Diagnose negativ
Kein Mensch konnte wissen, welche Vorgänge innerhalb der mechanischen Einheit abliefen. Wir konnten nur auf jenen Effekt hoffen, den Iljitschin den »Effekt der absoluten Logik« genannt hatte.
Logik ist niemals identisch mit Gefühlen. Also war es ausgeschlossen, daß unseren Angaben instinktives Mißtrauen entgegengebracht wurde.
Hier konnte es kein vorläufiges Einsperren zwecks näherer Überprüfung der Aussagen geben. Bei jedem intelligenten menschlichen oder nichthumanoiden Lebewesen wäre das möglich und sogar höchstwahrscheinlich gewesen. Wenn sich ein denkendes Wesen seiner Sache nicht absolut sicher ist, dann forscht es nach, um anschließend die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten.
Hier war es anders! Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder vorbehaltlose Anerkennung oder Tod. Ein positronisches Robotgehirn kennt keine Kompromisse. Es muß sofort überzeugt werden, oder es wird niemals überzeugt. Das waren die Aussagen unseres Kybernetikers, der die gefährliche Identifizierungsmaschine zu gern näher untersucht hätte.
Ich hielt Iljitschin mit einem warnenden Blick zurück. Er setzte eine beleidigte Miene auf.
Die Stimme kam plärrend, aber moduliert. Sie kam aus der aufgefahrenen Maschine, deren Bildschirme plötzlich Symbolgruppen zeigten.
Coatla wankte nach vorn. Die vorher noch so aktiven Arbeitsmaschinen der Werft waren in der Bewegung erstarrt. Ich ahnte, daß sie den Funkbefehl zum vorläufigen Stillstand erhalten hatten.
Der Deneber antwortete. Wir verstanden keine Silbe von dem eigenartigen Singsang. Ich hoffte nur auf Coatlas überragende Intelligenz und seinen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb. An Verrat konnte er nicht denken. Hier befand er sich in Feindesland.
Es erfolgten Rückfragen durch die Maschine, die offenbar eine teilindividuelle Sprachschaltung besaß. Mathematische Ergebnisse wurden in verständliche Sätze umgewandelt; von denkenden Wesen gesprochene Worte wiederum in mathematische Symbole. Das war die Leistungsgrenze der Kybernetik überhaupt. Höher ging es nicht mehr.
Auf dem schweren Gerätewagen begann sich eine glitzernde Kuppel zu drehen. Coatla wies mit der Hand nach hinten – auf uns. Die Maschine nahm uns in näheren Augenschein. Jetzt fiel die Entscheidung.
»Zweite Gruppe bei Fall ›Pferdefuß‹ zurück auf die Schiffsplattform. Erste Gruppe Feuer auf Sperrmaschine, dritte Gruppe geht in Deckung hinter Verladekran. Waffen entsichern, auf weitere Befehle warten«, vernahm ich in meinem Helmlautsprecher.
Putchinger behielt die Nerven! Allerdings baute er vor.
Coatla sprach nochmals. Er deutete auf Manzo. Natürlich – der monströse Mutant mußte auffallen. Wenn der Deneber nicht eine logisch klingende Erklärung fand …
Sekunden später ertönte ein schriller Ton. Die Stahlsperre verschwand.
Das Gerät setzte sich dumpf rollend in Bewegung. Es wich mit dem hinteren Teil in die Wand zurück. Nur die Aufnahmeorgane waren noch zu sehen.
»Langsam vorbeigehen, Mann für Mann«, hörte ich den Deneber sagen. Er schien am Ende seiner Kraft zu sein. »Langsam, schön langsam! Jeder Ankömmling muß erfaßt und mit seinen Hirnschwingungen identifiziert werden. Die Daten gehen weiter ans Zentralgehirn, das sie jedem Kampfroboter mitteilt.«
Ich schritt auf die leuchtende Kuppel zu, blieb einen Augenblick in steifer Haltung davor stehen und ging weiter. Nach mir kamen Hannibal, Coatla und Manzo. Anschließend folgten die Wissenschaftler.
In der Schiffsschleuse tauchten die zurückgebliebenen Techniker auf. Sie reihten
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