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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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müßig zu betonen, dass mir binnen kurzer Zeit auch die letzten Aufträge entzogen wurden. Ich setzte auch nichts daran, sie zu behalten. Meine Auftraggeber entschädigten mich – wenn überhaupt – mehr für meinen Zeitaufwand, denn mich für erbrachte Leistung zu entlohnen.
    Peter wollte mit mir sprechen. Wir trafen uns wieder in der Bar, in der ich ihm damals alles gestanden hatte. Er wusste alles. »Ich mache mir große Sorgen um dich … Nimm endlich Vernunft an!«
    Unberührt stand ein Glas vor mir, an dessen Rand sich das blaue Licht der Neonbeleuchtung brach. »Man kann sich schon mal verlieben …« – Ich war mir sicher, er sprach aus eigener leidvoller Erfahrung, Peter, der Gute, der Besorgte, Peter, der Freund – »… aber du – du …«
    Demonstrativ sah ich auf die Uhr über dem Tresen. Es war Zeit für mich. Meine Geliebte wartete im Museum auf mich.
    »Du verlierst dich«, fasste mich Peter am Arm.
    Ich schüttelte seine Hand ab, stieg vom Hocker, klopfte ihm auf die Schulter: »Ruf Judith an und sag ihr das. Sag ihr, dass ich mich verliere. Es wird sie freuen.«

    Mitunter drang in den Stunden, die ich im Museum verbrachte, ein vager Schimmer zu mir. In seinem diffusem Licht offenbarten sich mir Zusammenhänge, auf die ich mit wachsendem Entsetzen blickte. Ich fing an [anfangs gegen meinen Willen, den Willen eines Liebenden, später dann mit der Entschlossenheit eines Entliebten ], ihr Verhalten zu studieren, die Taktik zu analysieren, derer sie sich bediente. Noch wehrte sich etwas in mir gegen meine Ahnung, empörte sich und verdammte meinen Verdacht. Zu süß schienen mir unsere Stunden. Noch.
    Aber immer deutlicher – ich konnte mich dagegen nicht wehren – vernahm ich mitten in unseren heftigen Umarmungen, unseren atemlos ausgetauschten Zärtlichkeiten, inmitten unserer ruhelosen Berührungen jenes feine Geräusch, einen Singsang, dem nachzuhorchen ich anfing, während sie bestrebt war, mein Ohr von dem Geräusch abzulenken durch Worte, getarnt als Liebeserklärungen, mit erregten Atemstößen, die aufgeladen waren von einer genau dosierten Leidenschaft, mit dem Lärm, den ihre Handflächen bei jeder Berührung mit meiner Haut verursachten, mit dem Rascheln ihrer Kleidung, dem Knarren des Parkettbodens, das sie mit den Absätzen ihrer Schuhe absichtlich erzeugte.
    Doch meine Ohren waren durch den in mir schwelenden Verdacht geschärfter. Immer deutlicher drang das Geräusch zu mir, immer … eindeutiger . Zunehmend klarer war auszunehmen, woher es kam … und an ihren Worten, ihren Atemstößen, all dem Lärm, den sie beschwor … drang mein Ohr vor … drang es ein in das Labyrinth einer angespannten Stille …
    Es brauchte lange, unendlich lange, bis ich die Quelle des Geräusches endlich geortet hatte. Und wieder sprang das Bild um , und wir standen einander im Museum gegenüber. Wieder war der Geschmack unseres allerersten Kusses auf meinen Lippen. In meinen Ohren dröhnte Blut.
    Ich vernahm das leise Ticken einer Uhr.
    Und ich sah ihr Gesicht vor mir, damals und jetzt.
    An diesem Kreuzungspunkt der Zeitachsen schoben sich die Bilder übereinander, eins blendete ins andere über, und in ihrer Schnittmenge offenbarten sie das feine Netzwerk eines ausgeklügelten Planes.
    So fanden wir uns wieder im Museum ein. Aus irgendeinem Vorwand, ich entsinne mich seiner nicht mehr, hatte sie mich dorthin gelockt, an jenen Ort, wo alles begonnen hatte.
    Ich hatte mich absichtlich verspätet, und sie umfing mich – ich hatte es vorausgesehen – sogleich, schmiegte sich an mich, während sich mein Ohr bereits auf die Suche nach dem Ursprung des Geräusches machte.
    Schmatzende Küsse drückte sie mir auf Mund, Wangen, Stirn und Augen, lärmende Berührungen inszenierte sie, ohrenbetäubend war das Dröhnen ihres Atems, unausgesetzt knarrte das Parkett unter ihren Schritten. Mein Ohr war aber zu einem unbeirrbaren Jäger geworden.
    »Was ist mit dir heute?«, hauchte sie und fuhr sie mir mit den Fingerspitzen durchs Haar.
    Ich gab keine Antwort.
    »Was hast du? Sag es mir …«
    Ich schwieg.
    Sie war sehr geschickt darin, ihrem Gesichtsausdruck den Anschein der Befürchtung zu geben.
    »Nichts«, sagte ich, und zwar so, dass sie merken musste, dass ich log.
    »Doch, du hast etwas, ich sehe es an deinen Augen … du kannst mir nichts vormachen …« Sie versuchte ein schrilles Lachen voll Ahnungen und Befürchtungen. »Du bist so süß, wenn du versuchst, mir etwas vorzumachen ...«
    Und wieder

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