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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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un­nach­ahm­li­chen Le­gi­ti­ma­ti­ons­mar­ken.
    Im großen Ver­bin­dungs­gang hin­ter den Säu­re­ge­schüt­zen der letz­ten Si­cher­heits­schleu­se wur­den wir von ei­nem GWA-Leut­nant er­war­tet. Er trug die Uni­form des Wach­kom­man­dos. Ein prü­fen­der Blick auf un­se­re Leucht­mar­ken ge­nüg­te ihm. Es war di­rekt ver­wun­der­lich, daß er auf ei­ne noch­ma­li­ge Kon­trol­le ver­zich­te­te. Da­ge­gen schi­en er ge­naue An­wei­sun­gen er­hal­ten zu ha­ben.
    »Zwan­zig Uhr zwei­und­drei­ßig, Sir«, sag­te er mit ei­nem vor­wurfs­vol­len Blick. »Der Chef war­tet. Darf ich bit­ten!«
    Wir be­stie­gen einen Elek­tro­wa­gen. Der Mann fuhr so ra­sant durch die Gän­ge, daß mir der Schweiß auf die Stirn trat. Wir er­reich­ten Tei­le des un­ter­ir­di­schen Sys­tems, die wir vor­her noch nie ge­se­hen hat­ten.
    An den großen Flü­gel­tü­ren gab es au­ßer deut­lich er­kenn­ba­ren Num­mern kei­ne an­de­ren Be­zeich­nun­gen. Ein Sum­men lag in der dump­fen, nur mä­ßig be­weg­ten Luft. Erst ei­ni­ge Hin­wei­se klär­ten mich dar­über auf, daß wir uns im ei­gent­li­chen Hei­lig­tum be­fan­den.
    Im­mer wie­der muß­ten wir Kon­trol­len pas­sie­ren, die fast al­le auf elek­tro­ni­scher oder gar po­sitro­ni­scher Ba­sis er­folg­ten.
    Hier re­si­dier­te das »Ge­dächt­nis«, das größ­te und leis­tungs­fä­higs­te Po­sitro­nen­ge­hirn der Welt. Nie­mand wuß­te ge­nau, wel­che Grund­flä­che die wahr­haft gi­gan­ti­schen Schalt­an­la­gen ein­nah­men. Fest stand nur, daß in dem »Ge­dächt­nis« al­le Da­ten ge­spei­chert wa­ren, die der GWA und an­de­ren Po­li­zei­or­ga­ni­sa­tio­nen je­mals be­kannt ge­wor­den wa­ren.
    In den Speicher­bän­ken wur­den au­ßer­dem sämt­li­che Ent­wick­lun­gen und Er­fin­dun­gen re­gis­triert. Das me­cha­ni­sche Un­ge­heu­er ver­füg­te in­fol­ge­des­sen über ein Wis­sen, wie es kein Mensch auf die­ser Er­de ha­ben konn­te. Nur so wa­ren die un­wahr­schein­lich ge­nau­en Re­chen­er­geb­nis­se des Ro­bots er­klär­bar. Er konn­te auf Mil­li­ar­den ver­schie­den­ar­ti­ger Da­ten zu­rück­grei­fen.
    Als ich die sa­gen­haf­ten Qua­li­tä­ten des Ro­bot­ge­hirns über­dach­te, be­gan­nen mei­ne Hand­flä­chen zu ju­cken. Warum wur­den wir in die­ses La­by­rinth ge­bracht?
    Der Of­fi­zier er­teil­te kei­ne Aus­künf­te.
    »Ich ha­be Sie im Sek­tor ›14-3/QW‹ ab­zu­lie­fern!« hat­te er sto­isch er­klärt.
    Was »14-3/QW« war, hat­te er ver­schwie­gen. Mir wur­de da­her klar, daß auch die GWA-Schat­ten längst nicht al­les wuß­ten. Bei un­se­ren Si­cher­heits­maß­nah­men wä­re das auch ver­wun­der­lich ge­we­sen. Was wir bis­her vom »Ge­dächt­nis« ge­se­hen hat­ten, war prak­tisch nur die Haupt­schalt­sta­ti­on mit ei­ni­gen Bild­schir­men und Laut­spre­chern. Das war na­tür­lich nicht al­les. Ich konn­te mir gut vor­stel­len, wie die ein­zel­nen Schalt­ele­men­te aus­sa­hen und wie viel Platz sie be­an­spruch­ten.
    Vor ei­ner Stark­strom­sper­re wur­de uns end­gül­tig Halt ge­bo­ten. Die klei­ne Hal­le war kahl. Sie wur­de nur von ei­ni­gen De­cken­lam­pen er­hellt. Das war nicht der Raum, in dem wir nor­ma­ler­wei­se un­se­re Ein­satz­be­feh­le er­hiel­ten.
    Rechts und links führ­ten Tü­ren ins Un­ge­wis­se. Au­ßer uns war kein Mensch zu se­hen. Das än­der­te sich aber sehr schnell!
    Un­ser Be­gleit­of­fi­zier trat hoch­auf­ge­rich­tet vor ei­ne der Tü­ren. Laut und hal­lend er­klär­te er, die GWA-Agen­ten HC-9 und MA-23 wä­ren in Be­glei­tung des avi­sier­ten Hun­des mit ei­ni­ger Ver­spä­tung ein­ge­trof­fen.
    Er sprach prak­tisch ge­gen die lee­re Be­ton­mau­er. Den­noch wuß­te ich, daß ir­gend­wo mit­ge­hört wur­de. Ei­ne grü­ne Lam­pe blink­te auf. Die Tür öff­ne­te sich. Han­ni­bal stell­te stirn­run­zelnd fest, daß sie aus et­wa zehn Zen­ti­me­ter star­kem Stahl be­stand. Da­hin­ter lag ein Schleu­sen­raum.
    »Ge­dul­den Sie sich ei­ni­ge Au­gen­bli­cke«, sag­te der Leut­nant. »Die durch Ih­re Kör­per­wär­me ver­ur­sach­ten Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen müs­sen aus­ge­gli­chen

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