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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Hirsch, der Wynn getragen hatte, hob den Kopf und antwortete. Er wandte sich um und ging zum Anführer des Rudels. Chap sah, wie Seerose aufstand, zu dem dunklen Oberhaupt des Rudels lief und seinen Kopf berührte. Er war zu müde für den Versuch, die Bilder bei diesem Erinnerungskontakt zu betrachten. Kurze Zeit später kehrte Seerose mit einem aufgeregten Jaulen zurück und hielt ihren Kopf an seinen. Chap empfing ein Bild, das ihn sofort hellwach machte.
    Graugrün gekleidete Elfen liefen durch den Wald.
    Ihre Gesichter konnte er nicht sehe n – solche Details fehlten in dem Bild, das Seerose ihm übermittelte. Es zeigte nur Anmaglâhk, die hintereinander in einer bestimmten Richtung liefen.
    Wynn lag noch immer zusammengerollt auf dem Boden und hatte sich trotz des lauten Rufs des Hirschwesens kaum gerührt. Chap bohrte die Krallen in den weichen Boden.
    Wir werden verfolgt.
    Wynn rollte herum und hob die Hände zum Kopf. »Mach das nicht, ohne mich vorher zu warnen!«
    Sie schnitt eine Grimasse, setzte sich auf und hielt sich den Mund zu. Ihr schien plötzlich übel geworden zu sein.
    »Wa s … was hast du gesagt?«
    Chap wiederholte seine Botschaft, und diesmal zuckte Wynn nicht ganz so heftig zusammen.
    Sie sah in die Richtung, aus der sie kamen. »Wie weit entfernt?«
    Chap bellte dreimal, anstatt ihr neue Worte zu schicken. Er wusste nicht, wie weit die Anmaglâhk noch entfernt waren.
    Er lief zu dem silbernen Hirsch und bellte erneut. Mehrere Majay-hì eilten los, und daraus konnte Wynn schließen, dass es weiterging. Der Hirsch trat neben einen umgestürzten Baum, und Wynn zögerte nicht. Sie kletterte auf den Rücken des Silbernen und hielt sich wieder am Hals fest, als der Hirsch loslief. Chap und Seerose folgten ihm. Als sie die Reise fortsetzten, ging es nicht mehr nur darum, ein fernes Ziel zu erreichen, sondern auch darum, den Verfolgern zu entkommen.

12
    Wynn klammerte sich am Hals des Hirschs fest und grub ihre Finger tief ins lange Fell.
    Die Majay-hì schienen unermüdlich zu sei n – das Rudel lief die ganze Nacht. Wynn versuchte durchzuhalten, doch der Rücken des Hirschwesens war zu breit für sie, und sie bekam Krämpfe in den Beinen.
    Sie hielt den Blick gesenkt und hoffte, dass es nicht mehr lange dauerte, bis der Morgen dämmerte. Wenn sie aufsah, wirkte alles in der Nacht fremd und unvertraut.
    Der dunkle Wald versuchte Wynn zu verwirren. Bäume huschten vorbei, schienen nicht mehr Substanz zu haben als Schatten. Die einzigen Konstanten waren das Hirschwesen unter ihr und das Rudel in der Nähe. Wynn konzentrierte sich auf den Anblick der Majay-hì, um nicht ganz die Orientierung zu verlieren.
    Sie wusste nicht, was sie am Ende dieser Reise erwartete. Wenn Chap und sie auf ein Elfengefängnis stießen, wie sollten sie sich dann Zugang verschaffen? Doch wen n – fall s – sie Nein’a erreichten, brauchte Chap bestimmt ihre Hilfe. Wynn vermutete, dass Leesils Mutter nichts von Chaps wahrer Natur ahnte. Wynn musste mit ihr rede n – wie sonst konnte Chap ihr mitteilen, dass sich Leesil bei den Elfen befand und sie befreien wollte? Sie versuchte, die Beine zu beiden Seiten des breiten Hirschrückens zu bewegen, aber damit weckte sie neuen Schmerz in ihnen. Ihr Rücken wurde allmählich taub.
    Der dunkle Anführer des Rudels lief langsamer, und die anderen Majay-hì folgten seinem Beispiel. Aus dem Galopp des Hirsches wurde ein ruhiges Traben, und Chap ließ sich zurückfallen, lief neben dem Silbernen und Wynn.
    »Sind wir in der Nähe?«, fragte die junge Weise. »Bestimmt ist das der Fall. Wir sind schon so lange unterweg s … «
    Vor ihnen verdichtete sich der Wald. Der Hirsch trug sie näher, und das Rudel schwärmte aus.
    Birken wuchsen nah beieinander, bildeten ein dichtes Geflecht aus Zweigen und Blättern. Hinter ihnen ragten Ulmen und Eschen auf, mit Wipfeln, die sich weit darüber erstreckten. Zwischen den Bäumen wucherten dornige Brombeersträucher.
    Alles war still. Es wehte kein Wind, und nirgends zirpte ein Insekt.
    Wynn blickte nach links, wo das Dickicht weit in die Dunkelheit reichte. Als sie sich zur anderen Seite wandte, schienen die Bäume neue Positionen eingenommen zu haben und das dornige Gebüsch zwischen ihnen noch dichter geworden zu sein. Als sie erneut nach links sah, wucherte inmitten der Brombeersträucher plötzlich hohes Gras.
    War es schon vorher dort gewesen, ohne dass sie es bemerkt hatte? Der Wipfel einer Zeder wölbte sich über den Birken,

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