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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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jagt. Sie erscheint grimmig und düster, manchmal gar wie ein raubtierhaftes Wesen, wie manche gesagt haben; ich selbst habe es mehr als einmal gesehen. Aber die Vorfahren sehen in ihr ganz offensichtlich keine Gefahr für uns. Was auch immer es mit ihr auf sich haben mag: Das ihr hier zur Last Gelegte entbehrt jeder Grundlage.«
    Brot’an winkte Magiere und Wynn zum Eichentisch zurück.
    »Damit überlasse ich das Wort der Anklage«, schloss er seinen Vortrag.
    Magiere kehrte zurück, und Leesil ergriff ihre blasse Hand. Rasch legte sie den Zweig auf den Tisch, drehte sich um und blickte über die Lichtung.
    Fréth stand neben ihrem Tisch und wirkte verunsichert, ganz im Gegensatz zum Ältesten Vater, den Brot’ans Ausführungen völlig unbeeindruckt gelassen hatten. Magiere zitterte innerlich und fragte sich, was der Greis als Nächstes versuchen würde.
    Wynn stand zwischen Magiere und Leesil und dolmetschte für sie.
    Fréth trat in die Mitte der Lichtung und wandte sich mit klarer, heller Stimme an die Anwesenden.
    »Der Fürsprecher der Angeklagten hat nicht alle Möglichkeiten zur Sprache gebracht. Diese Menschenfrau erscheint bei einem Kampf nicht nur ›düster und grimmig‹, wie er es nannte. Ihr Körper verändert sich und gewinnt Eigenschaften, die über die eines Menschen hinausgehen. Wir akzeptieren die bisherigen Aussagen, ohne sie infrage zu stellen, aber selbst die Gefährten der Menschenfrau verstehen nicht ganz, was es mit ihr auf sich hat.«
    Wynn bemerkte ein leichtes Vibrieren in Fréthfâres Stimme.
    Es war kein Zeichen von Unsicherheit. Es klang eher so, als hätte sie die Worte zu schnell einstudiert. Wynn beobachtete den Ältesten Vater und fragte sich, ob Fréth als seine Anwältin agierte oder nur als sein Sprachrohr.
    Fréth kehrte zum Tisch zurück und winkte den Elfen dahinter zu. Én’nish trat an einigen Anmaglâhk vorbei, näherte sich und hielt etwas in ihren gewölbten Händen. Fréth nahm es entgegen und trat erneut in die Mitte der Lichtung. Als sie zu Brot’an ging, sah Wynn eine heilige weiße Blume in ihrer Hand. Eine jener Blumen, vor deren Berührung Sgäile gewarnt hatte.
    Weiße samtene Blütenblätter fingen das Sonnenlicht ein und reflektierten es mit einem sanften Glanz. Der Stängel war dunkelgrün, fast schwarz.
    »Eine solche Blume haben wir auf dem Weg hierher gesehen«, flüsterte Leesil.
    Fréth hielt sie, damit alle Clan-Ältesten sie sehen konnten.
    » Anasgiah , der Lebensschild. Von einem Heiler vorbereitet, als Tee oder in einer Speise, gibt sie dem Sterbenden Kraft, damit er vor dem Tod gerettet werden kann. Sie steckt voller Leben und nährt das Leben jener, die es dringend brauchen.«
    Unruhe breitete sich in Wynn aus. Nach dem, was sie gehört hatte, glaubten die Elfen, dass ihre Vorfahren über Wohl und Wehe der An’Cróan befanden. Diese Blume hingegen stand in keinem Zusammenhang mit den Ahnen.
    »Die Angeklagte soll vortreten«, sagte Fréth.
    Magiere kam der Aufforderung nach. Wynn folgte ihr und fragte sich, ob die Regeln das zuließen. Niemand hielt sie auf.
    Fréth holte aus und schlug Magiere mit der weißen Blume ins Gesicht.
    Wynn schnappte erschrocken nach Luft, und Leesil wollte loslaufen. Brot’an zog ihn zurück und trat dann hinter Magiere.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er scharf. Sgäile eilte ebenfalls herbei.
    Magiere war nicht einmal zusammengezuckt, und ihr Blick bohrte sich in Fréths bernsteinfarbene Augen. Dann begann sie plötzlich zu zittern. Fréth beobachtete sie überrascht und zufrieden.
    Wynn schlang Magiere den Arm um die Taille. Fréth hob erneut die Blume, damit sie alle sahen.
    Die weißen Blütenblätter veränderten sich, wurden erst gelb und dann grau. Sie verwelkte n – die Blume starb, während Fréth sie in der Hand hielt, und schließlich fielen die Blütenblätter zu Boden.
    Einmal mehr ging ein Murmeln durch die Menge, und die fast schrillen Stimmen der Äruin’nas übertönten alle anderen.
    »Nur ein Untoter kann so etwas verursachen!«, rief Fréth. »Bei einem Untoten genügt es, wenn er die Blütenblätter von Anasgiah berührt, denn er nimmt die Kraft des Lebens direkt in sich auf!«
    Wynn reckte entsetzt den Hals und sah zu Brot’an.
    Seine Züge waren verhärte t – Fréths Manöver schien ihn ebenso zu überraschen wie alle anderen. Auf der anderen Seite der Lichtung beobachtete der Älteste Vater das Geschehen mit der Andeutung eines Lächelns auf den verschrumpelten Lippen.
    Wynn

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