Diagnose negativ
Die dazu erforderliche Vorarbeit wird von anderen Leuten erledigt. Der Alte hat die ganze Welt eingespannt. Die Internationale-Abwehr-Koalition läuft auf Hochtouren. Es wäre gelacht, wenn wir nicht feststellen könnten, wer die auf dem Mond aufgetauchte Irre ist. Die Frau hat ein gutes Englisch gesprochen. So, aber das ist nun wirklich alles.«
Als ich noch über seine Worte nachdachte, klang der Türsummer auf. Auf dem Bildschirm links des Eingangs erschien das Gesicht eines jüngeren Mannes. Offenbar ein Mediziner.
»Das ist der Plasma-Panscher!« freute sich der Zwerg.
»Darf man sich nach dem sogenannten Hund erkundigen?« klang es aus dem Lautsprecher. »Doktor Holdryn spricht. Binden Sie das Tier an, oder ich lasse Sie in den Verbänden schmoren.«
Es gab wieder eine Unterbrechung. Das Visiphon neben meinem Bett begann zu läuten. Ich ließ den Tragtisch herumschwenken und drückte auf den Schalter.
Ein Uniformierter tauchte auf. Nach den Rangabzeichen zu urteilen, gehörte er zum Planungsstab.
»Oberstleutnant HC-9 und Captain MA-23 sind für zwanzig Uhr dreißig zur Befehlserteilung befohlen«, vernahmen wir aus dem Gerät. »Der Chef bittet um pünktliches Erscheinen. Sie werden im ›Zentrum‹, Rohrbahnende, erwartet. Ende.«
»Moment, Major!« schrie ich. »Ich möchte mit dem Chef persönlich sprechen. Verbinden Sie mich.«
»Tut mir leid, Sir. General Reling befindet sich zur Zeit im Vakuum-Schaltraum des Gehirns. Sondersitzung. Um zwanzig Uhr dreißig, Sir.«
Das war alles. Enttäuscht bildete ich auf den verblassenden Schirm. Hannibal pfiff schrill und falsch.
»Mein Gesundheitszustand scheint gar keine Rolle zu spielen, wie?« murrte er. »Woher will der Alte wissen, daß ich in etwa drei Stunden schon wieder in Ordnung bin?«
»Darüber mach dir nur keine Gedanken«, lachte ich humorlos. »Er hat sich vorher garantiert beim Chefarzt erkundigt. Los, binde den Hund fest. Mediziner sind auch nur Menschen.«
»Besonders Holdryn.«
Der Mediziner bekam allerhand zu hören. Kolibri knurrte warnend. Dann kletterte Hannibal endlich aus dem Bett, legte den Hund an eine Kette und erlaubte Dr. Holdryn gnädig, unser Zimmer zu betreten.
Der Arzt brachte den Kleinen anschließend in den kleinen OP, wo die Plasmaverbände entfernt werden sollten. Ich bestellte mir ein Steak mit Pommes frites, Champignons und Weißbrot. Zum Nachtisch frische California-Erdbeeren mit Sahne.
Die Robotküche lieferte prompt per Wandschacht. Nur auf den gewünschten Rheinwein mußte ich verzichten. So gut sortiert waren sie in der GWA-Küche doch nicht, zumal es sich um einen kostspieligen Importartikel handelte.
Ich sah auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zur Befehlserteilung. Hannibal mochten sie jetzt im Lösungsbad haben. Wenn seine Brandwunden einwandfrei verheilt waren, stand mir wieder einmal ein herrliches Erlebnis bevor.
Allem Anschein nach war der Chef entschlossen, mir den Kleinen mitzugeben. Hannibal wäre ein großartiger Mitarbeiter gewesen, wenn er nicht ein derart loses Mundwerk besessen hätte.
Ich blickte bekümmert auf die geleerten Teller, ehe ich sie in den Müllschlucker warf. Kolibri verzehrte einige Kilo Fleisch. Unser Vierbeiner hatte einen starken Appetit. Als er mich zufrieden anblickte, löste ich die Kette und nahm seinen Kopf zwischen beide Hände. Es war mir, als schaute er mich wach und aufmerksam an.
»Und wie war das nun, alter Bursche?« sagte ich leise. »Was weißt du von der Hölle?«
Kolibri barg seine Schnauze in meiner Schulterhöhlung. Das verhaltene Winseln jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
Im Bedienungsschacht kamen frische Kleidungsstücke an. Ich duschte im nebenan
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