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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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lie­gen­den Ba­de­raum, ließ mich von der Au­to­ma­tik kräf­tig mas­sie­ren und nahm das Warm­luft-Tro­cken­ge­blä­se in An­spruch.
    Bei der Ge­le­gen­heit stell­te ich fest, daß man mir wäh­rend des Tief­schla­fes die al­te Ein­satz­mas­ke ab­ge­nom­men hat­te. Es kam in letz­ter Zeit sehr sel­ten vor, daß ich ein­mal mein ech­tes Ge­sicht im Spie­gel be­trach­ten durf­te.
    Ober Vi­si­phon for­der­te ich ei­ne nor­ma­le Dienst­mas­ke an. Oh­ne das ver­wünsch­te Ding hät­te ich mich in dem Park ne­ben der Kli­nik nicht se­hen las­sen dür­fen.
    Ko­li­bri nahm ich mit. Wer moch­te die­sen Hund zum Mond ge­bracht ha­ben? Ich war da­von über­zeugt, daß Ko­li­bris Bild be­reits um die gan­ze Welt ge­gan­gen war. Wenn die GWA ei­ne Groß­fahn­dung ein­lei­te­te, blieb kein Mit­tel un­ver­sucht.
    Das War­ten zerr­te an mei­nen Ner­ven. Noch ei­ne Stun­de bis zur Be­fehl­ser­tei­lung. Über den mäch­ti­gen Be­ton­bau­ten des GWA-Haupt­quar­tiers herrsch­te ein re­ger Flug­be­trieb. Auf dem Dach­lan­de­platz des Tur­mes stan­den ei­ni­ge su­per­mo­der­ne Hö­hen-Jagd­bom­ber mit lau­fen­den Ro­tor­krän­zen. Wahr­schein­lich wa­ren es Ma­schi­nen für be­son­ders drin­gen­de und ge­hei­me Ku­rier­sa­chen. Wenn Han­ni­bals Er­zäh­lung nicht über­trie­ben war, dann konn­ten wir nicht al­les dem Funk an­ver­trau­en.
    Ei­ni­ge vor­über­kom­men­de Kol­le­gen grüß­ten. Für sie war ich Mr. Mil­ler, so wie sie für mich auch Mr. Mil­ler wa­ren. Wie­der be­dau­er­te ich es zu­tiefst, daß man sei­ne engs­ten Mit­ar­bei­ter nicht per­sön­lich kann­te. Die­se Art der »Le­bens­ver­si­che­rung« ge­fiel mir schon lan­ge nicht, zu­mal sich im­mer Ein­satz­teams aus zwei bis drei Män­nern bil­de­ten.
    Die letz­te Stun­de wur­de zur Qual.
    Von Han­ni­bal war noch nichts zu se­hen.
    Kurz vor acht Uhr rief ich den Chef­arzt an.
    »Sie sind HC-9? Ja, Ihr Kol­le­ge war­tet be­reits. Ho­len Sie ihn bit­te ab, ehe mei­ne As­sis­ten­ten völ­lig die Ner­ven ver­lie­ren.«
    »Ich neh­me ihn in Emp­fang, Doc. Vie­len Dank.«
    Be­vor ich ab­schal­te­te, hör­te ich noch das La­chen des Arz­tes. Han­ni­bal war an­schei­nend wie­der mal ganz groß auf­ge­tre­ten.
     
     

5.
     
    Mich traf bald der Schlag, als ich die ers­ten rus­si­schen Uni­for­men im ge­hü­te­ten Hei­lig­tum der GWA ent­deck­te.
    Im »Zen­trum« un­se­res rie­sen­haf­ten, »bom­ben­si­che­ren« Haupt­quar­tiers tief un­ter den Fels­mas­sen des Al­le­ghe­ny-Ge­bir­ges schi­en es von öst­li­chen Of­fi­zie­ren al­ler Waf­fen­gat­tun­gen zu wim­meln.
    Als dann noch die Ver­tre­ter des Großasia­ti­schen-Staa­ten­bun­des auf­tauch­ten, neig­te ich zu Re­si­gna­ti­on. Der Al­te muß­te ja wis­sen, was er mit die­sen reich­lich ei­gen­ar­ti­gen Maß­nah­men bezweck­te.
    Wir, die so harm­los aus­se­hen­den Zi­vi­lis­ten, wur­den über­haupt nicht be­ach­tet. Die ein­zi­ge Auf­merk­sam­keit schenk­te man Ko­li­bri, dem man mehr oder we­ni­ger un­wil­lig aus dem We­ge ging. An­stel­le ei­nes Gru­ßes hör­ten wir im­mer wie­der die bei­na­he ste­reo­ty­pe Re­de­wen­dung:
    »Hal­ten Sie nur das Kalb fest!«
    Der Hund trot­te­te zäh­ne­flet­schend zwi­schen dem Klei­nen und mir.
    Nach­dem wir er­heb­li­che Schwie­rig­kei­ten ge­habt hat­ten, ihn durch die au­to­ma­ti­schen Ein­gangs­sper­ren zu brin­gen, wur­de sei­ne An­we­sen­heit zum Pro­blem.
    In der schall­schnel­len Va­ku­um-Rohr­bahn, der ein­zi­gen Ver­bin­dung zwi­schen dem Ober­flä­chen-Haupt­quar­tier und dem wei­tent­fern­ten »Zen­trum« hat­te sich der Schwarz­wei­ße noch ei­ni­ger­ma­ßen fried­lich ver­hal­ten.
    Vor der Säu­re­sper­re des End­bahn­ho­fes wa­ren wir ge­wis­sen­haft kon­trol­liert wor­den. So­gar der Hund hat­te ei­ne strah­len­de Leucht­mar­ke er­hal­ten. Un­se­re muß­ten wir an den lin­ken Rockaufschlä­gen tra­gen. Fluo­res­zie­ren­de Sym­bo­le stell­ten Rang und Ko­de­be­zeich­nung dar.
    Auch die Gäs­te aus dem fer­nen Os­ten hat­ten sol­che Ab­zei­chen. Nur leuch­te­ten sie dort in grü­ner Far­be. Sie sa­hen fast so aus wie un­se­re

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