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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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gefüllt. Nicht viel davon stand in einem direkten Zusammenhang mit dem, was sie suchte. In den meisten Fällen waren es seltsame Ausdrücke, ohne erkennbaren Zusammenhang mit einem Untoten, von einem Edlen Toten ganz zu schweigen.
    Yâksasath – eine Art »Dämon« aus dem sumanischen Aberglauben. Soweit Wynn feststellen konnte, war es nicht einmal ein sumanisches Wort. Jene Wesen nahmen die Gestalt einer Person an, der das Opfer vertraute.
    Waren Jeremy und Elias von jemandem getäuscht worden, den sie zu kennen glaubten?
    Nein, vermutlich handelte es sich um eine Art Ghül , was »lebender Dämon« bedeutete. Aus ihrer mythologischen Unterwelt verbannt, suchten sie an fernen Orten Menschen, von deren Lebenskraft sie sich ernähren konnten. Im Gegensatz zu Vampiren oder Yâksasath – und auch im Gegensatz zu dem Untoten, der es auf die Folianten abgesehen hatte – aßen Ghüle Fleisch. Sie hinterließen zweifellos Spuren an einer Leiche.
    Der letzte Abschnitt des zweiten Bündels war auf Zwergisch geschrieben. Wynn überflog den Text und tauchte ihren elfischen Federkiel ins Tintenfass. Sie las Zwergisch besser, als sie es sprach, denn dabei blieb ihr Zeit genug, die Bedeutung der älteren Schriftzeichen zu erfassen. Doch dieser Text war archaisch, und es fiel ihr schwer, der Syntax zu folgen, bis …
    Hassäg’kreigi .
    Wynn starrte auf das Wort hinab. Sie las es noch zwei weitere Male, um ganz sicher zu sein, dass sie alle Zeichen richtig erkannt hatte. Dieses Wort hatte Domin Hochturm den in Schwarz gekleideten Zwergen gegenüber benutzt, die bei ihm zu Besuch gewesen waren.
    Steingänger.
    Sie senkte den Federkiel, um eine Notiz zu schreiben, und dabei stieß sie gegen das Tintenfass.
    Erschrocken schnappte sie nach Luft. Das kleine Tintenfass wackelte zwischen all den Blättern. Wynn ließ den Federkiel fallen, ergriff es mit beiden Händen und hielt es fest. Einige Tropfen Tinte spritzten auf ihren Daumen.
    Ihr brach der kalte Schweiß aus.
    Tärpodious wäre vermutlich tot umgefallen, wenn sie auch nur ein Blatt beschmutzt hätte. Langsam ließ Wynn das Tintenfass los und bewegte die Hand mit den Tintentropfen zur Seite. Mit einem leeren Blatt aus ihrem Tagebuch wischte sie sich den Daumen ab und sah erneut auf die Zwergenschrift.
    Es gab nur eine kurze Erwähnung in einem Absatz über den Tod einer Zwergin, einer Thänæ namens Tunbûllé, Wellenschläger. Das war ein seltsamer Name, wenn man bedachte, dass Zwerge nicht gern auf dem Meer unterwegs waren. Wellenschläger war von den Hassäg’kreigi , den Steingängern, »geehrt« und »in Stein genommen« worden.
    Wynn hatte nicht die geringste Ahnung, was das bedeutete. Ihre Gedanken kehrten zu dem zurück, was sie in Hochturms Arbeitszimmer gehört hatte.
    Die Kleidung der beiden verschwundenen Zwerge war einzigartig gewesen. Wynn hielt es für unwahrscheinlich, dass es Steinmetze oder Bildhauer gewesen waren, die Darstellungen der »geehrten« Toten ihres Volkes anfertigten. Der Text enthielt nichts, das ihr weiterhalf, und deshalb machte sie sich einige Notizen für später und öffnete das Buch, das sie zusammen mit den beiden Bündeln mitgenommen hatte.
    Erleichtert stellte sie fest, dass es in spätem Numanisch geschrieben war. Auf dem Rücken des alten Buches ließ sich nichts mehr entziffern, doch auf der ersten Seite stand der Titel.
    Gydes Färleôvan , Geschichten des Irrglaubens, war eine Sammlung von Sagen jener Völker, die später zu den Nationen der Numanischen Länder geworden waren. Wynn blätterte und versuchte, sonderbare Ausdrücke zu verstehen.
    Pochel … boshafte Naturwächter, die gern Bauern verulkten.
    Géasbäna … zarte kleine »Dämonen«, die den Menschen die Essenz des Lebens stahlen und sie in willenlose Sklaven verwandelten.
    Wihte … Kreaturen oder Wesen, die nicht geboren, sondern geschaffen wurden.
    Beim letzten Begriff saß Wynn kerzengerade. Das Küstenland südlich von Malourné hieß Witeny, und die Bewohner nannte man Witenon. Der ähnliche Klang war vermutlich ein Zufall.
    Plötzlich merkte sie, dass es in der Nische dunkler geworden war.
    Ihr Kaltlampen-Kristall hatte die Hälfte seiner Kraft verloren. Wie lange saß sie schon hier? Sie nahm den Kristall aus der Laterne, rieb ihn und setzte ihn dann wieder in die Halterung.
    Sie stützte das Kinn auf die Hand und sah ins offene Buch. Einige Sekunden später schloss sie für einen Moment die Augen. Sie hatte Kopfschmerzen und war bei ihrer Suche noch nicht

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