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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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Erfolg. Heather ließ kein Argument gelten; dafür klangen ihre unentwegten Nörgeleien genauso, als ob er für alle Missstände dieser Welt verantwortlich wäre, das Fehlen bunter Blumenwiesen oder die verschlungene Streckenführung der Küstenstraße mit eingeschlossen.
    Brandon blickte stur geradeaus; die unerwartet gut ausgebaute Straße – nur alle zwei oder drei Kilometer galt es einem größeren Schlagloch auszuweichen – fraß sich wie ein graues Band durch das karstige, verbrannte Land. Je weiter sie nach Osten kamen, umso steppenhafter wurde die Landschaft. Größere Olivenbaumbestände machten mehr und mehr niederem Knieholz und stacheligem Gestrüpp Platz. Momentan bot Kreta wahrlich kein großartiges, landschaftliches Panorama, musste er zugeben. Ein kaltes, ironisches Lächeln stahl sich unmerklich auf seine Lippen.
    Kreta! , dachte er abfällig. Griechenland!
    Es war ihm immer noch ein Rätsel, wie seine Frau auf dieses verrückte Reiseziel gekommen war. Als wenn es nicht Florida oder ein Trip in die Rockies auch getan hätten. Aber nein, Heather wollte ja unbedingt etwas Besonderes – wie so oft.
    »Ich glaube, ein wenig Abstand vom Alltag täte uns beiden einmal ganz gut«, hatte sie gesagt. »Um wieder klare Gedanken fassen zu können. Etwas Kultur könnte uns zudem auch nicht schaden.«
    Sie hatte es geahnt , dachte Brandon. Kein Wunder, nach vier Jahren Ehe spürte selbst ein taubstummer Blinder, wenn eine Beziehung rettungslos zerbrach. Aber Heather war ihm zuvor gekommen; noch bevor er ihr seine Scheidungsabsichten eröffnen konnte, hatte sie ihn mit den Urlaubsplänen geradezu überrumpelt. Und ihre Taktik war aufgegangen – fürs erste jedenfalls.
    Auf einer langgezogenen Steigung tauchte plötzlich ein Laster vor ihnen auf. Brandon schaltete vom fünften in den vierten Gang, gab Gas und zog schon mehrere hundert Meter vor dem schleichenden Fahrzeug nach links herüber. Obwohl die unübersichtliche Bergkuppe immer näher rückte, blieb er starr auf der Gegenspur. Innerhalb der letzten Tage hatte er seinen Fahrstil allmählich den Landessitten angepasst. Kein Grieche scheute sich davor, selbst noch vor Haarnadelkurven zu überholen. Ein kurzer Druck auf die Hupe, und schon zog der Vordermann gehorsam nach rechts über den Seitenstreifen. Hielt sich ein Fahrer einmal nicht an dieses ungeschriebene Gesetz (meist handelte es sich hierbei um unkundige ›Fly+Drive‹-Touristen), wurde dennoch überholt. Man ging einfach davon aus, dass ein entgegenkommendes Auto schon Platz machen würde. Zu Brandons maßlosem Erstaunen konnte man sich tatsächlich darauf verlassen. Und mit welcher Selbstverständlichkeit dies geschah! Nie hatte er Hupen, Aufblinken oder zorniges Gestikulieren beobachten können. Es schien eine Verkehrsregel wie ›Rechts vor Links‹ zu sein. ›Griechisches Roulette‹ hatte er es anfangs genannt; mittlerweile musste er diesen Vergleich jedoch etwas revidieren. Der Nervenkitzel hielt sich in Grenzen.
    Das Spiel schien ziemlich sicher zu sein; auf den über 800 Kilometern, die sie bislang kreuz und quer auf der Insel zurückgelegt hatten, war ihnen noch kein Unfall begegnet. Nicht einmal die zerbeulten Überreste eines Autos am Straßenrand. Kurz bevor er den Laster erreichte, gab er das obligatorische Hupsignal und zog vorbei. Im Rückspiegel sah er, wie die breiten Reifen des LKW's eine dichte Staubfontäne vom kaum befestigten Straßenrand aufwirbelten.
    »Verdammt, Brandon, musst du dir denn ständig beweisen, wie gut du die kopflosen Raser hier nachäffen kannst?«, fuhr ihn Heather an. »Die Einheimischen kennen hier jeden Stein, und vielen scheint es zudem egal zu sein, ob sie den morgigen Tag noch erleben. Ich weiß nicht, wie es dir geht, ICH beabsichtige jedenfalls nicht, auf derart unsinnige Weise zu sterben.«
    Wenige Meter vor der Kuppe lenkte Brandon wieder auf die rechte Spur herüber. »Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst«, entgegnete er mit einem Lächeln. Mit einer weit ausholenden Geste wies er auf die nun wieder abfallende, verlassene Straße. »Siehst du, leer. Keine Gefahr. Null Problemo. Kein Auto von hier bis nach Ägypten.«
    »Aber du konntest es nicht WISSEN !«, argumentierte sie schneidend. »Nachher ist man immer schlauer. Aber dann ist es zu spät. Was wäre denn geschehen, wenn uns ein anderer Laster oder einer von diesen doppelstöckigen Touristenbussen entgegengekommen wäre?«
    Brandon zuckte leicht die Schultern. »In diese

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