Diagnose negativ
obendrein ein elektromagnetisches Kugelfeld, in dem der innere Glutball einer zwangsläufigen Kompression unterlag, bis die Kräfteverhältnisse zur Entladung drängten.
Dicht über dem Energieschirm eines längst vergangenen Volkes hatte sechsundfünfzig Minuten lang ein kleiner Stern gehangen, der in intermittierender Reaktionsweise Tod und Verderben spie.
Das an dieser Stelle bereits sechshundert Meter starke Festlandeis war in den schneeverhangenen Himmel gerissen worden. Landeinwärts wurden kleinere Gebirge von den glühheißen Druckwellen hinweggefegt. Eis wurde zu Wasser und Wasser zu hochgradig verseuchtem Dampf, der durch die ständig steigende Glut zu Hochdruck-Heißdampf mit einem verheerenden Expansionsbestreben wurde.
Die in den Himmel rasenden Gase hatten die irdische Atmosphäre durchbrochen. Die Druckwellen hatte man noch in der verlassenen Marinebasis gespürt.
Als der von Menschenhand entzündete Stern ausgebrannt war und die kochenden Gewässer wieder abkühlten, hatte ein grauenhafter Orkan eingesetzt. Landeinwärts, inmitten des Rockefeller-Plateaus, war ein feuerspeiender Vulkan entstanden. Und das nahe dem Südpol! Radioaktive Wolkenbänke hingen über dem sechsten Kontinent.
All diese Tatsachen hatten mich aufatmen lassen. Meine Freude war aber verfrüht gewesen. Wenig später hatte ich stumm den Raum verlassen. Hinter mir waren erregte Stimmen aufgeklungen.
Die riesige Energiekuppel stand nach wie vor! Inmitten dieser brodelnden Hölle ragte sie in die vom Schneesturm durchpeitschte Luft, als wäre nie die stärkste Waffe der Menschheit gegen sie angesetzt worden. Das Grauen hatte mich gepackt, wenn ich mir vorstellte, welche Gewalten dort gewütet hatten.
Zehn Minuten später hatten Hannibal und ich unser Einverständnis erteilt. Es gab keine andere Wahl mehr. Schließlich konnten wir nicht laufend atomare Waffen loslassen. Wir hätten damit die Welt vernichtet. Es war nun klar, daß ein offener Angriff erfolglos bleiben mußte. Scheuning hatte recht behalten. Unsere C-Bombe war nicht mehr als ein Steinkeil gewesen.
Nach dieser Erschütterung kam die nächste Enttäuschung. Wir hatten damit gerechnet, sofort zum Mond befördert zu werden. Aber wir hatten die gründlichen Vorarbeiten der GWA unterschätzt. Es dauerte noch vier Tage, bis man uns in den schnellen Lufttransporter setzte. Ziel war der GWA-Raumflughafen in der Gila-Wüste.
Dort waren wir in den frühen Morgenstunden des 7. Juli 2006 eingetroffen. Als ich mich bei Colonel Torpentouf meldete und er mein Bio-Folien-Gesicht sah, hatte er gemurmelt:
»Mit Verlaub, alter Junge, sind Sie es wirklich, oder trübt mir der Angstschweiß den Blick?«
Nein, der gute Mike sah noch gut, nur hatte ich mich in einen frühzeitig gealterten Mann mit scharfgezeichneten Gesichtszügen verwandelt. Unsere Maskenbildner waren wieder einmal besonders sorgfältig vorgegangen, obwohl die ganze Geschichte völlig sinnlos erschien.
Es war ein offenes Geheimnis, daß wir grundsätzlich nach dem »Einsickerungsverfahren« gearbeitet hatten. Heute war es vorbei mit dem gewagten Spiel. Hier gab es weder etwas »einzusickern« noch war es möglich, den gleichgesinnten Verbrecher oder Attentäter zu spielen, um auf diese Art die Schuldigen unschädlich machen zu können.
Meine Einsatzmaske war die kümmerliche Abart einer Lebensversicherung. Ich sollte lediglich einen Mann verkörpern, der früher mit Dr. Randolph befreundet gewesen war, bis er von dem Kybernetiker während einer Bärenjagd in Kanada »versehentlich« einen Kopfschuß
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