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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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oben­drein ein elek­tro­ma­gne­ti­sches Ku­gel­feld, in dem der in­ne­re Glut­ball ei­ner zwangs­läu­fi­gen Kom­pres­si­on un­ter­lag, bis die Kräf­te­ver­hält­nis­se zur Ent­la­dung dräng­ten.
    Dicht über dem Ener­gie­schirm ei­nes längst ver­gan­ge­nen Vol­kes hat­te sechs­und­fünf­zig Mi­nu­ten lang ein klei­ner Stern ge­han­gen, der in in­ter­mit­tie­ren­der Re­ak­ti­ons­wei­se Tod und Ver­der­ben spie.
    Das an die­ser Stel­le be­reits sechs­hun­dert Me­ter star­ke Fest­land­eis war in den schnee­ver­han­ge­nen Him­mel ge­ris­sen wor­den. Land­ein­wärts wur­den klei­ne­re Ge­bir­ge von den glüh­hei­ßen Druck­wel­len hin­weg­ge­fegt. Eis wur­de zu Was­ser und Was­ser zu hoch­gra­dig ver­seuch­tem Dampf, der durch die stän­dig stei­gen­de Glut zu Hoch­druck-Heiß­dampf mit ei­nem ver­hee­ren­den Ex­pan­si­ons­be­stre­ben wur­de.
    Die in den Him­mel ra­sen­den Ga­se hat­ten die ir­di­sche At­mo­sphä­re durch­bro­chen. Die Druck­wel­len hat­te man noch in der ver­las­se­nen Ma­ri­ne­ba­sis ge­spürt.
    Als der von Men­schen­hand ent­zün­de­te Stern aus­ge­brannt war und die ko­chen­den Ge­wäs­ser wie­der ab­kühl­ten, hat­te ein grau­en­haf­ter Or­kan ein­ge­setzt. Land­ein­wärts, in­mit­ten des Rocke­fel­ler-Pla­te­aus, war ein feu­er­spei­en­der Vul­kan ent­stan­den. Und das na­he dem Süd­pol! Ra­dio­ak­ti­ve Wol­ken­bän­ke hin­gen über dem sechs­ten Kon­ti­nent.
    All die­se Tat­sa­chen hat­ten mich auf­at­men las­sen. Mei­ne Freu­de war aber ver­früht ge­we­sen. We­nig spä­ter hat­te ich stumm den Raum ver­las­sen. Hin­ter mir wa­ren er­reg­te Stim­men auf­ge­klun­gen.
    Die rie­si­ge Ener­gie­kup­pel stand nach wie vor! In­mit­ten die­ser bro­deln­den Höl­le rag­te sie in die vom Schnee­sturm durch­peitsch­te Luft, als wä­re nie die stärks­te Waf­fe der Mensch­heit ge­gen sie an­ge­setzt wor­den. Das Grau­en hat­te mich ge­packt, wenn ich mir vor­stell­te, wel­che Ge­wal­ten dort ge­wü­tet hat­ten.
    Zehn Mi­nu­ten spä­ter hat­ten Han­ni­bal und ich un­ser Ein­ver­ständ­nis er­teilt. Es gab kei­ne an­de­re Wahl mehr. Schließ­lich konn­ten wir nicht lau­fend ato­ma­re Waf­fen los­las­sen. Wir hät­ten da­mit die Welt ver­nich­tet. Es war nun klar, daß ein of­fe­ner An­griff er­folg­los blei­ben muß­te. Scheu­ning hat­te recht be­hal­ten. Un­se­re C-Bom­be war nicht mehr als ein Stein­keil ge­we­sen.
    Nach die­ser Er­schüt­te­rung kam die nächs­te Ent­täu­schung. Wir hat­ten da­mit ge­rech­net, so­fort zum Mond be­för­dert zu wer­den. Aber wir hat­ten die gründ­li­chen Vor­ar­bei­ten der GWA un­ter­schätzt. Es dau­er­te noch vier Ta­ge, bis man uns in den schnel­len Luft­trans­por­ter setz­te. Ziel war der GWA-Raum­flug­ha­fen in der Gi­la-Wüs­te.
    Dort wa­ren wir in den frü­hen Mor­gen­stun­den des 7. Ju­li 2006 ein­ge­trof­fen. Als ich mich bei Co­lo­nel Tor­pentouf mel­de­te und er mein Bio-Fo­li­en-Ge­sicht sah, hat­te er ge­mur­melt:
    »Mit Ver­laub, al­ter Jun­ge, sind Sie es wirk­lich, oder trübt mir der Angst­schweiß den Blick?«
    Nein, der gu­te Mi­ke sah noch gut, nur hat­te ich mich in einen früh­zei­tig ge­al­ter­ten Mann mit scharf­ge­zeich­ne­ten Ge­sichts­zü­gen ver­wan­delt. Un­se­re Mas­ken­bild­ner wa­ren wie­der ein­mal be­son­ders sorg­fäl­tig vor­ge­gan­gen, ob­wohl die gan­ze Ge­schich­te völ­lig sinn­los er­schi­en.
    Es war ein of­fe­nes Ge­heim­nis, daß wir grund­sätz­lich nach dem »Ein­si­cke­rungs­ver­fah­ren« ge­ar­bei­tet hat­ten. Heu­te war es vor­bei mit dem ge­wag­ten Spiel. Hier gab es we­der et­was »ein­zu­si­ckern« noch war es mög­lich, den gleich­ge­sinn­ten Ver­bre­cher oder At­ten­tä­ter zu spie­len, um auf die­se Art die Schul­di­gen un­schäd­lich ma­chen zu kön­nen.
    Mei­ne Ein­satz­mas­ke war die küm­mer­li­che Ab­art ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung. Ich soll­te le­dig­lich einen Mann ver­kör­pern, der frü­her mit Dr. Ran­dolph be­freun­det ge­we­sen war, bis er von dem Ky­ber­ne­ti­ker wäh­rend ei­ner Bä­ren­jagd in Ka­na­da »ver­se­hent­lich« einen Kopf­schuß

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