanzig und sechs Stufen … fünf Ecken«, murmelte sie.
    Hinter ihr knurrte es, und sie blickte über die Schulter.
    Die strahlend helle Schatten hatte sich auf dem Bett aufgerichtet, sah aber in die andere Richtung, zur Wand mit dem schmalen Fenster. Ihr Knurren wurde lauter.
    »Was ist los mit ihr?«, fragte Chane.
    Ein gespenstisches Heulen kam von der Majay-hì.
    Wynn hatte es schon einmal gehört. Es gab kein anderes Geräusch auf der Welt, das diesem ähnelte. Und es war aus Chaps Maul gekommen, wenn er die Präsenz eines Untoten gewittert hatte.
    Doch Schatten heulte in Wynns Zimmer, im Wohnheim der Gilde.
    »Nein!«, stöhnte die junge Weise.
    Schatten sprang vom Bett herunter und über Wynn hinweg.
    Die steinerne Wand neben dem Fenster wölbte sich nach innen und wurde dabei pechschwarz.
    Chane zerrte an Wynns Arm und zog sie zur Tür.
    »Lauf!«, krächzte er.
    Heißer Schmerz brannte in seiner Hand, als er das Schwert zog.
    Aus dem Heulen der Majay-hì wurde ein zorniges Knurren, als sie sich zum Bett umdrehte.
    Die schwarze Gestalt – der Wrait – glitt durch die Wand.
    Sie stand im Bett, als wäre sie gar nicht richtig da. Oder als hätte das Bett plötzlich seine Substanz verloren. Chane blickte unter die große Kapuze, erkannte aber kein Gesicht in der dortigen Finsternis. Die Kapuze drehte sich, richtete ihre Öffnung auf Wynn.
    Chane hob sein Schwert, obwohl er wusste, dass er damit kaum etwas ausrichten konnte. Er wollte die Erscheinung nur ablenken, damit Wynn Gelegenheit bekam, das Zimmer zu verlassen.
    Die schwarze Gestalt wandte sich wieder ihm zu. Sie blieb an Ort und Stelle stehen, mit Umhang und Mantel halb im schmalen Bett.
    Vielleicht wollte sie ihn nach ihrer letzten Begegnung nicht noch einmal berühren. Das konnte er zu seinem Vorteil nutzen.
    Das Geheul der Majay-hì musste inzwischen alle Weisen in diesem Gebäude und auch den anderen geweckt haben.
    Die Gestalt stand da und schien ihn zu mustern, und trotz des lauten Knurrens von Schatten hörte Chane ein langsam anschwellendes Zischen, wie von zahlreichen flüsternden Stimmen. Es schien aus allen Richtungen zu kommen.
    Aufgeregte Stimmen ertönten im Flur vor Wynns Zimmer.
    Voller Sorge dachte Chane daran, was geschehen mochte, wenn andere Weise hereinkamen. Er musste nicht nur Wynn in Sicherheit bringen, sondern auch verhindern, dass die schwarze Gestalt weitere Gildenmitglieder umbrachte.
    Schatten knurrte und bellte und wich dabei zu Chane zurück. Der Wrait hob eine von schwarzem Stoff umhüllte Hand und schlug damit nach der Majay-hì. Chane stieß sein Schwert nach vorn, zielte dabei auf die Kapuze.
    Die Klinge durchdrang sie, ohne auf Widerstand zu stoßen. Schatten jaulte, als die Fingerspitzen der schwarzen Gestalt ihre Schulter streiften.
    Sie wankte zum Tisch und hob dabei das linke Vorderbein.
    Wynn richtete sich halb auf, kroch zur Ecke bei der Tür und griff mit beiden Händen nach dem Stab.
    Chane versteifte sich. Sie wollte ihn doch nicht etwa benutzen, solange er sich im Raum befand, oder?
    Ein Ruf erklang im Flur.
    »Ihr alle, zurück in eure Zimmer! Und bleibt dort!«
    Chane fühlte sich von Panik erfasst. Einer der Oberen war eingetroffen und befand sich dort im Flur. Gleich würde er die Tür erreichen.
    Wynns Bewegungen sorgten dafür, dass sich der Wrait von Schatten

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