Diagnose negativ
der umstehenden Männer. Natürlich hatten sie längst bemerkt, daß es sich hier um einen ungewöhnlichen Unglücksfall handelte.
Ich wich aus und handelte mir damit durchaus keine freundschaftlichen Gefühle ein. Anschließend ließ ich mir die sterblichen Überreste zeigen. Dr. M. Fabulin mußte einen entsetzlichen Tod gefunden haben. Nachdem das Laken wieder über den Körper gebreitet worden war, dachte ich darüber nach, wie der Mann in diese Situation gekommen war. Hier, in Siple-Base, gab es nicht mehr viel zu erfahren. Die Leute hatten keine Ahnung, um was es wirklich ging.
Ich bat Woolser, mir ein schnelles Boot zur Verfügung zu stellen. Ich müßte die Unfallstelle selbst besichtigen. Der Admiral verhielt sich äußerst reserviert. Allmählich schienen wir ihm auf die Nerven zu gehen.
»Es tut mir leid, Colonel! Ihr Ansinnen überschreitet meine Befugnisse!«
Ich drehte mich seufzend nach TS-19 um. Er sprach in seinen kleinen Taschenempfänger.
»Der Transporter ist gelandet, Sir«, meldete er. »Anweisun gen?« Sein Blick, mit dem er den aufgebrachten Woolser bedachte, sagte alles. Ich setzte mich mit dem Chefpiloten der GWA-Maschine in Verbindung. Er rief über Sup-Ultra-Welle das HQ an.
Genau vierzig Minuten später erhielt Konteradmiral Woolser vom Chef der U-Bootflotte den mündlichen Befehl, die Bitten des GWA-Agenten HC-9 als klare Befehle anzusehen. Ich stand dabei, als das Gesicht des CSM vom Bildschirm des Visiphons verschwand.
Woolser musterte mich eine Weile starr. Ich murmelte: »Es tut mir leid, Sir!«, was ihn aber nicht dazu verleiten konnte, mehr als eisig korrekt zu sein.
Dreißig Minuten später ging ich mit TS-19 und Kapitänleutnant Nefroth an Bord des Tiefseebootes B-161, das in einem der riesenhaften Felsbunker lag, vor dessen Schleusentoren das eisige Wasser der Antarktis lauerte. Das B-161 war ein Doppeldruckkörper-Boot vom Schwertwal-Typ. Es gehörte zu jenen gefährlichen, nur zweitausendeinhundertfünfzig Tonnen großen Tiefsee-Einheiten, die man ursprünglich mit dem Gedanken konstruiert hatte, sie in unerreichbaren Tiefen an den Feind fahren zu lassen.
Ich sah mir B-161 genau an. Auch jetzt noch, inmitten des endlich begonnenen Weltfriedens, war das Angriffsboot mit zwölf Wega-Atomraketen ausgerüstet. Die Wega-Projektile besaßen Feststofftriebwerke und eine Reichweite von achttausendfünfhundert Kilometer.
Um mein Unbehagen zu vollenden, erklärte Nefroth ausdruckslos, er hätte selbstverständlich atomare Wirkungsköpfe an Bord.
»Wunderbar!« murmelte TS-19 mit einem Blick auf die komplizierten Robot-Zielgeräte der Feuerleitzentrale. »Und wozu soll das noch gut sein?«
Nefroth versagte uns die Antwort.
Das Boot war klar zum Auslaufen, die Mannschaft an Bord. Wir zwängten uns durch das Turmluk. In der Zentrale wurden wir vom Leitenden Ingenieur begrüßt.
»Oberstleutnant HC-9, GWA«, sagte Nefroth knapp. Mir gönnte er ein angedeutetes Lächeln.
Der noch recht junge LI im Range eines Oberleutnants riß die Augen auf. Der schrille Pfiff wurde infolge der eingeschalteten Sprechanlage im ganzen Boot gehört. Augenblicke später kamen bereits die Männer an. Man suchte sich solche Beschäftigungen, die zwangsläufig in die Zentrale führten. Selten zuvor hatte ich mich so als Wundertier gefühlt.
»Okay, Sir, Ihre Anweisungen bitte«, sagte Nefroth. »Ich habe sehr wohl verstanden, daß dem Alten eine handfeste Zigarre verpaßt wurde. Woher nehmen Sie eigentlich diese weitreichenden Vollmachten?«
Nefroth meinte es ernst mit seiner Frage. Deshalb entschloß ich mich, ihm einige Tips zu geben.
»Laufen Sie den
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