Dhampir
an Vergangenes, doch diesmal empfing Chap etwas und glaubte, sich selbst zu sehen, wie er eine »Hand« ausstreckte und damit den Stamm einer jungen Tanne berührte. Er hörte das Wort »Vater«.
Chap versuchte, dieses Bild festzuhalten und mehr von dem Gespräch zu verstehen, aber es gelang ihm nicht.
»Deine Gefährten sollten hier in diesem Wohnbaum bleiben«, sagte Sgäile zu ihm, und die Worte waren leichter zu verstehen als der Dialekt, den Wynn sprach. »Dir steht es wie allen Majay-hì frei zu gehen, wohin du willst.«
Sgäile richtete sich auf und zog den Vorhang beiseite. Chap richtete einen unsicheren Blick auf Leesil.
»Sie sind hier sicher«, sagte Sgäile.
Ein Teil von Chap wollte loslaufen, den Wald seiner Kindheit durchstreifen und die Sinne dort allen Eindrücken öffnen.
»Bleib nicht zu lange weg«, sagte Leesil.
Chap vertraute Sgäiles Wort, aber nicht unbedingt seinen Absichten. Mit einem leisen Grollen schlich er an dem Anmaglâhk vorbei und sprang nach draußen.
Die meisten Bewohner des Dorfes hatten sich in ihre Wohnbäume zurückgezogen, und nur noch wenig Rauch kräuselte sich aus dem Gemeinschaftsherd. Ein Heulen kam aus der Ferne. Chaps Blick richtete sich auf den Wald jenseits der Lichtung.
Er sehnte sich nach weicher Erde unter den Pfoten und wildem Gras, das ihm beim Laufen gegen die Beine schlug.
Leesils Kummer, Magieres Zorn und ihre Zweifel, die Ängste der jungen Wyn n … Das alles wurde ihm manchmal zu viel. Die Ungewissheit lastete schwer auf ihm, denn er sah nicht mehr, was ihnen die Zukunft bringen mochte. Wenn er doch nur in der Lage gewesen wäre, die Bürde abzustreifen und sie wenigstens für kurze Zeit zu vergessen. Aber er konnte sich nicht einen Moment der Gedankenlosigkeit erlauben. Er war allein.
Wo steckten die Seinen? Warum schwiegen sie? Warum tadelten sie ihn nicht, wenn sein Handeln ihre Missbilligung fand?
Die Erinnerungen an seine Existenz bei den Feen waren im Lauf der Zeit verblasst. Vielleicht waren sie nie vollständig gewesen. Das Fleisch, in dem er jetzt zu Hause war, konnte nicht jenes Bewusstsein aufnehmen, das er damals mit den Seinen geteilt hatte. Aber Fleisch brachte auch gewisse Vorteile. Zumindest hatte er das bisher geglaubt.
Chaps Instinkt warnte ihn davor, dass der Älteste Vater gefährlich war und er nicht zulassen durfte, dass Leesil in seine Nähe kam. Und doc h … Wie sonst sollten sie Nein’a finden und befreien?
Leesil ließ sich bestimmt nicht von seinen Absichten abbringen. Und Chap hielt an seinen eigenen fest.
Er trat zwischen die Wohnbäume und hörte Stimmen in ihnen. Schließlich ließ er den letzten hinter sich zurück und blieb am Rand der Wildnis stehen. Das gespenstische Heulen wiederholte sich, und diesmal war es näher. Ein Schimmern huschte durch die Bäume, gefolgt von einem anderen.
Zwei Majay-hì kamen aus dem Gebüsch und verharrten, als sie ihn sahen. Beide waren stahlgrau, mit hellen Augen, und sie ähnelten sich so sehr, dass man sie für Zwillinge halten konnte. Einer jaulte leise, und dann stoben beide ins Gebüsch zurück.
Chap trat einige Schritte vor.
Sie sprachen mit Erinnerungen. Einige von ihnen hatte er an dem Tag empfangen, als das Rudel dem Ruf des silbernen Hirschwesens gefolgt war.
Ging sein eigener Umgang mit Erinnerungsbildern auf ihre Art der Kommunikation zurück? War sein Fleisch mit dieser Fähigkeit geboren, und hatte diese sich dann mit der Feen-Essenz in ihm vermischt? Konnten ihm die Majay-hì Erinnerungen geben, die nicht so dunkel und schwer waren wie seine eigenen?
Unter einer alten Zeder bewegte sich etwas, und zwei Augen glitzerten.
Der graue Älteste des Rudels kam zum Vorschein. Andere Majay-hì wanderten zwischen den Bäumen, und unter ihnen zeigte sich etwas Weißes. Das Weibchen lief um einen Brombeerstrauch herum, blieb stehen, die eine Vorderpfote gehoben, und sah Chap an.
Wynn hatte die Farbe des Weibchens mit der einer Seerose verglichen. Der Hauch von Gelb in ihren Augen erinnerte Chap an die Stempel in jener Blüte.
Sie kam näher und schnüffelte an seiner Schnauze. Ihr eigener Geruch erzählte von fruchtbarer Erde und feuchten Blättern. Chap fühlte ihre Nase an der Schulter, am Hals und unter dem Ohr. Dann drückte sie ihren Kopf an seinen.
Vor dem inneren Auge sah er eine silberne Majay-hì im Mondschein.
Eine Mutte r … Die Weiße zeigte ihm ein Erinnerungsbild ihrer Mutter.
Chap erinnerte sich daran, wie er mit seinen Geschwistern auf dem Moos
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