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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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Seite? Das, was sich da durch die Tür schiebt, ein grauenerregendes Wesen, das Furcht und Mitleid gleichermaßen erregt, kann unmöglich Elaine sein. Der Leib, zerfallen und faul, der Gestank, als sei sie einer tiefen Grube mit Tierkadavern entstiegen. Ein Mensch kann unmöglich nach sieben Tagen Grabesruhe derart zugerichtet sein. Das Geschöpf besitzt keine Augen mehr, und doch erkennt sie Jeremiah und schiebt sich unerbittlich auf ihn zu. Dieser Narr starrt nur an, was einmal seine Frau gewesen, ohne zu verstehen, dass sich vor seinen Augen der Abgrund zur Hölle auftut. Ich muss vernichten, was wir gerufen haben. Und mit ihr die Tür und das unselige Buch. In Adams Namen und seiner Zukunft.
    Die Lampe. Ich werfe die Lampe auf die Abscheulichkeit und ziehe Jeremiah hinaus in den Küchenraum, während das Feuer sich nimmt, was nicht in diese Welt gehört …
    Von dieser Nacht an muss die Kammer auf ewig verschlossen bleiben.

    Das war der letzte Eintrag meines Großvaters. Er hatte noch etwas geschrieben, doch fehlte die letzte Seite, herausgerissen wie all die anderen Seiten.
    Plötzlich wurde ich gewahr, dass das Klopfen aufgehört hatte. Stattdessen zerschnitt das helle Kreischen verrosteter Türangeln die Nacht. Ein Schwall warmer, nach Gräbern und kaltem Fleisch stinkender Luft überfiel den Raum wie eine schwarze Woge. Mir wurde übel, ich würgte und erbrach mich schließlich. Während all dem drehte ich mich nicht um.
    Ich starrte auf das Tagebuch meines Großvaters, meine Finger krallten sich um den letzten Eintrag, der unter der Kraft zu hartem Staub zerfiel. Tränen schossen in meine Augen, doch fragte ich mich, ob es Tränen der Furcht waren.
    Wusste ich doch, welch widerwärtiges, und doch zugleich liebliches Geschöpf seinen Weg aus den Tiefen harter und kalter Erde zu mir in die verbotene Kammer gefunden hatte. Nach vierzig langen und einsamen Jahren …

    Sechs Jahre sind seit jenen alptraumhaften Erlebnissen in dem kleinen Städtchen Arc´s Hill vergangen. Ich war damals, im Herbst des Jahres 1931, zurückgekehrt nach London, nicht ohne erhebliche psychische Probleme, zweifelte ich doch vom ersten Tag in der pulsierenden Metropole an meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit.
    Das, was ich dort in dem alten Haus meines Großvaters auf dem Hügel erlebt hatte, war zu phantastisch, zu schrecklich, als dass es seinen Platz in der modernen Wirklichkeit beanspruchen konnte. Ich versuchte mir verzweifelt zu suggerieren, dass ich in dem Haus ganz offensichtlich meinen Verstand verloren hatte, so wie bereits mein Vater vor mir, und sein Vater vor ihm. Die Tatsache, dass ich womöglich die besten und teuersten Psychiater Englands konsultieren musste, war für mich eher zu akzeptieren wie jener Umstand, den mir mein Verstand jeden Tag, besonders aber des Nachts in wahren Orgien dunkelster Alpträume, entgegen schrie.
    Nämlich dass all das Geschehene in fürchterlicher Weise einer grotesken Wahrheit entsprach, von der die Menschheit um mich herum in ihrer Hektik und modernen Anwandlung Jahrhunderte entfernt war, sie auch nur im Ansatz zu begreifen.
    Ich selbst war nicht dazu ausersehen zu verstehen, welch grauenerregendes Wunder sich mir offenbart hatte. Ich hatte durch das Tor in eine andere Dimension geblickt und an der Schwelle zur schwarzen Stadt “Re´grid Dath” gestanden, dem Hort der Toten. Und ich hatte gesehen, wie sich etwas Unsägliches Zugang in unsere Welt zu verschaffen suchte.
    Ich hatte diese Kreatur erblickt, allem Menschlichen beraubt, die ihren monströsen, zerfallenen, nach Moder und alter Erde stinkenden Leib aus den Tiefen von “Re´grid Dath“ durch die Pforte in die verbotene Kammer geschoben hatte. Ich hatte in das tote, augenlose, grässlich verzerrte Antlitz dieses Geschöpfs … meiner eigenen Mutter … geschaut, die mich in der Nacht meiner Geburt verlassen hatte.
    Sechs Jahre sind seither vergangen. Das Haus meines Großvaters war versiegelt worden und die Polizeibehörde in Arc´s Hill instruiert worden, niemanden auf den Hügel hinaufzulassen und lichtscheues Gesindel, das sich das alte, verlassene Haus zu Nutze machen wollte, aufs strengste zu bestrafen. Auch sollte niemand mehr aus dem Ort hinausgehen zu dem Haus und nach dem Rechten sehen.
    Doch jetzt, sechs Jahre danach, wird der Ruf in meinen Träumen immer lauter.
    Das Antlitz der grauenvollen Blasphemie, die mich Nacht für Nacht hinabzieht in die verwaisten Straßen von “Re´grid Dath” offenbart sich mir immer

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