Diagnose negativ
werden. Es geht um die Bruchteile eines Grades. Ihre Körperfeuchtigkeit stört ebenfalls. Ich darf mich verabschieden.«
Hannibal rief ihm einen »sehr freundlichen« Gruß nach. Der Zwerg reagierte eben gern aggressiv, wenn man ihn aufregte.
»Ruhe!« wies ich ihn zurecht. »Eine hochwertige Positronik ist bekanntlich äußerst empfindlich. Temperaturen und Luftfeuchtigkeit müssen genauestens eingehalten werden.«
»Wenn einer den Schnupfen hat, fliegt das Ding wohl in die Luft, eh?« empörte er sich. »Was ist, wenn ich hier niesen muß? Was passiert dann?«
Um ihn nicht noch mehr zu reizen, hüllte ich mich in Schweigen.
Ich fühlte mich von tausend Augen beobachtet. Hinter der nächsten Stahltür summten Maschinen. Offenbar wurden wir vom Gehirn einkalkuliert.
Es dauerte drei Minuten, bis endlich die Lautsprecherstimme aufklang. Zu meiner Erleichterung sprach ein Mensch. Die mechanische Stimme des Robots brachte mich immer wieder zum Frösteln.
»Treten Sie näher. Halten Sie den Hund fest. Er darf unter keinen Umständen frei herumlaufen.«
Das war der Alte. Das markante Organ war unverkennbar. Das Innenschott des Schleusenraumes schob sich in die Wand. Vor uns tauchte eine technifizierte Wildnis auf.
Ich umfaßte Kolibris Halsband fester. Als er die blinkenden Schalttische, Instrumente und bläulich leuchtenden Diagrammschirme bemerkte, sträubten sich seine Nackenhaare. Er knurrte drohend.
Ich ahnte, was in dem Hund vorging. Offenbar besaß er einen hervorragenden Instinkt für unbekannte Gefahren.
Wir betraten einen kleinen, kreisförmigen Raum mit abgeschrägten Seitenflächen. Das zarte Summen umfing uns. Als sich die Tore hinter uns schlossen, wußte ich, daß wir uns inmitten der Robot-Eingeweide befanden. Dies war eine Station, die normalerweise nur von hochqualifizierten Technikern und Wissenschaftlern betreten wurde.
Das halbe Rund des Saales wurde von einer hervortretenden Metallkuppel eingenommen. Mit einiger Phantasie hätte man sich darunter einen monströsen Insektenkopf mit tausend verschiedenartigen Augen vorstellen können.
»Warten Sie. Wir kommen durch die hintere Thermoschleuse«, klang wieder die Stimme des unsichtbaren Sprechers auf.
Hannibal fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Der Kleine befand sich in instinktiver Abwehrbereitschaft.
Die Männer betraten den Raum. General Reling bildete die Spitze. Hinter ihm folgten drei Zivilisten und anschließend einige Leute in den typischen Kunststoffkombinationen unserer beamteten GWA-Wissenschaftler.
Ich kannte sie alle; Grund genug, um meinen ohnehin harten Herzschlag noch zu steigern. Besonders Professor Horam, der unumstrittene Meister der Lobotomie, wirkte auf mich wie ein Keulenschlag.
Ich bemerkte Hannibals impulsive Abwehrbewegung. Dabei war Professor Horam ein durchaus zivilisierter Mann mit freundlichen Augen und einem angenehmen Wesen.
Nur konnten wir eben niemals jene Stunden vergessen, die Horam für den schwerwiegenden Gehirneingriff benötigt hatte. Seine genialen Hände hatten meinen und Hannibals Schädel geöffnet. An die Operation dachte ich nur noch mit stillem Grausen zurück. Wir hatten an der Schwelle zum Wahnsinn gestanden.
Professor Dr. Gregory Horam galt auf dem Gebiet der Gehirnchirurgie als Kapazität Nummer eins. Dennoch hatten wir es nur glücklichen Umständen zu verdanken, daß wir die Durchtrennung der winzigen, aber wichtigen Nervenfaser heil überstanden hatten.
Damals war der Eingriff eine dienstliche Notwendigkeit gewesen. Man hatte Männer gebraucht, die gegen hypnotische,
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