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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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stand, konnte Rodian keine Einzelheiten unter der Kapuze erkennen, nur noch mehr Schwärze, die sich jedoch nicht auf ihn konzentrierte.
    Ein Arm bewegte sich, und plötzlich sah Rodian, dass der Fremde einen Folianten in der Hand hielt.
    »Herr!«
    Lúcans warnender Ruf veranlasste Rodian, sich zu ducken, als die dunkle Gestalt ein zweites Mal nach der Mauer schlug.
    Ziegelsteine gaben mit lautem Knacken nach, und Rodian wandte sich zur Seite. Wieder flogen Splitter, und als er den Kopf hob, wirbelte die finstere Gestalt herum.
    Sie lief die Gasse hinunter und verschwand in der Dunkelheit. Zurück blieb ein Licht, das etwas heller zu werden schien.
    Rodian erstarrte.
    Der Kristall einer Kaltlampe lag dort auf dem Boden, nur wenig größer als das Ende seines Daumens, und in seinem Schein zeigten sich weiter hinten drei Körper auf dem Boden.
    Der erste gehörte dem pummeligen Mädchen, das bei Rodians Besuch der Gilde Schneevogels Zügel genommen hatte. Es lag zusammengekrümmt auf der Seite, als wäre es kurz vor dem Tod von Krämpfen heimgesucht gewesen. Die Augen starrten ins Leere, und das Gesicht war eine Fratze des Entsetzens.
    Wie bei Elias und Jeremy.
    Hinter dem Mädchen lag ein größerer junger Mann auf dem Rücken, in einen mitternachtsblauen Umhang gehüllt, das Gesicht blutig. Neben seinem Kopf lag ein Brocken aus der Mauer. Der dritte Tote noch etwas weiter hinten war kleiner und hager. Er trug einen grauen Umhang und lag zusammengekrümmt wie das Mädchen. Auch sein Gesicht war in Entsetzen erstarrt.
    »Schöpferin, Arbeiter und Träumer«, hauchte Rodian.
    Sie alle waren verloren.
    Ghassan landete auf einem Dach und hörte, wie die Hand der finsteren Gestalt erneut auf die Mauer traf. Schemenhaft sah er drei Körper hinter dem Fremden.
    Einer von ihnen trug einen mitternachtsblauen Umhang.
    Es blieb Ghassan gerade Zeit genug, kurzes Bedauern angesichts von Dâgmunds Tod zu empfinden – dann huschte die schwarze Gestalt fort.
    Er sprang über die Gasse hinweg, stieß sich dabei nicht nur mit den Beinen ab, sondern auch mithilfe seiner mentalen Energie. Der tief in seinem Selbst steckende Zauber half ihm, das nächste Dach zu erreichen. Er eilte über die Schindeln, parallel zur Gasse, verharrte bei der Traufe und sah sich um.
    Unten befand sich niemand.
    Dann bemerkte er den Fremden.
    Wie eine große schwarze Spinne kletterte er etwa fünfzig Meter entfernt an einer Wand hoch. Als die Gestalt das Dach erreichte, geriet sie in den Lichtschein einer Laterne, und Ghassan stellte fest, dass sie den Folianten in der einen Hand hielt.
    Wieder ließ Ghassan das Muster aus seinem Blickfeld verschwinden und beschwor andere glühende Linien, die sich in ihm verankerten und dann der fernen Gestalt entgegenstreckten.
    Ghassan hob die Hand und schloss die Finger wie um einen unsichtbaren Gegenstand.
    Der Dieb auf dem Dach drehte sich. Umhang und Mantel wehten in der Nacht, als die Hand mit dem Folianten plötzlich in Ghassans Richtung zeigte. Doch die Mappe mit dem Text löste sich nicht aus den schwarzen Fingern.
    Ghassans Arm streckte sich, und seine Füße rutschten über die Schindeln. Er suchte nach Halt und bemühte sich gleichzeitig, die Hand zu sich zu ziehen.
    Die ferne Gestalt wankte. Sie hob auch die andere Hand und hielt den Folianten mit beiden Händen fest. Ghassan folgte ihrem Beispiel und zog mit den eigenen Händen.
    Ein Zischen kam vom Dach, das den Fremden trug.
    Die Nachtluft um Ghassan herum geriet in Bewegung. Jähe Böen zerrten an seinem Mantel. Er beugte die Knie, duckte sich und hielt die Hände dabei zusammen, wie um den fernen Folianten geschlossen.
    Ein plötzlicher Windstoß traf ihn mit solcher Wucht, dass er nicht mehr atmen konnte. Er verlor endgültig den Halt, fiel und landete auf dem Rücken.
    Ghassan war geistesgegenwärtig genug, Arme und Beine auszubreiten und auf diese Weise zu verhindern, dass er vom Dach rutschte. Er rollte herum, kam auf die Knie, schnappte nach Luft und blickte durch die Nacht.
    Der Dieb auf dem fernen Dach war verschwunden.
    Ghassan starrte verblüfft. Sowohl Thaumaturgie als auch Beschwörung konnten den Wind geschaffen haben. Der Fremde musste ein Magier sein, und ein mächtiger noch dazu – er hatte schnell und stark reagiert.
    Der Foliant war weg, und drei junge Weise hatten ihr Leben verloren. Ghassan hatte nicht einmal Gelegenheit bekommen, einen Blick auf die Seiten zu werfen.
    Jemand lief durch die Gasse.
    Vorsichtig spähte er über den

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