Dhampir
helfen?
Die Zweige hinter ihm knarrten, und er wirbelte herum. Blätter raschelten im leichten Wind, und aus diesem Rascheln wurden Stimmen in Chaps Kopf.
Immer weiter weichst du von deinem Pfad a b … von deiner Aufgabe, die Schwester der Toten in Unwissenheit zu halten und dafür zu sorgen, dass sie dem Feind fernbleibt.
Chap sah eine Buche an und knurrte. Eine knorrige Stelle an ihrem Stamm wirkte wie eine dort sitzende Gestalt. Er duckte sich wie zum Sprung.
Leesil ist wichtig für meine Aufgab e … für unser Ziel. Aber sein Leid dient keinem Zweck. Warum also versperrt ihr mir den Weg? Warum soll er nicht seine Mutter befreien?
Eine lange rote Hyazinthenranke bewegte sich.
Besinn dich wieder auf deine Aufgabe. Kehre zur Schwester der Toten zurück.
Das war keine Antwort. An welchem anderen Ort konnte Magiere weiter vom Feind entfernt sein?
Die Hyazinthe raschelte.
Du hast den dir anvertrauten Sterblichen zu viel erzählt. So viel, dass sie einen Weg beschreiten könnten, der das Ende dieser Welt bedeutet. Verrate ihnen nicht noch mehr und bring sie weg von diesem Ort.
Chap knurrte erneut. Leesil wollte nur Freiheit für seine Mutter, wollte wieder mit ihr zusammen sein. Doch das interessierte Chaps Artgenossen nicht.
Warum konnte er sich nicht an meh r … erinnern?
Die Wissensbrocken, die er in seiner fleischlichen Existenz zusammengetragen hatte, passten nicht zueinander. In ihm existierten nicht genug Erinnerungen an die Zeit bei den Seinen, um die Lücken in jenen Informationen zu füllen.
Um ihn herum bewegten sich Zweige und Äste.
Du bist in Fleisch geboren und hast dabei deine Erinnerungen verloren. Vertrau dem We g … vertrau uns. In deiner derzeitigen Existenz kannst du nicht alles verstehen.
Chap blieb still und überlegte. Er hatte die Ewigkeit aufgegeben, um dem Willen seines Volkes zu folgen. Einst musste er von den Absichten der Seinen gewusst und sie geteilt haben, aber jetzt erinnerte er sich nicht mehr an sie.
Es musste einen Grund gebe n – einen, den er vergessen hatte.
Wynn rang mit ihrem Schwindelgefühl und wollte an Seerose vorbei, doch die versperrte ihr jedes Mal den Weg und bellte.
In Wynns Kopf knisterten Tausende von Blättern.
Du bist in Fleisch geboren und hast dein Wissen verloren. Vertrau dem We g … vertrau uns. In deiner derzeitigen Existenz kannst du nicht alles verstehen.
Wynn brach zusammen, keuchte und würgte. Auf Händen und Knien starrte sie in den Wald, der sich zu schütteln schien, und hörte, wie die Feen mit Chap kommunizierten.
Sein Knurren hallte durch die Nacht.
Wynn wandte sich an Seerose. »O bitte, lass mich gehen!«
Seerose stellte die Ohren auf. Wynn kroch zu einer nahen Zeder und zog sich an ihrer rauen Rinde auf die Beine. Die anderen Majay-hì des Rudels liefen um sie herum, kamen aber nicht näher. Verwirrt beobachteten sie die Menschenfrau und Seerose.
Bevor die Weiße reagieren konnte, sprang Wynn an der Zeder vorbei in die Richtung, aus der Chaps Knurren kam.
Chap zitterte, heulte und hörte, wie die eigene Stimme verklang. Warum behandelten ihn seine Artgenossen wie einen Diener, der ihnen zu gehorchen hatte?
Er war einer von ihnen gewesen, hatte zu ihnen gehört. Was schadete es, wenn ein Sohn seine Mutter suchte, die ihn geboren und aufgezogen hatte? Nein’a wollte ebenso wenig wie die Feen, dass sich Unheil auf dieser Welt ausbreitete, obwohl sie ihren Sohn wie einen Anmaglâhk erzogen hatte, für ihre eigenen Zwecke.
Chaps Zittern ließ nach, und er ging am Rand der Lichtung entlang, beobachtete dabei die zu Wächtern gewordenen Bäume. Der leichte Wind brachte keine Stimmen mehr, aber die Seinen waren noch immer da und warteten darauf, dass er sich ihnen fügte.
Dies hatte nichts damit zu tun, Magiere vom Feind fernzuhalten.
Warum fürchtet ihr, dass Leesil seine Mutter findet ?
Wynn hörte Chaps Frage.
Sie drehte sich um und verlor erneut die Orientierung. Um sie herum blieben die Dinge in Bewegung, auch wenn sie keinen Fuß mehr vor den anderen setzte. Die Ranke dort, der Moosfladen an jener Stelle, das Stück Boden vor ih r – ein Blinzeln genügte, und alles veränderte seine Position.
Nimm die Schwester der Toten und geh. Kehr ins Land der Menschen zurück und komm nie wieder hierher.
Wynn schloss die Augen und schlang die Arme um eine Espe, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen. Summen und Knistern dominierte ihre Wahrnehmung, aber sie hörte auch, wie nicht weit entfernt Zweige im
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