Diagnose negativ
waren. Innerlich begann ich den Chef, die GWA und jene rätselhaften Ereignisse zu verwünschen, die mich unter das Packeis des sechsten Kontinents geführt hatten.
Was sollte ich dem Mann antworten oder gar befehlen! Von tiefseenavigatorischen Dingen verstand er ohnehin wesentlich mehr als ich. Außerdem lastete auf seinen Schultern die Verantwortung für einen der modernsten Unterseekreuzer der Navy. Ich begann zu schwitzen.
TS-19 sah mich besorgt von der Seite an. Die Situation erschien mir verfahren. Schließlich gab ich durch:
»Bleiben Sie in der Nähe des Ortes, wo Sie die Quelle der Warmwasserströmung festgestellt haben. Wir sind in einer halben Stunde bei Ihnen. Ich möchte mir das Gebiet ansehen, in dem die Leiche gefunden wurde. Melden Sie sich bitte sofort, wenn es in Ihrem Gebiet zu ungewöhnlichen Ereignissen kommen sollte. Mehr kann ich Ihnen im Augenblick auch nicht sagen, Captain!«
»Wie Sie meinen, Sir«, kam es gleichmütig zurück. »Wenn ich etwas bemerken sollte, rufe ich Sie sofort. Ende.«
Der für den Unterwasser-Sprechfunkverkehr verantwortliche Funker blickte mich an. Ich nickte kurz. Er blieb auf Empfang.
»Heiße Eisen sind nicht immer heiß«, meinte Nefroth düster. Die Worte erschienen mir äußerst philosophisch.
Mir lag eine bissige Bemerkung auf der Zunge, als weiter drüben eine rote Lampe zu zucken begann. Erst war es ein schwaches Aufleuchten, das sich innerhalb weniger Augenblicke zum grellen Rotlicht steigerte. Zugleich begann ein akustischer Signalsummer zu tacken. Ich fuhr herum.
Nefroths Haltung wirkte erstarrt. Verwundert sah er zu dem Mann hinüber, der seelenruhig vor den Lautsprechern des Unterwasser-Gruppenhorchgerätes saß. Das helle Tacken veränderte sich zu einem seltsam langgezogenen Piiing-Ton, der außerdem in einen optisch erkennbaren Effekt umgewandelt wurde. Auf der runden Impulsfläche wurden grünliche Wellenlinien sichtbar.
Der Kommandant ging zu dem Horchfunker hinüber. Ich neigte mich über seine Schultern. Als er mit auffallend rascher Bewegung die schweren Kopfhörer abnahm und zum Lautstärkeregler griff, war ich informiert.
»Schallecho aus zweiundneunzig Grad, Lautstärke fünf. Lautstärke wächst auf sechs – neun – elf. Schallquelle liegt vor uns in der Festlandsküste.«
»In der Festlandsküste?« wiederholte ich bestürzt. »Sagten Sie Küste?«
»Jawohl, Sir.«
»Warum nehmen Sie die Kopfhörer ab? Ich möchte genau wissen, wo die Schallquelle zu finden ist.«
Er sah mich tiefgründig an.
»Sir, wenn Sie die Hörer eines starken Gruppenhorchgerätes über dem Kopf haben, dann genügt die Schallwirkung einer im Wasser explodierenden Revolverpatrone, um Ihnen die Gehörgänge zu zerreißen. Lautstärke sechs ist das äußerste der Gefühle.«
»Natürlich, ja, natürlich«, gab ich zu.
Die Lautsprecher spien Geräusche aus, mit denen nicht einmal unser Horchfunker etwas anzufangen wußte. Es waren weder Schraubengeräusche noch solche, die von einem Wasserstaustrahl-Triebwerk erzeugt wurden. Es war nur ein dumpfes Rumoren, durchsetzt mit helleren Heultönen, die in ihrer Gesamtheit niemals von einem Über- oder Unterwasserschiff stammen konnten.
»Keine Ortung«, wurde aus der Tasterzentrale gemeldet. Demnach waren keine Fremdkörper zu erkennen, was uns erneut bestätigte, daß sich in unserer Gegend kein fremdes Boot herumtrieb. Lediglich die CALIGULA war auf den Schirmen sichtbar.
Das Dröhnen schwoll an. Nebenan, im Funkraum, ertönte die Stimme des CALIGULA-Kommandanten. Er fragte besorgt an, was das zu bedeuten hätte und ob ich eine Erklärung wüßte.
Ich sah
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