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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Ordnung«, sagte sie leise, wie ein Kind kurz vor dem Einschlafen. »Ich danke dir.«
    Chap rollte sich zu Wynns Füßen zusammen.
    Er legte den Kopf auf die Pfoten und versuchte, die Augen offen zu halten und die oberen Bereiche der Höhle zu beobachten. Doch schließlich zog die Müdigkeit auch ihn in die Dunkelheit des Schlafs.

2
    Welstiel blieb dicht bei Chane, während sie durch die Dunkelheit ritten, vorbei an den Bäumen in der felsigen Landschaft des Berghangs. Gelegentlich verharrte Chane und schnupperte im nächtlichen Wind.
    Chanes Jagdinstinkt nötigte Welstiel Respekt ab, aber gleichzeitig fühlte er sich von Ekel erfasst. Er hatte den Drang lange Zeit unterdrückt, doch die gegenwärtige Situation erfüllte auch ihn mit der Gier nach neuem Leben.
    Seit Venjètz hinter ihnen lag, war Chane wieder der nützliche Begleiter, der er in Magieres Heimat Dröwinka gewesen war. Er kümmerte sich um die Vorräte, schlug vor dem Morgengrauen ihr Lager auf und jagte. Er hatte sogar seine Entschlossenheit erneuert, die Gilde der Weisen aufzusuchen. Die Veränderung brachte Welstiel etwas Erleichterung.
    »Sind wir nahe?«, fragte er leise.
    Chane antwortete nicht. Er verharrte erneut, schnüffelte wie ein Wolf und trieb dann sein schnaufendes Pferd an.
    Welstiel runzelte die Stirn und folgte ihm. Sie kamen an weiteren windgebeugten Bäumen vorbei, und plötzlich nahm er den Geruch von Rauch wahr. Chane war so hungrig, dass er sich vielleicht sofort auf das erste Opfer gestürzt hätte, das sie fanden, doch Welstiel hatte andere Pläne.
    »Halt!«, flüsterte er.
    »Was?«, brachte Chane mit rauer Stimme hervor. Er zog die Zügel, brachte sein Pferd zum Stehen und wandte sich halb um. Sein Gesicht war eine halbe Fratze, und die Augen wirkten farblos.
    »Wen auch immer wir finde n – ich möchte ihm zuerst einige Fragen stellen.« Welstiel hielt sein Pferd neben Chane an. »Anschließend kannst du mit ihm machen, was du willst.«
    Chane verzog die Lippen, hielt sich aber unter Kontrolle. Er deutete zur Lücke zwischen zwei Felshügeln.
    »Da hindurch.«
    Welstiel strich sein Haar zurück. So abgetragen und zerfranst sein Mantel auch sein mochte, er hatte noch immer das Gebaren eines Edelmanns. Es war fast Mitternacht, und als die beiden Felshügel hinter ihnen lagen, bemerkte Welstiel den flackernden Schein eines Lagerfeuers. Zwei Gestalten saßen dort an einem Ring aus Steinen.
    »Hallo!«, rief er höflich.
    Gesichter wandten sich ihnen zu. Das Licht der Flammen erhellte die dunklen Züge eines älteren Móndyalítko-Paars. Offenes schwarzes Haar fiel über die Schultern der Frau, hier und dort mit grauweißen Strähnen. Sie trug kunterbunte Kleidung in mehreren Schichten, von Steppjacke bis Stufenrock. Der Mann hatte eine Schaffellmütze mit Ohrschützern auf dem Kopf und streckte die Hand nach hinten.
    Dort stand ein Esel vor einem geschlossenen Karren, nicht annähernd so groß wie die Wagen, in denen die Móndyalítko normalerweise wohnten. Was machten sie hier ganz allein? Welstiel lächelte freundlich und brachte sein Pferd zum Rand der Lichtung.
    »Könnten wir uns zu euch ans Feuer setzen?«, fragte er und deutete dabei auf sich und den schweigenden Chane. »Wir haben nach einem windgeschützten Ort gesucht und können für die Unannehmlichkeiten bezahlen.«
    Der Mann stand auf, in der einen Hand ein langes Messer. Die Anspannung wich aus seinem Gesicht, als er sah, dass die beiden Neuankömmlinge ganz offensichtlich keine Räuber waren.
    »Mit Münzen lässt sich hier oben kaum etwas anfangen«, antwortete er auf Belaskisch und sprach mit einem kehligen Akzent. »Vielleicht könnten wir etwas tauschen.«
    »Wir haben nur noch wenig Proviant«, log Welstie l – sie hatten gar keine Lebensmittel. »Aber wir können dir Korn für den Esel anbieten.«
    Der alte Mann sah zu dem Tier, das den Eindruck erweckte, schon seit einer ganzen Weile nicht mehr richtig gefressen zu haben. Mit einem zufriedenen Nicken winkte er die beiden nächtlichen Besucher näher.
    »Wir haben Gewürztee gekocht. Habt ihr euch verirrt?«
    »Noch nicht«, erwiderte Welstiel trocken. »Wir sind Kartografe n … in Diensten der Weisengilde von Bela.«
    Der Alte wölbte eine buschige graue Augenbraue.
    »Kartenzeichner, die im Dunkeln umherirren«, sagte Welstiel. »Wir sind zu lange bei den Gipfeln geblieben, und unsere Vorräte gingen schneller zur Neige als erwartet.«
    Die Frau schnaubte leise und griff nach der schwarz angelaufenen

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