Diagnose negativ
Vulkanausbruch über dem Hols-Graben ist kein natürliches Ereignis. Sollten Sie ungewöhnliche Dinge erkennen, eröffnen Sie sofort das Feuer mit atomaren Wirkungsköpfen. Ich lege größten Wert darauf, Sie als Überlebenden wiederzusehen. Wir müssen genauestens wissen, wie Ihre Unterwasserwaffen gewirkt haben. Ist das klar?«
Nefroth war blaß geworden. Solche Befehle hatte er wohl noch niemals erhalten.
»Sir …«, stöhnte er, »bei allem guten Willen und Respekt; aber das nehme ich nur an, wenn ich von Admiral Woolser gleichlautende Anweisungen erhalte.«
»Die bekommen Sie in den nächsten Minuten. Danke vielmals. HC-9 …?«
Nefroth trat vom Mikroempfänger zurück. Ich hielt die Optik wieder vor mein Gesicht. Leise vernahm ich aus dem Lautsprecher:
»Sie melden sich schnellstens im HQ. In Zonta ist der Teufel los. Fall ›Eldorado‹ ist eingetreten. Gehen Sie da unten keine Risiken ein. Versuchen Sie nur festzustellen, wieso das Wasser dort kochen konnte. Das ›Gedächtnis‹ hat einige Werte ermittelt. Danach ist zur Erziehung eines solchen Effektes eine atomare Reaktion auf der bekannten Verzögerungsbasis notwendig. Es hat sich keinesfalls um eine spontane Explosion gehandelt. Passen Sie auf, verstanden! Ich brauche sie hier dringend. Beeilen Sie sich.«
»Fall Eldorado?« sagte ich gepreßt, »um Himmels willen, Sir, das kann doch nicht wahr sein?«
»Es ist aber so. Deshalb habe ich Sie nicht mehr zum Mond starten lassen. Bringen Sie die Transportmaschine auf den Weg. Geben Sie alle Unterlagen mit, die in Siple-Base überhaupt aufzutreiben sind.«
»Bereits geschehen, Chef. Die Leiche ist schon an Bord.«
»In Ordnung. Der Pilot soll sofort starten. Bis Sie im Hauptquartier eintreffen, haben wir wahrscheinlich die Auswertung vorliegen. Was ist mit dem Taschenbuch?«
»Klein und dünn, Sir. Eintragungen sind unleserlich geworden.«
»Das werden wir ändern. Noch Fragen?«
Ich schluckte verkrampft. Meine Kehle war wie ausgedörrt.
»Chef, stimmt das wirklich mit dem Fall ›Eldorado‹?«
»Wenn ich mich geirrt haben sollte, dürfen Sie ab morgen die gesamte GWA übernehmen. Ende.«
Das Fernbild verblaßte. Das Gespräch war beendet. TS-19 hängte sich das Gerät über die Schulter. Wir sahen uns so lange schweigend an, bis Nefroth die Stille unterbrach. Nervös fragte er:
»Was hat das zu bedeuten, Sir? Was meinen Sie mit Fall ›Eldorado‹?«
Ehe ich meine Ausrede formulieren konnte, meldete sich die Funkstation des Bootes. Konteradmiral Woolser war am Visiphon. Sein Gesicht war angespannt. Gelegentlich wurde es von einem Zucken der Lider überschattet.
Nefroth erhielt den Befehl, den Anweisungen des GWA-Agenten HC-9 widerspruchslos zu folgen, gleichgültig, worum es sich dabei handelte.
Augenblicke später hörten wir über das Unterwasserfunkgerät den für den U-Kreuzer CALIGULA bestimmten Spruch ab. Der Kodeschlüssel war kompliziert, aber die Männer des B-161 fanden den Klartext. Die CALIGULA hatte Alarmstufe I erhalten.
Nefroth ging in die Zentrale zurück. Seine Befehle kamen klar und präzise. Er schien sich mit einer Sache abgefunden zu haben, die ich ihm nicht in verständlichen Worten erklären durfte.
Der Fall »Eldorado« bedeutete nicht mehr und nicht weniger als die aus dem Weltraum kommende Invasion fremder Intelligenzen!
Dennoch gab es in dieser Hinsicht einige Punkte, die bei näherer Betrachtung den Fall zweifelhaft machten. Schließlich hatten wir mit den Venusiern einige Erfahrungen gesammelt. Es erschien mir völlig ausgeschlossen, daß diese metabolischen Lebewesen einen offenen Angriff auf die Erde
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