Dhampir
wie du die Anmaglâhk dazu benutzt, bei den Menschen Zwietracht zu säen.«
Zorn brachte Bewegung in das faltige Gesicht des Ältesten Vaters. Brot’ân’duivé trat noch einen Schritt näher.
»Ich breche mein Schweigen vor dem Rat«, verkündete er. »Ich sage alles, was ich weiß. Und ich werde Gelegenheit dazu bekommen, denn noch hast du nichts gegen mich in der Hand. Lass Cuirin’nên’a frei und garantiere ihre Sicherheit. Dann verspreche ich dir, weiterhin Stillschweigen zu wahren.«
Er beobachtete den Ältesten Vater und wartete.
Der uralte Elf würde sich um jeden Preis an der Macht festklammern, und sei es auch nur für kurze Zeit. Die Furcht vor dem, was er in der Zukunft sah, trieb ihn dazu an. Er würde nachgeben, und wenn Cuirin’nên’a frei war, konnte Léshil diesen Ort verlasse n – dann gab es für ihn keinen Grund, jemals hierher zurückzukehren. Es bedeutete nicht unbedingt Sicherheit für ihn, aber er wäre außerhalb der unmittelbaren Reichweite des Ältesten Vaters, bis es Zeit für seine Bestimmung wurde.
»Ic h … bin einverstanden«, krächzte der Älteste Vater, und in seinen Augen irrlichterte es. »Aber dies ändert nichts. Die treuen Anmaglâhk werden auch weiterhin unserem Volk dienen.«
»Ist Cuirin’nên’a frei?«
Der Älteste Vater schloss die Augen und legte kurz die Hand an die Wand seiner Wiege.
»Sie ist frei. Du kannst zu ihr gehen, wenn du möchtest. Aber schick Sgäilsheilleache und Fréthfâre sofort zu mir.«
Brot’ân’duivé wandte sich mit klopfendem Herzen ab.
Sie wussten beide, dass nur die halbe Wahrheit zur Sprache gekommen war. Derzeit genügte dies Brot’ân’duivé und gab ihm Zeit zu planen. Ob er zuerst Verrat übte oder selbst verraten wurd e – das musste sich noch erweisen.
Aber er war kein Verräter an seiner Kaste. Er schützte ihre Zukunft, denn er glaubte noch immer, dass die Furcht des Ältesten Vaters vor der Rückkehr eines Feindes begründet war. Er würde tun, was getan werden musste, um die Anmaglâhk geeint und stark zu halten. Bis sie nicht mehr gebraucht wurden. Bis zum Schlag der Klinge in Léshil s … in Léshiârelaohks Hand.
»In Stille und in Schatten«, flüsterte Brot’ân’duivé und ging.
Magiere versuchte, Leesil zu beruhigen, aber der setzte seine endlose Wanderung durch den Raum in der Ulme fort, und so machte sie sich schließlich daran, ihr Falchion zu reinigen. Es war nicht nötig, aber es lenkte sie ab, sowohl von der allgemeinen Anspannung als auch von dem Zittern in ihrem Innern.
Wynn saß auf dem Boden und schrieb mit ihrem Federkiel.
»Was notierst du jetzt?«, fragte Magiere.
»Das Ende der Versammlung. Meine Gilde findet es bestimmt interessant, im Vergleich mit der Kultur der Elfen an anderen Orten.«
»Es freut mich, dass ich für etwas Abwechselung sorgen konnte«, erwiderte Magiere scharf.
»Darum geht es mir nicht. Ic h … «
»Ach, schon gut.«
Magieres Gedanken kehrten immer wieder zu dem plötzlichen Erscheinen der Silf zurück, und sie dachte auch daran, dass es ein solches Geschöpf gewesen war, das sie in den Bergen vor dem Schneesturm gerettet hatte. Warum war es erst vor dem Rat erschienen und nicht schon früher? Wie lange war es ihnen gefolgt?
Dass jenes Wesen in ihr, Magiere, eine Verwandte gesehen hatte, belastete sie noch immer. Hoffentlich wusste es nicht, wie es zu jener »Verwandtschaft« gekommen war.
Der Vorhang bewegte sich, und Brot’an kam herein. Er wirkte nicht mehr müde und atmete etwas schneller als sonst.
Leesil wandte sich ihm sofort zu. »Was ist passiert?«
»Deine Mutter ist frei«, sagte Brot’an ohne Einleitung. »Aber sie weiß noch nichts davon, und deshalb müssen wir zu ihr und es ihr sagen. Ich werde den Grund für die Verzögerung deiner Abreise später erklären und dafür sorgen, dass euch ein anderer Kahn mitnimmt.«
Magiere war ebenso verblüfft wie Leesil. Chap sprang auf die Beine.
»Brot’a n … «, begann Wynn verwirrt. »Wieso ist Leesils Mutter plötzlich frei?«
Das fragte sich Magiere ebenfalls. Sie schob ihr Falchion in die Scheide, als Leesil nach seinen Klingen griff und sie an den Unterarmen befestigte.
»Das Wieso ist mir gleich«, sagte er.
Chap tat bellend seine Zustimmung kund und lief vor den anderen nach draußen.
In der Wurzelkammer unter der großen Eiche konnte Fréthfâre kaum glauben, was sie vom Ältesten Vater hörte.
»Cuirin’nên’a ist frei?«, wiederholte sie.
Sgäilsheilleache stand still
Weitere Kostenlose Bücher