Diadem von den Sternen
allerdings ein wenig härter als geplant, denn ihre Knie knickten plötzlich ein. „Exakt jetzt”, murmelte sie, wobei sich ein verzerrtes Lächeln über ihren wunden Mund erstreckte, „wäre ich froh, ich hätte jenes Stück schimmligen Käse, mit dem ich aufgebrochen bin.”
Sie beugte sich vor und stieß einen Finger ins Wasser, was einen winzigen Tröpfchenregen in die Luft schickte. „Früher hätte ich es nicht übers Herz gebracht.” Sie legte ihre Hände auf die Knie und starrte in das klare, grüne Wasser hinunter. „Ich mußte dem Fisch die Freiheit geben. Komisch, wie die Skrupel vergehen, wenn man am Verhungern ist.” Sie tastete mit ihrem Geist hinaus und spürte einen kleinen Fisch auf. Sie überwand ihre massive Abscheu und lockte ihn flußabwärts, zu ihren lauernden Händen, packte zu, hob ihn aus dem Wasser und warf ihn ans Ufer. Während er hinter ihr sein Leben auszappelte, starrte sie entschlossen zum anderen Ufer hinüber.
Ein wenig krank im Herzen, trottete Aleytys das Ufer hinauf, zum Sattel. Sie zog das Messer aus der Scheide und ging dann zögernd wieder zu dem toten Fisch zurück. Eine lange Minute starrte sie auf die glitschige Stromliniengestalt, die im starken Licht schillernd glitzerte. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sie das Leben mit dem Fisch geteilt, hatte ihn irgendwie gründlicher gekannt als ihre eigene Hand. Es hätte ebensogut ihre eigene Hand sein können, die jetzt dort lag, regungslos, schlaff, tot. „Ich kann nicht”, wimmerte sie. „Ich kann nicht.” Dann verkrampfte sich ihr Magen wieder, die Knie gaben nach; sie plumpste neben dem Fisch zu Boden. „Ai-Madar”, keuchte sie. „Mein Baby.”
Mit zusammengebissenen Zähnen schlitzte sie den Bauch des Fisches auf, und dabei kam sie sich wie eine Mörderin vor. Sie nahm ihn aus, schnitt den Kopf ab und warf den Abfall in den Fluß.
Sie stach die Messerspitze gegen den schlaffen Rest. Mit einem Seufzer und einem leichten Schaudern setzte sie das Messer erneut an und häutete ihn; das geschichtete, durchscheinende Fleisch wurde entblößt. Sie schnitt ein kleines Stück ab, schloß ihre Augen, hob es an ihre Lippen. Abweisende Übelkeit durchbebte sie. Ihre Hand senkte sich. Sie nahm die Reste ihrer Entschlußkraft zusammen. „Ich werde es nicht diesem Mann überlassen, nein”, knurrte sie.
Ohne jedes weitere Zögern stieß sie das Fleischstück in ihren Mund und kaute entschlossen. Zu ihrer Überraschung hatte der rohe Fisch einen kühlen, reinen Geschmack, überhaupt nicht beizend; das Fleisch war von köstlich elastischer Beschaffenheit. Hungrig spaltete sie ein weiteres Stück ab, bis nur mehr ein kleiner Haufen sauber abgenagter Gräten von ihrer Beute übrig war. Ihr Magen schrie nach mehr.
Sie watete ins Wasser und rief noch einen Fisch herbei und noch einen, griff sie sich und schleuderte sie ans Ufer. Als sie nach einem dritten griff, hörte sie auf. Immer nur ein bißchen, dachte sie. Hat keinen Sinn, mehr zu nehmen, als ich essen kann. Sie gab den gefangenen Fisch frei und sah ihn davonschießen.
Die letzten Bissen waren ein wenig schwer zu schlucken. Sie starrte auf einen rosa geränderten Rest, seufzte und warf ihn in den Fluß.
Nachdem sie Gräten und Häute ebenfalls weggeworfen hatte, wusch sie ihre Hände und das Messer, dann legte sie sich ins Gras und beobachtete Mulak, wie er fraß. Er sah schon besser aus.
„Mmmm, das ist schön, nicht wahr, Aziz-mi?” Lachend wälzte sie sich herum, auf den Rücken, und streckte und streckte sich, bis sie ihre Knochen knacken hörte. „Ahai, Mi-Muklis, ich bin es so leid zu laufen … und zu laufen …”
Horlis oberster Rand glitt hinter den Rand der Welt, und der Himmel erblühte purpurn, rot, golden. „Ich ziehe diese dreckigen Lumpen besser wieder an.” Sie fröstelte, als die Abendbrise über ihre bloße Haut strich. „Wenn ich nur Zeit hätte, sie zu waschen”, stöhnte sie. „Oder etwas anderes anzuziehen.” Den Mund vor Abscheu vorgeschoben, fuhr sie in die schweißbefleckten, schmutzigsteifen Kleider zurück. Müdigkeit wallte um sie herum, als tauche sie sechs Zoll unter Wasser, fast konnte sie Wellenbewegungen über ihren Schädel gleiten fühlen. Mit einem Seufzer zog sie den Sattel heran, wand sich auf dem Gras herum, bis sie eine einigermaßen bequeme Lage gefunden hatte, zog die verschwitzte Satteldecke über ihre Schultern und schloß die Augen. Während sie in den Schlaf hinübertrieb, verspürte sie eine leichte
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