Dhampir
warum sprach er über Leesils Waffen? Als Schiedsmann unterlag Sgäile Beschränkungen, was sich derzeit nachteilig für Brot’an auswirkte, denn Sgäile war am besten mit Leesil und Magiere vertraut. Immerhin war er in Bela gewesen, als sie dort Untote gejagt hatten.
Fréth flüsterte dem Ältesten Vater etwas zu. Er schnitt eine finstere Miene, schwieg aber.
Brot’an wandte sich erneut an Osha. »Wie hast du vom Verwendungszweck dieser Waffen erfahren?«
»Léshil hat es mir und den anderen auf dem Weg nach Crijheäiche erzählt.«
»Hat er allein gearbeitet?«
»Nein. Er sagte, Magiere und der Majay-hì«, Osha zeigte auf Chap, »sind mit ihm auf die Jagd gegangen. Mit der Vernichtung von Untoten verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt.«
Ein Murmeln ging durch die Menge. Magiere stand aufrecht, die Arme verschränkt, und versuchte, den vielen Blicken keine Beachtung zu schenken.
Brot’an hob die Arme. »Sie verdienten sich den Lebensunterhalt damit, Untote zu vernichten. Und warum sollte eine sogenannte Untot e «, bei diesen Worten sah er zum Ältesten Vater, »ihre eigene Art jagen?«
»Hörensagen!«, rief Fréth. »Und Mutmaßungen. Deine Eröffnungsrede hast du bereits gehalten. Jetzt geht es darum, Beweise zu präsentiere n – wenn du kannst!«
»Einspruch stattgegeben!«, sagte Sgäile, bevor Brot’an antworten konnte. »Was der Zeuge von jemand anders gehört hat, ist keine direkte Aussage, es sei denn, die betreffende Person ist hier zugegen.«
»Guter Hinweis«, sagte Brot’an. »Hören wir uns also eine direkte Aussage an. Ich rufe Léshil als Zeugen auf.«
»Er gehört nicht zu uns!«, rief Fréth. »Er ist kein An’Cróan und darf daher nicht vor dem Rat sprechen.«
Brot’an kehrte zum Tisch zurück, zog das Tuch beiseite und nahm den Gegenstand, der darunter gelegen hatte.
Es war ein glatter Zweig, gerade und ohne Rinde.
»Erneut maßt du dir an, für die Vorfahren zu sprechen«, sagte Brot’an, und seine Worte galten Fréth. »Und hier ist ein Zweig von Roise Chârmune. Wie kann Léshil nicht zu uns gehören, obwohl er dies erhielt?« Er deutete mit dem Zweig auf Sgäile. »Ich bitte den Schiedsmann um Bestätigung.«
Sgäile nickte langsam. »Léshil hat diesen Zweig in meiner Gegenwart von den Vorfahren erhalten.«
»Haben sie ihm den Zweig direkt gegeben?«, fragte Brot’an. »Oder hat er ihn sich genommen, mit dem Segen der Ahnen?«
Wieder murmelten die Zuschauer. Magiere blickte verwirrt auf Wynn hinab, aber die junge Weise übersetzte die Worte nur und schüttelte den Kopf. Unsicher und besorgt sah sie sich um.
»Die Vorfahren sind ihm erschienen und gaben ihm den Zweig von Roise Chârmune«, sagte Sgäile.
Brot’an und Sgäile waren die Einzigen, die nicht überrascht wirkten. Das Murmeln der Menge schwoll an und wurde so laut, dass sich Sgäiles Stimme darin verlor, als er die Zuschauer aufforderte, ruhig zu sein. Auf der anderen Seite der Lichtung stand Fréth und schwieg. Ihr Blick ging zum Ältesten Vater, aber der starrte Leesil an. Selbst er war verblüfft.
Leesil hielt den Kopf gesenkt.
Magieres Verwirrung nahm zu. Wenn Leesil erfolgreich gewesen wa r … Warum hatte Brot’an dann den Zweig nicht sofort gezeigt? Es schien ein weiteres gegen den Patriarchen gerichtetes Manöver gewesen zu sein, vielleicht mit der Absicht, ihn und Fréth zu verunsichern. Magiere bedauerte, dass sie Leesil hier keine Fragen stellen konnte.
»Das genügt nicht!«, rief Fréth, aber diesmal fehlte es ihren Worten an Nachdruck. »Selbst die Angehörigen unseres Volkes können nur dann vor dem Rat sprechen, wenn sie ihren vollen Platz eingenommen haben.«
»Das stimmt«, pflichtete ihr Brot’an bei, und Fréth wurde misstrauisch, als befürchtete sie eine Falle. »Blut genügt nicht. Ein An’Cróan braucht einen Namen, damit er als einer von uns anerkannt wird.«
»Léshil hat keine n … «, begann Fréth, brachte den Satz aber nicht zu Ende.
»Doch, er hat einen.« Brot’an sah Leesil an. »Nenne deinen wahren Namen, damit ihn alle hören und deine Rechte anerkennen.«
Magiere beobachtete Leesil.
»Es bedeutet nichts«, flüsterte er ihr zu. »Was immer nötig ist, dich hier herauszuholen. Es ist mir gleich, was diese Leute glauben.«
»Der Zeuge hat nur zu sprechen, wenn ihn der Rat, die Vertreter der Anklage und Verteidigung oder der Schiedsmann dazu auffordern«, sagte Sgäile scharf.
Magiere hätte Leesil am liebsten gepackt und geschüttelt, damit er ihr
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