Diabolus
grünes Gesicht, das Gesicht eines Dämons mit deformierten Zügen, die nach oben scharfe Schatten warfen. Sie prallte zurück und wollte davonlaufen, aber das Gespenst packte sie am Arm.
»Nicht bewegen!«, zischte es. Einen Augenblick lang glaubte Susan in diesen stechenden Augen Hale zu erkennen, aber es war nicht Hales Stimme, und die Berührung war auch nicht hart genug. Es war Strathmore. Ein matt leuchtender Gegenstand, den er aus der Tasche gezogen hatte, strahlte ihn schwach von unten an. Die Spannung wich aus Susans Körper. Erleichtert begann sie wieder zu atmen. Der Gegenstand in Strathmores Hand hatte ein elektronisches LED-Display, das ein grünlich glühendes Licht aussandte.
»Verdammt!«, fluchte Strathmore leise vor sich hin, »mein neuer Pager.« Wütend sah er auf den SkyPager in seiner Hand hinab. Er hatte vergessen, den Ruf stumm zu schalten. Er hatte das Gerät in einem Elektronikladen am Ort erworben und bar bezahlt, damit der Kauf anonym blieb. Niemand wusste besser als Strathmore selbst, wie genau die NSA ihre eigenen Leute überwachte - und die digitalen Botschaften, die er mit diesem Pager verschickte und empfing, gedachte Strathmore nun wirklich nicht an die große Glocke zu hängen. Susan sah sich beklommen um. Falls Hale bisher noch nicht bemerkt hatte, dass sie im Anmarsch waren, dann hatte er es jetzt mit Gewissheit mitbekommen. Strathmore drückte auf ein paar Knöpfe und las die eingehende Botschaft. Er stöhnte verstohlen auf. Noch mehr schlechte Nachrichten aus Spanien - nicht von David Becker, sondern von der anderen Partie, die er nach Sevilla geschickt hatte.
Achttausend Kilometer von Fort Meade entfernt, raste ein mit Überwachungselektronik voll gestopfter Lieferwagen durch die nächtlichen Straßen von Sevilla. Die NSA hatte ihn unter
»Umbra«-Sicherheitseinstufung bei einer US-Militärbasis in Roja ausgeliehen. Die beiden Männer im Fahrzeug waren aufs Äußerste angespannt. Es war nicht das erste Mal, dass sie auf Anweisungen aus Fort Meade Feuerwehr spielen mussten, aber normalerweise kamen die Befehle nicht von so hoch oben.
»Schon irgendwas von unserem Mann zu sehen?«, rief der Agent am Steuer über die Schulter nach hinten. Die Augen seines Partners wichen nicht von der Einspielung der Videokamera auf dem Dach.
»Nein, nichts. Fahr weiter.«
KAPITEL 78
Mit einer Penlight-Taschenlampe zwischen den Zähnen, lag Jabba immer noch unter einem Wirrwarr von Kabeln auf dem Rücken und schwitzte. Er hatte sich daran gewöhnt, in den späten Abendstunden der Wochenenden arbeiten zu müssen. Die Wartung und Reparatur der Geräte war meist nur in den wenigen Stunden möglich, in denen es bei der NSA etwas ruhiger zuging. Mit größter Sorgfalt manövrierte er den glühend heißen Lötkolben durch das baumelnde Drahtgewirr, das von oben herabhing. Ein angesengter Kabelbaum konnte sich leicht zur Katastrophe auswachsen. Nur noch ein paar Zentimeter, dann ist es geschafft, dachte er. Die Reparatur hatte wesentlich länger gedauert als geplant. Just in dem Moment, als er die Spitze seines Lötkolbens für die letzte Lötstelle über Kopf an den Lötzinn hielt, piepste schrill sein Handy. Jabba schrak zusammen, sein Arm zuckte, und ein großer Tropfen geschmolzenes Lötzinn platschte auf seinen nackten Arm.
»Scheiße!« Er ließ den Lötkolben fallen und hätte beinahe den Leuchtstab verschluckt.
»Scheiße! Scheiße! Scheiße!« Er rieb sich hektisch den nackten Arm, an dem eine eindrucksvolle Brandblase erblühte. Der Chip, den er einlöten wollte, fiel wieder heraus und purzelte ihm auf den Kopf.
»Verdammt aber auch!« Das Handy piepste beharrlich weiter. Er ignorierte es. Midge!, fluchte er vor sich hin. Nun gib endlich Ruhe! In der Crypto ist alles im grünen Bereich! Das Telefon piepste weiter. Jabba machte sich wieder an die Arbeit und setzte den Chip noch einmal ein. Eine Minute später war alles an Ort und Stelle, aber das Telefon nervte ihn immer noch. Midge, verdammt nochmal, lass endlich gut sein! Das Handy piepste weitere fünfzehn Sekunden, dann hörte es auf. Jabba stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sechzig Sekunden später knackte es im Lautsprecher der Rufanlage an der Decke.
»Der Leiter der Sys-Sec-Abteilung wird gebeten, sich bei der Vermittlung zu melden und eine Nachricht entgegenzunehmen.« Jabba verdrehte die Augen. Nicht zu fassen! Sie kann einfach nicht lockerlassen! Er ignorierte die Durchsage.
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