Diabolus
Die Bullen sind meine besten Kunden!« Becker fühlte sich nackt unter ihren Blicken. Er versuchte eine andere Tour.
»Ich gehöre zu einem Sonderdezernat für Touristen. Geben Sie mir jetzt den Ring, oder ich muss Sie aufs Kommissariat mitnehmen und . . .«
»Und was?«, fiel ihm Rocío ins Wort, die Brauen in gespielter Neugier hochgewölbt. Becker verstummte. Er hatte das Spiel überreizt. Der Schuss war nach hinten losgegangen. Verdammt noch mal, warum fällt sie nicht darauf herein? Rocío kam noch näher. »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie wollen, aber wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, rufe ich den Hoteldetektiv, und die echte Guardia Civil buchtet Sie ein wegen Amtsanmaßung!« Becker wusste, dass Strathmore ihn im Nu wieder aus dem Gefängnis herausgepaukt haben würde, aber der Commander hatte strikt größte Diskretion verlangt. Beckers Verhaftung war in seinem Plan nicht vorgesehen. Rocío stand inzwischen auf Armeslänge vor ihm und funkelte ihn an.
»Okay«, seufzte Becker in deutlich hörbarem Eingeständnis seiner Niederlage. Er ließ das Spiel mit dem spanischen Akzent sein.
»Ich bin nicht von der spanischen Polizei. Ich suche im Auftrag einer US-Behörde nach diesem Ring. Ich bin befugt, viel Geld dafür zu bezahlen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.« Eine lange Stille entstand. Rocío schien Beckers Kapitulation auszukosten. Ihre Lippen teilten sich zu einem spitzbübischen Lächeln.
»Nun, das war doch gar nicht so schwer, oder?« Sie ließ sich in einen Sessel fallen und schlug die rassigen Beine übereinander.
»Wie viel bieten Sie?« Becker unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Er kam sofort zum Geschäft.
»Fünftausend amerikanische Dollar, das sind siebenhundertfünfzigtausend Peseten.« Es war die Hälfte dessen, was in seinem Umschlag steckte, aber vermutlich zehnmal mehr, als der Ring wert war. Rocío hob eine Braue.
»Das ist viel Geld.«
»Ja, das ist es. Also, abgemacht?« Rocío schüttelte den Kopf.
»Unglücklicherweise kann ich auf Ihr Angebot nicht eingehen.«
»Eine Million Peseten!«, legte Becker nach.
»Mehr habe ich nicht bei mir.«
»Na, na!«, erwiderte Rocío mit einem Lächeln.
»Wer so miserabel feilscht wie ihr Amerikaner, könnte sich auf dem Markt unserer Stadt keinen halben Tag lang halten.«
»Bargeld, auf die Hand!«, sagte Becker und griff nach dem Umschlag in seiner Tasche. Ich will endlich nach Hause! Rocío schüttelte wieder den Kopf.
»Ich kann es nicht annehmen.« Becker wurde langsam sauer.
»Und warum nicht?«
»Weil ich den Ring nicht mehr habe«, sagte Rocío.
»Ich habe ihn schon verkauft.«
KAPITEL 33
Tokugen Numataka ging wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Sein Kontaktmann North Dakota hatte sich noch nicht gemeldet. Verfluchte Amerikaner. Kein Empfinden für Pünktlichkeit! Er hätte North Dakota seinerseits angerufen, hatte aber keine Telefonnummer. Numataka hasste es, auf diese Weise Geschäfte zu machen - er hatte die Dinge lieber selbst in der Hand. Numataka hatte von Anfang an die Befürchtung gehegt, die Anrufe dieses North Dakota könnten ein Täuschungsmanöver sein, mit dem ihn ein japanischer Konkurrent zum Narren halten wollte. Die alten Zweifel meldeten sich wieder. Mehr Informationen müssen her, beschloss er. Er stürmte aus seinem Büro in den Hauptkorridor von Numatech. Die Angestellten verbeugten sich ehrerbietig vor ihrem vorbeieilenden Chef. Numataka wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sie ihn tatsächlich verehrten - die Verbeugung war eine Höflichkeitsgeste, die japanische Angestellte auch dem verhasstesten Arbeitgeber zollten. Numataka begab sich direkt zur Hauptvermittlung seiner Firma. Eine einzige Telefonistin bewältigte sämtliche Anrufe über eine Corenco 2000 Telefonkonsole mit zwölf ankommenden Leitungen. Sie war sehr beschäftigt, erhob sich aber bei Numatakas Eintreten sofort und verbeugte sich.
»Setzten Sie sich«, bellte Numataka. Die Telefonistin gehorchte.
»Ich habe heute um sechzehn Uhr fünfundvierzig auf meinem Privatanschluss einen Anruferhalten. Sagen Sie mir, woher das Gespräch gekommen ist!« Numataka hätte sich ohrfeigen können, dass er nicht schon längst nachgefragt hatte. Die Telefonistin schluckte nervös.
»Dieses Gerät registriert leider nicht die Nummern der Anrufer. Aber ich werde mich bei der Telefongesellschaft erkundigen. Ich bin sicher, dass sie Ihnen die gewünschte Auskunft geben kann.«
Für
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