Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
Vom Netzwerk:
war, hörte das Zappeln plötzlich auf, und der Mann blieb reglos liegen.
    Sorhkâfaré sah zum ersten Wolf, an dessen Schnauze die gleiche schwarze Flüssigkeit klebte wie an seinen Händen. Er blickte ihm in die Augen, und plötzlich offenbarten sich ihm zwei Wahrheiten.
    Der Wald ließ nicht zu, dass die Horde ihn betrat. Und wenn es doch einem jener Wesen gelang, ihn zu betreten, so kamen die Wölfe und zerrissen ihn.
    Schwer atmend richtete er sich auf, trat erneut zum Waldrand und blickte auf die Ebene hinaus.
    Dunkle Gestalten liefen dort umher, sprangen und wälzten sich im Gras. Andere bewegten sich kaum, standen nur zitternd da. Bleiche Kreaturen, die sich gegenseitig jagten.
    Sorhkâfaré beobachtete sie und konnte den Blick nicht von ihnen abwenden. Die Gestalten, die dem Wald so nahe kamen, dass er Einzelheiten erkennen konnte, waren Menschen.
    Er sah nicht einen Elfen und nicht einen Zwerg, auch keine Kobolde. Die großen, von Schuppen bedeckten Körper der reptilienartigen Locathan fehlten ebenso wie die anderen Ungetüme, die der Feind in den Kampf geschickt hatte.
    Nur Menschen.
    Sorhkâfaré drehte sich um und kehrte zur Ersten Lichtung zurück. Die Wölfe begleiteten ihn zu den Überlebenden.
    Snähacróe kniete hinter einem verletzten jungen Menschen und hielt ihn, während Léshiâra seine Beine behandelte. Seit einigen Tagen waren sie und Snähacróe immer häufiger zusammen.
    Léshiâra schloss die Augen und summte leise. Ihre Fingerkuppen wanderten mehrmals über die verletzte Wade des menschlichen Jungen. Dann verstummte sie, öffnete die Augen und legte einen neuen Verband an.
    Schließlich stand sie auf, bemerkte Sorhkâfaré und runzelte die Stirn.
    »Komm mit«, sagte er.
    Snähacróe schloss sich ihnen besorgt an.
    Sie traten in die Mitte der Lichtung.
    Ein riesiger Baum, der auf dieser Welt seinesgleichen suchte, erhob sich dort, der Stamm so dick wie der Turm einer kleinen Zitadelle. Weit oben reckten sich seine Äste und Zweige in den Wald, bis hin zu den Wipfeln der anderen Bäume am Rand der Lichtung. Ein mattes Glühen ging vom Stamm und den Ästen aus, denen die Rinde fehlte und die doch voller Leben waren. Dicke Wurzeln hatten sich tief in den Boden gebohrt, ihn an manchen Stellen nach oben gepresst und Hügel entstehen lassen.
    Sorhkâfaré legte eine Hand auf den Stamm von Chârmun, ein Name, den die Menschen vermutlich mit »Zuflucht« übersetzt hätten.
    »Wir müssen ein Stück dieses Baumes nehmen«, sagte er zu Léshiâra. »Kannst du es während einer langen Reise am Leben erhalten?«
    Sie wurde blass und antwortete nicht.
    »Was hast du vor?«, fragte Snähacróe und trat zu Léshiâra.
    Sorhkâfaré sah den einen Kommandeur an, der ihm geblieben war. »Die Ungeheuer der Horde fallen über sich selbst her, denn sie haben keine lebende Nahrung mehr. In einigen Tagen ist ihre Zahl vielleicht so sehr geschrumpft, dass wir die Flucht wagen können.«
    »Nein!«, erklang eine scharfe Stimme.
    Sorhkâfaré kannte sie und drehte sich um.
    Hoil’lhân stand am Rand der Lichtung, begleitet von drei Wölfen. Schwarzes Blut klebte an ihnen allen, und sie richteten durchdringende Blicke auf ihn. Hoil’lhân stieß die lange, breite Spitze ihres Speers in den Boden, und Sorhkâfaré beobachtete, wie schwarze Flüssigkeit daran entlanglief und ins Gras tropfte.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte er.
    »Was glaubst du?«, zischte Hoil’lhân. »Die Schergen des Feindes treiben sich an unseren Grenzen heru m – und du willst weglaufen?«
    »Wir können uns nicht in diesem verdorbenen Land verstecken«, erwiderte Sorhkâfaré.
    »Ich sage Nein!«, rief Hoil’lhân und strich mit der einen Hand ihr weißes, von Schweiß verklebtes Haar zurück. »Ich erlaube nicht, dass der Feind bekommt, was uns gehört. Ich werde ihm nicht noch mehr von dem überlassen, was ich lieb e … während ich vor seinen Schreien fliehe!«
    »Das reicht«, warnte Snähacróe.
    »Meine Entscheidung steht fest«, sagte Sorhkâfaré. »Und ich bin noch immer der Befehlshaber.«
    Hoil’lhân atmete schwer und schlang einen Arm um den Schaft ihres Speers.
    »Seit wann sprichst du allein für unser Volk?«, fragte Léshiâra ruhig und näherte sich Sorhkâfaré. »Du sitzt nicht im Rat der Ersten Lichtung, und wir folgen nicht länger dem alten Weg getrennter Clans. Solche Entscheidungen stehen mir und den anderen Ratsmitgliedern zu.«
    »Es gibt keinen Rat mehr!«, rief Sorhkâfaré. »Nur du bist von ihm

Weitere Kostenlose Bücher