Dhampir
Älteste Vater uns dann hinterher?«
»Brot’ân’duivé ist ein Verräter. Du hast ihn heute gesehen und gehört.«
Én’nish zögerte noch immer.
Fréthfâre wusste nicht, wie sie mit Brot’ân’duivé fertig werden sollte, aber ihr war klar, was in dieser Nacht getan werden musste. Ein Verräter, der seiner gerechten Strafe entging, und Menschen, die mit dem Wissen um einen Weg in dieses Land entkamen!
»Wir werden nicht das Blut de r … Unsrigen vergießen«, sagte sie langsam und mit fester Stimme.
Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft.
Der Glanz in Én’nishs Augen veränderte sich, als sie verstand.
Nein, sie würden nicht das Blut der Ihren vergießen, aber das Problem der Fremden musste gelöst werden.
Én’nish atmete tief durch, und es klang wie ein erleichtertes Seufzen. Voller Entschlossenheit folgte sie Fréthfâre in die Nacht.
Chane stapfte durch den hohen Schnee. Kalter Wind peitschte ihm ins Gesicht und brachte große Schneeflocken, die sich im Haar und am Mantel festsetzten. Sein Blick reichte nur einige Schritte weit und folgte den Silhouetten von Welstiel und des einen Pferdes, das ihnen noch geblieben war.
»Wir müssen irgendwo Unterschlupf finden«, krächzte Chane. »In diesem Schneesturm finden wir den Weg nicht.«
»Nein«, antwortete Welstiel. »Wir setzen die Suche fort. Es kann nicht mehr weit sein.«
Die Móndyalítko hatte einen Weg durch eine tiefe Schlucht beschrieben, und wenn dieser Weg hinter ihnen lag, sollten sie die Burg sehen können.
Vor drei Nächten hatte der von Chane kontrollierte wilde Hund eine Schlucht gefunden, die einem tiefen Einschnitt im Gebirge gleichkam, die Hänge so steil und zerklüftet, dass sie nicht hinabklettern konnten. Nach dieser Entdeckung hatte sich Welstiel wie ein besessener Irrer aufgeführt und sie noch mehr angetrieben.
Chane blieb stehen. Das Weitergehen hatte keinen Sinn, wenn sie nichts sehen konnten. Er wollte gerade darauf bestehen, das Zelt aufzubauen, als weiter vorn Gebell erklang.
»Der Hund!«, rief Welstiel im heulenden Wind.
Chane sah sich nicht imstande, Welstiels voreilige Freude zu teilen. »Warte!«
Er setzte sich in den kalten Schnee, schloss die Augen und tastete nach den Gedanken seines Dieners. Kurz darauf berührte er das beschränkte Bewusstsein des Hundes und blickte durch dessen Augen.
Zuerst sah er nur Schneegestöber im Dunkeln, als der Hund nach vorn kroch. Dann hielt das Tier am Rand eines Abgrunds inne. Chane schaute in die Tiefe, und Schwindel erfasste ihn. Der Hund stand auf einem flachen Felsüberhang und grub mit den Pfoten im lockeren Schnee.
»Was hat er gefunden?«, fragte Welstiel aufgeregt.
»Ich weiß nich t … etwas.« Widerstrebend öffnete Chane die Augen und stand auf. »Vor uns, weiter oben.«
Chane übernahm die Führung und ließ sich von den Gedanken des Hunds den Weg weisen. Als er die Spuren sah, vom Neuschnee halb zugedeckt, löste er die geistige Verbindung und ging schneller. Voraus glaubte er, das Ende der Schlucht zu erkennen, und vor diesem vagen Hintergrund scharrte ein Schemen im Schnee.
Einige rasche Schritte brachten Chane zu dem Hund, und er ging neben ihm in die Hocke. Mit eigenen Augen blickte er in die Schlucht, die so breit war, dass er ihre gegenüberliegende Seite nicht erkennen konnte. Mit bloßen Händen strich er Schnee beiseite, und zum Vorschein kam Gestein, das sich vom Basalt des restlichen Felsvorsprungs unterschied. Die betreffende Stelle war etwa halb so breit wie der Vorsprung und schloss mit seiner Kante ab, abgesehen von einer Öffnung so groß wie eine Hand. Chane steckte die Finger hinein und hob die Platte.
Welstiel stand neben ihm und beobachtete alles.
Schneebedeckte Leiste n – Stufe n – waren in die Felswand gehauen. Im Schneesturm ließ sich nicht feststellen, ob sie bis zum Boden der Schlucht reichten.
Welstiel untersuchte die Platte. »Dies sollte den Weg verbergen?«
»Ich glaube nicht. Vermutlich handelte es sich um eine Markierung, oder die Platte sollte die ersten Stufen vor Erosion schützen. Dieser Weg wird regelmäßig von jemandem benutzt, denn es kostete viel Arbeit, die Stufen in den Fels zu hauen. Hoffen wir, dass sie uns dem Ziel näher bringen. Das Pferd müssen wir allerdings zurücklassen.«
Welstiel starrte ins Leere. »Die Móndyalítko sprach davon, dass wir hinaustreten und die Burg sehen würden. Ich bin sicher, sie ist irgendwo dort unten.«
Dunkelheit und Schneesturm hinderten sie daran,
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