Diagnose negativ
lassen.
»Nefroth, wenn wir nun noch näher herangehen, so lassen Sie Ihre Wärmetaster doppelt besetzen. Vier Augen sehen mehr als zwei, und zwei Gehirne können schneller reagieren. Es kommt auf Sekundenbruchteile an. Beim geringsten Ortungsergebnis machen Sie sofort kehrt und verschwinden mit dreimal a.K.«
»Was ist hier eigentlich los?« erkundigte sich Nefroth.
»Es könnte sein, daß wir mit dem plötzlichen Auftauchen nichtirdischer Intelligenzen rechnen müssen.«
Ich musterte ihn durchdringend. Er und die anderen Männer starrten mich an, als hätte ich soeben den Verstand verloren.
»Wie bitte?« stieß der Erste Offizier hervor. »Welche Intelligenzen?«
»Nichtirdische! Darunter versteht man Lebewesen, die nicht auf jenem Planeten geboren wurden, in dessen Meeren Sie herumkriechen.«
Mochten Sie mich für einen Narren halten – ich durfte kein Wort mehr sagen. Für Relings Begriffe war meine Andeutung schon zuviel.
»Wo steht die CALIGULA?« fragte ich.
Natürlich hatten wir das Boot längst in den Ortungsgeräten. Auf dem Reliefschirm der Infrarotgeräte schimmerte der U-Kreuzer als schwachleuchtender Punkt. Die elektronisch gesteuerte Entfernungsmaßskala stand auf 12,3425 Seemeilen. Der Kreuzer fuhr also über dem Hols-Graben, wo er – den Meldungen nach – schon stundenlang stehen mußte. Auch Fregattenkapitän Malverdeen hatte Klarschiff anschlagen lassen. Damit befand sich der Kreuzer in voller Gefechtsbereitschaft. Mich beruhigte es etwas, den schwerbewaffneten Unterseegiganten in der Nähe zu wissen. Malverdeen hatte die neuartigen Großtorpedos an Bord, deren atomare Wirkungsköpfe ganze Grundgebirge abheben konnten.
Mich bewegte die Frage, ob der Unfall des Wissenschaftlers nicht auf eine normale Torpedoexplosion zurückzuführen war. Es war durchaus möglich, daß sich in diesem Seegebiet unerwünschte Elemente herumtrieben.
Gar zu gern hätte ich einen Blick auf die Außenwelt geworfen. Dazu wäre es aber erforderlich gewesen, die Eisdecke mit dem Schnellfräser zu durchbohren, um durch den entstandenen Schacht eine Fernsehkamera auszufahren.
GWA-Schatten waren nun einmal keine U-Bootleute, obwohl wir im Zuge unserer vieljährigen Spezialschulungen Kommandantenausbildungen erhalten hatten. Während der letzten Jahre waren wir aber mehr und mehr auf den Weltraum ausgerichtet worden. Die Einsätze gegen andere Machtblöcke gehörten der Vergangenheit an. So geschah es, daß ich mich in diesen unergründlichen, kaum erforschten Meerestiefen durchaus nicht zu Hause fühlte.
Wir liefen mit kleiner Fahrt auf den fernen U-Kreuzer CALIGULA zu. Nefroth schien meine innere Unruhe zu spüren. Er sah mich immer häufiger an.
Minuten später meldete sich der Kommandant der CALIGULA. Ich hörte den Anruf über Unterwasser-Sprechfunk und eilte zur Funkzentrale hinüber.
Auf dem Bildschirm waren die etwas verwaschenen Umrisse eines markanten Kopfes sichtbar. Die Tonverbindung war dagegen einwandfrei.
»Malverdeen, Kommandant der CALIGULA«, stellte sich der Mann vor. »Oberstleutnant HC-9?«
»Am Apparat. Sie stehen über dem Graben?«
»Jawohl, Sir, wie angeordnet. Außer der seit einigen Tagen bekannten Warmwasserströmung keine Besonderheiten. Dagegen wurde mir von Siple-Base durchgegeben, ich hätte ab sofort Ihre Anweisungen zu befolgen. Was schlagen Sie vor, Sir? Soll ich weiterhin über dem Graben kreuzen? Wonach soll ich überhaupt Ausschau halten?«
Der Fregattenkapitän stellte Fragen, wie sie von jedem logisch denkenden Menschen zu erwarten
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