Diagnose negativ
mich um. Captain Lobral, fähigster Raumpilot des GWA-Korps, bot mir schweigend eine Zigarette an. Mit verkniffenen Augen spähte er hinauf zu den ovalen Düsenöffnungen.
»Noch drei Monate Spezialschulung durch den Deneber, Sir, und ich fliege das Schiff allein. Wir wissen schon allerhand. Die Schaltungen sind kein Geheimnis mehr, und die wichtigsten Kontrollorgane haben wir zusätzlich mit verständlichen Instrumenten versehen. Die marsianischen Symbole sind prinzipiell recht einfach, nur kann man sie nicht alle behalten. Diese Intelligenzen müssen Gehirne wie Schwämme gehabt haben. Anstatt Zahlenwerte zu verwenden, haben sie grundsätzlich mit optischen und sogar rein akustischen Signalen gearbeitet. Mit den Geräten zur astronautischen Ortsbestimmung kommen wir niemals klar. Ich habe vollpositronische Automaten angefordert.«
»Wenn wir diesen Einsatz gesund überstehen, werde ich Ihnen mit Material unter die Arme greifen. Jetzt bringen Sie uns heil zum Mond.«
»Heil ist gut, Sir«, entgegnete er. »Der Deneber ist davon überzeugt, daß ein marsianischer Kreuzer von marsianischen Kampfmaschinen nicht angegriffen wird. Eigentlich eine logische Schlußfolgerung, nicht wahr?«
Eigentlich, ja! Was hieß aber in unserem Falle eigentlich! Dem Schiff stand ich nach wie vor mit größtem Mißtrauen gegenüber.
Der Wachoffizier der GWA-Sperrkompanie ließ bereits die Tore zurückrollen. Ich nickte ihm zu. Minuten später zischte die Luftschleuse hinter uns zu. Das Summen der bereits laufenden Reaktoren wirkte auf meine strapazierten Nerven wie das Brüllen eines Ungeheuers. Ich war überreizt.
Der Antigravitationslift entlockte mir einige harte Worte. Die technische Leistung an sich fand ich brillant, auf der Erde hätte es wohl keinen Menschen gegeben, der bei einiger Toleranz nicht zugegeben hätte, wie großartig diese Einrichtungen waren.
Mir gefiel es nur nicht, daß ich von all diesen Einrichtungen nichts verstand! Dieses Nichtverstehen ging unbewußt gegen meinen menschlichen Stolz. Ich fühlte mich gedemütigt, wenn ich gleich einer im Spinnennetz zappelnden Fliege in dem Antigravschacht nach oben glitt, obwohl der Verstand signalisierte, daß man unter solchen Umständen eigentlich nach unten zu fallen hätte. Meine instinktive Abwehr gegen das Bessere, Genialere resultierte wohl nur aus dem Gefühl, daß diese Leistungen von Fremden vollbracht wurden. Es wurde Zeit, all das mit anderen Augen zu sehen.
Ich durchschritt das Panzerschott zur Zentrale. Einheitlich gekleidete Männer grüßten. Sie trugen die Uniformen des Raumkorps. Nur die angebliche Frau im Sitz des Ersten Piloten bildete eine Ausnahme. Es kostete mich wieder einige Überwindung, über das Äußere hinwegzusehen. Hinter der Stirn der dunkelhaarigen, hochgewachsenen Frau verbarg sich das transplantierte Gehirn eines männlichen Denebers.
Coatla hatte bereits gelebt, als die Kontinente der Erde noch unter den Eismassen der letzten Kälteperiode lagen. Eiszeit sagte man dazu.
Er hatte noch den Krieg zwischen Mars und Deneb mitgemacht, der die Vernichtung beider Welten gebracht hatte. Anschließend hatten die wenigen Überlebenden seines Volkes das Kunststück geschafft, in einem biologischen Tief schlaf 187.000 Jahre zu überdauern, bis sie von den technischen Einrichtungen der Station geweckt worden waren.
Nach dem Erwachen hatten die Fremden überrascht festgestellt, daß die Menschen der Erde zu äußerst intelligenten Wesen herangereift waren. Die medizinische Kunst der Deneber hatte denebische Gehirne in
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