Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
be­kann­ten Koh­ler-Ge­bir­ge ent­lang der Küs­te wä­re oh­ne­hin nicht viel zu se­hen ge­we­sen, auch wenn wir die star­ke Eis­de­cke na­he der Küs­te durch­sto­ßen hät­ten. Mög­lich wä­re es ge­we­sen, da wir für sol­che Zwe­cke Spe­zi­al­waf­fen an Bord hat­ten. Ich hielt es aber kei­nes­falls für er­for­der­lich, einen mög­li­chen Geg­ner auf uns auf­merk­sam zu ma­chen.
    Da­für sah ich mir auf den Bild­schir­men der Un­ter­was­ser-Re­li­ef­tas­ter die vor uns lie­gen­de Tief­see­küs­te an. Das Boot stand auf tau­send­fünf­hun­dert Me­ter. Wenn ich an den drau­ßen herr­schen­den Was­ser­druck dach­te und an das Schick­sal, das Dr. Fa­bu­lin er­eilt hat­te, fühl­te ich mich nicht be­son­ders wohl in mei­ner Haut.
    Die steil ins Meer ab­fal­len­den Hän­ge la­gen et­wa drei See­mei­len vor uns. Hier un­ten gab es kein Eis. Selbst der mäch­tigs­te Eis­berg konn­te uns nicht mehr ge­fähr­lich wer­den. Au­ßer­dem ma­ßen wir Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren, die nicht ein­mal un­ter dem Ge­frier­punkt la­gen.
    Die Wär­me­tas­ter wie­sen so­gar an ei­ner Stel­le über fünf­zehn Grad Cel­si­us aus. War das noch die viel­ge­rühm­te und viel­ge­fürch­te­te Ant­ark­tis? Un­ter Was­ser schi­en sich die gan­ze Welt zu ver­än­dern.
    In der Na­vi­ga­ti­ons­zen­tra­le do­mi­nier­te der kreis­för­mi­ge Im­puls­tisch, wie er von den U-Boot­leu­ten ge­nannt wur­de. Ähn­lich dem erd­ge­bun­de­nen Ra­dar­sys­tem gab es hier maß­stäb­lich ge­naue Elek­tro­nik-Tas­ter­kar­ten, die nach dem je­wei­li­gen Stand­ort des Boo­tes oh­ne mensch­li­ches Zu­tun ein­pro­ji­ziert wur­den. Das Sys­tem wirk­te kom­pli­ziert, doch war es da­für von ei­ner sol­chen Prä­zi­si­on, daß ich nur stau­nen konn­te.
    Ne­froth tipp­te mit ei­ner Zir­kel­spit­ze auf einen rot­mar­kier­ten Punkt. An die­ser Stel­le hat­te der Un­ter­was­ser­tas­ter auf die vor­her ein­ge­stell­ten Ziel­da­ten an­ge­spro­chen. Der grü­ne Leucht­pfeil wies mit der Spit­ze auf die­sen Punkt.
    »Der Hols-Gra­ben, Sir, Os­ten­de. Was­ser­tie­fe bei Rot­punkt ein­tau­send­neun­hun­dert­achtund­neun­zig Me­ter ge­nau. Hier ist die Stel­le, wo wir bei dem Vul­kan­aus­bruch, oder was im­mer es ge­we­sen war, die Quel­le der Wär­me­strah­lung fest­ge­stellt ha­ben. Die drei­di­men­sio­na­le Punk­t­aus­wer­tung er­gibt, daß sich ›Rot‹ im ge­nau­en Mit­tel­punkt je­ner steil ab­fal­len­den Fels­wand be­fin­det, die den Hols-Gra­ben nach der Küs­te zu prak­tisch ab­schließt. Ei­ne selt­sa­me For­ma­ti­on, Sir. Ich bin seit Jah­ren in der mi­li­tä­ri­schen Tief­see­for­schung, aber so et­was ha­be ich noch nicht ge­se­hen. Bo­den­schluch­ten sind zu­meist zer­ris­sen, ge­schlän­gelt und au­ßer­dem aus­ge­spro­chen un­eben. Hier kann man al­ler­dings den Ein­druck ge­win­nen, als hät­te man mit ei­nem Knall­gas­ge­blä­se in einen Berg aus But­ter ge­schnit­ten.«
    Die um­ste­hen­den Of­fi­zie­re er­laub­ten sich ein ver­hal­te­nes Grin­sen. Der Ver­gleich moch­te für ih­re Be­grif­fe ab­surd klin­gen, für die un­se­ren aber nicht.
    TS-19 wand­te hef­tig den Kopf. Wenn mich nicht al­les täusch­te, hat­te er so­eben den glei­chen Ge­dan­ken.
    Knall­gas­ge­blä­se, Berg aus But­ter – die­se Wor­te hat­ten sich förm­lich in mein Ge­hirn ein­ge­brannt. Über­gangs­los sah ich die mar­sia­ni­schen und de­ne­bi­schen Ener­gie­ge­schüt­ze vor mir. Bei­de Kon­struk­tio­nen hat­ten wir auf dem Mond vor­ge­fun­den. Die­se Waf­fen gab es aber auch in den »Flie­gen­den Schei­ben«, wie wir die selt­sa­men Raum­schif­fe der Ve­nu­sier nann­ten.
    »So et­was ha­ben wir schon ein­mal ge­se­hen, nicht wahr!« sag­te ich zu TS-19. »Den­ken Sie an die Mond­e­in­sät­ze!«
    Der Kol­le­ge nick­te. Die Ge­sich­ter der Na­vi­ga­ti­ons­of­fi­zie­re wur­den ernst.
    »Wie mei­nen Sie, Sir?« frag­te Ne­froth of­fen­bar be­un­ru­higt. »Ich ver­ste­he kein Wort.«
    »Sei­en Sie froh«, lenk­te ich ab. Dann dach­te ich je­doch dar­an, daß es nicht an­ge­bracht war, den Kom­man­dan­ten in völ­li­ger Un­ge­wiß­heit zu

Weitere Kostenlose Bücher