Diagnose negativ
Männern etwas vom Fall »Eldorado« erzählen zu wollen.
TS-19 schob sich an meine Seite.
»Es dürfte bald heiß werden, Sir«, flüsterte er. »Können Sie annähernd vermuten, was auf dem Mond geschehen ist?«
Ich hob die Schultern. Der Chef hatte nur gesagt, auf dem Erdtrabanten wäre die Hölle los. Das konnte alles und nichts bedeuten. Dies schien überhaupt ein Einsatz der krassen Gegensätze zu sein. Vor einigen Stunden hatte ich noch auf dem Andrucklager einer Mondrakete gelegen. Nun stand ich in einer U-Bootzentrale.
Die Elektronik und die zahlreichen Kleinbildschirme hätten sich ebenso gut an Bord eines Raumschiffes befinden können. Auch das draußen lauernde Eiswasser war hinsichtlich der in ihm verborgenen Gefahren leicht mit dem Weltraum vergleichbar. Wir mußten unseren Sauerstoff ebenso mitführen oder durch elektrolytische Vorgänge erzeugen, wie es auch auf einem großen Fernraumer geschah. Wir waren ebenso abgeschlossen von der Außenwelt, wie das Vakuum des Alls selbstverständlich war.
In dieser Hinsicht gab es also kaum Unterschiede, nur war es für mich bedrückend zu wissen, daß dieses U-Boot wesentlich langsamer war als die älteste Satellitenrakete. Daran änderte auch der moderne Atomreaktor nichts.
Auf dem Bildschirm der Außenbord-Heckbeobachtung verfolgte ich die Arbeitsweise der Schraube. Bei achtzig Knoten Fahrt über den Grund war sie an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Nicht umsonst hatte man die großen U-Kreuzer mit Wasserstaustrahl-Triebwerken ausgerüstet. Damit ließ sich, bisher allerdings noch theoretisch, die dreifache Geschwindigkeit erzielen, zumal die reine Schubleistung der verdampften und ausgestoßenen Wassermassen sich noch nutzbringend verwenden ließ.
Die allerneuesten Kreuzer besaßen sogar Vibrationszellenwände, die ein hemmungsloses Abfließen der vom Bug verdrängten Wassermassen ermöglichten. Die naturgemäßen Sog-Widerstände wurden dadurch fast hundertprozentig beseitigt.
Das hatten wir alles nicht. Wir hingen an einer altmodischen Schiffsschraube. Unsere Bootszelle war nur darauf ausgerichtet, einen sehr großen Außendruck auszuhalten.
Zur Zeit sah ich das nicht als besonderen Vorteil an, da ich nicht im Traum daran dachte, größere Tiefen als unbedingt erforderlich aufzusuchen.
»Funkverbindung mit der CALIGULA«, kam es über die Lautsprecheranlage. Diese Mitteilung bezog sich auf den U-Kreuzer, der inzwischen über dem Hols-Graben stehen mußte. Ich nahm mir vor, bei informierten Wissenschaftlern nachzufragen, ob dieser so schnurgerade verlaufende Meeresgraben einigermaßen natürlich wirkte oder etwa ungewöhnlich war. Nefroth hatte behauptet, die steil abfallenden Wände des Bodeneinschnittes wären glatt und fugenlos, wie von einem Titanen mit dem Messer geschnitten.
Das erschien mir ebenfalls reichlich seltsam.
3.
Die vollautomatische Unterwasser-Navigationsautomatik des Bootes gehörte zu den kompliziertesten Anlagen dieser Art.
Unter exakter Berücksichtigung von Geschwindigkeit, Fahrtdauer, Kurs, Stromversetzung, Wassertemperatur und Wasser-Mineralgehalt wurde rein elektronisch ermittelt, auf welcher Position das Boot stand.
Die Navigationsgeräte waren im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte immer weiter entwickelt worden. Als mir Kapitänleutnant Nefroth sagte, wir wären auf hundertsechzehn Grad westlicher Länge und zweiundsiebzig Grad südlicher Breite angelangt, glaubte ich ihm daher aufs Wort, obwohl vom antarktischen Himmel nichts zu bemerken war.
Vom
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