Dhampir
Bitterkeit verspürt?
Die Schwester der Toten wird dich führen.
Magier e – sie war der Schlüssel. Was auch immer ihm die Traumherrin zeigte, es genügte nie, um das Ziel zu bestimmen. Und immer ging damit die Erinnerung einher, dass er Magiere dazu brauchte. Doch sie war weit entfernt und ließ sich erneut von Leesil ablenken. Er musste irgendeine Möglichkeit finden, sie wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
Welstiel strich sein schwarzes Haar zurück. Es galt, seiner Traumherrin zu vertrauen, und auch sich selbst, und einen Weg zu finden, mit einer Mischung aus Anstrengung und Zurückhaltung. Er trat nach draußen, als Chane damit begann, das Zelt abzubauen.
»Warum hast du gerufen?«, fragte Chane erneut. »Solche Rufe habe ich zum ersten Mal von dir gehört.«
Welstiels Misstrauen erwachte. »Wie meinst du das?«
»Du sprichst im Schlaf.«
Welstiel blieb ruhig und verbarg seine Sorge. Seit wann ging das schon so, und wie viel hatte Chane auf diese Weise erfahren?
»Was hörst du, während ich schlafe?«
»Nichts Verständliches, aber bislang noch nie solche Schreie.« Chane zögerte und wechselte das Thema. »Ich möchte mehr Numanisch lernen, während wir reiten.«
Er zurrte den Sattel auf seinem dürren Pferd fest und stieg auf.
Welstiel folgte seinem Beispiel. »Wo waren wir? Bei den gewöhnlichen unregelmäßigen Verben in der Vergangenheitsform, nicht wahr?«
»Ja.«
Der Unterricht ging weiter, während sie ritten, aber Welstiels Gedanken glitten oft zu der Burg im Eis, zum Saal mit den Büchern und Schriftrollen und zu der Ruhe, die er beim Blick auf die Tür mit dem schweren Riegel empfunden hatte.
Er schreckte aus seinen Überlegungen, weil er glaubte, im kalten Wind ein Flüstern zu hören.
Die Schwester der Toten wird dich führen.
7
Warme Bäder waren eine vage Erinnerung, bis sich Magiere neben Wynn in das heiße Wasser sinken ließ und fast so etwas wie ein Schnurren des Wohlbehagens hörte, als sich die junge Weise wusch. Als Magiere fertig war, streifte sie die aus grob gesponnener Baumwolle bestehende Elfenkleidung über. Ihre Haut roch von der Seife nach Honig und Fenchel. Nach ihr kam Leesil an die Reihe, und prompt beschwerte er sich über Seifenwasser, das nicht ganz abgelaufen war.
Magiere verbrachte den Rest des Abends damit, im Schneidersitz bei den Gastgebern im Hauptraum zu sitzen. Leesil saß links von ihr, Leanâlhâm neben sich. Das Mädchen warf ihm immer wieder verstohlene Blicke zu, die seinen Ohren, Augen und der Form seines Gesichts galte n – bis es plötzlich Magieres Aufmerksamkeit bemerkte. Magiere konnte ihm das Interesse an Leesil nicht verdenken.
Vermutlich hatte sich Leanâlhâm bisher für das einzige Halbblut gehalten und war schier überwältigt davon, ein zweites zu sehen. Magiere wusste, was es bedeutete, anders zu sein und von erstaunten Blicken immer wieder daran erinnert zu werden.
Allerding s … Leanâlhâm starrte Leesil etwas zu oft an.
Wie hatte sie in einem Land überlebt, in dem Leesil nicht einmal willkommen war? Und wie konnte sie mit Sgäile verwandt sein?
Magiere wandte den Blick von ihr ab und versuchte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
Sie hörte, wie sich Wynn an Gleann wandte. »Erzähl uns von den Gestaltern«, sagte die junge Weise.
»Manche von uns werden mit einem besonderen Bewusstsein geboren«, begann Gleann, und sein Blick ging zu Sgäile. »Sie spüren das, was ihr das geistige Element der Dinge nennt. Mit genug Zeit und der richtigen Anleitung werden sie zu Schöpfern oder Gestaltern. Einige von ihnen lernen zu heilen.«
Offenbar arbeiteten Schöpfer mit unbelebtem Material. Als Wynn von Thaumaturgen sprach, versuchte Gleann, keine Grimasse zu schneiden. Die Schöpfer riefen Geist in leblose Substanz, in der sie bereitwillige Leere fühlten. Auf diese Weise sorgten sie dafür, dass Wille, Hand und Werkzeug Dingen wie Holz, Stein und Metall Form geben konnten. Nicht in einzelnen Stücken, sondern als Ganzes, wie die Regenwassertonnen im Waschraum.
Gestalter beschritten einen anderen Weg und arbeiteten mit lebenden Objekten, die noch immer ihren natürlichen Geist aufwiesen. Sie lenkten und leiteten, änderten das Wachstum, wie bei den Bäumen und anderen Pflanzen, die im Lauf der Jahre nützliche Formen gewannen. Manche lernten, einen Baum oder eine Pflanze so wachsen zu lassen, dass ein Teil davon neue Strukturen bildete, die sich eigenes Leben bewahrten. Ein Gestalter schien vor allem Geduld zu
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